Die Sozialarbeiter Sonja Lengerer, Simon Fregin und Andrea Wollmann (v.l.) beim Einzug in die neuen Räume im Jahr 2013 Foto: Archiv Julia Barnerßoi

Wenn es dumm läuft, muss die Mobile Jugendarbeit Sillenbuch wieder umziehen. Dem Förderverein geht das Geld aus, und ohne diese Finanzspritze ist die Miete in dem Neubau an der Bernsteinstraße auf Dauer zu hoch.

Sillenbuch - „Wir haben noch ein paar Rücklagen auf der Bank, aber es wird knapp“, sagt Hansjörg Biegert, der Vorsitzende des Fördervereins Mobile Jugendarbeit Sillenbuch/Heumaden/Riedenberg. Mit 15 000 bis 20 000 Euro jährlich unterstützte der Verein die Jugendarbeit in den vergangenen Jahren. Für 2016 stehen noch einmal 15 000 Euro zur Verfügung, doch wie es danach weitergeht, weiß Biegert nicht.

Das hängt vor allem damit zusammen, dass der Förderverein, der Mitte der 90er-Jahre gegründet wurde, kaum neue Mitglieder gewinnen kann. „Der Verein ist natürlich einem Alterungsprozess unterworfen“, sagt Biegert. „Wir haben heute keine 80 Mitglieder mehr.“

Die Förderer werden weniger

Da sich der Förderverein über Mitgliedsbeiträge und Spenden finanziert, kommt immer weniger Geld in die Kasse. Das hat Folgen für die Jugendarbeit. „Wir können nur arbeiten, weil es die Spenden vom Förderverein gibt“, sagt der Sozialarbeiter Simon Fregin.

Jeden November schickt der Förderverein „Bettelbriefe“, wie Biegert es nennt, an Freunde der Mitglieder und an Firmen. „Ohne diese Briefe würden noch weniger Spenden kommen“, sagt er. Doch selbst damit kämen in den nächsten Jahren wohl nicht einmal mehr 10 000 Euro für die Mobile Jugendarbeit zusammen, schätzt er.

Schwierig wird die Situation für die Mobile Jugendarbeit auch deshalb, weil sie erst 2013 in neue Räume an der Bernsteinstraße 3 gezogen ist. Doch die sind teurer in der Miete und im Unterhalt als die alten Räume. „Da stehen höhere Aufwendungen gegenüber sinkenden finanziellen Mitteln“, sagt Biegert. Schlimmstenfalls muss die Jugendarbeit wieder umziehen, falls sie sich die Miete nicht mehr leisten kann. „Die Miete ist sehr hoch. Früher oder später werden wir wieder umziehen müssen, wenn das Geld fehlt“, sagt Fregin.

Nicht nur positive Entwicklungen

Damit sei jedoch niemandem geholfen, sagt Biegert, denn die Mobile Jugendarbeit sei dort gut aufgehoben. Dem stimmt Fregin zu. Die jetzigen Räume liegen direkt an der „Hauptfußgängerverkehrsachse zwischen den Stadtteilen“, sagt der Sozialarbeiter. „Es wird schwierig werden, etwas anderes Geeignetes zu finden.“

Aufgabe der Mobilen Jugendarbeit sei es, mit allen Jugendlichen im Bezirk in Kontakt zu kommen und denen zu helfen, die Hilfe brauchen, sei es bei familiären oder schulischen Problemen oder bei Bewerbungen. Neben Streetwork, Einzel- und Gruppenangeboten liegt der Fokus der Mobilen Jugendarbeit immer stärker auf der Schulsozialarbeit.

Diese Entwicklung findet Hansjörg Biegert nicht nur positiv. „Man muss schauen, dass die Mobile Jugendarbeit im eigentlichen Sinn, etwa im Bereich Streetwork, nicht darunter leidet, weil die Schulsozialarbeit die Betreuungskräfte abzieht.“

Diese Befürchtung teilt Fregin, der selbst zu 50 Prozent in der Mobilen Jugendarbeit und zu 50 Prozent in der Schulsozialarbeit tätig ist, nicht: „Es ist nicht so, dass ich dadurch, dass ich an der Schule bin, weniger Mobile Jugendarbeit mache.“ Die Sozialarbeiter haben laut Fregin zwar mehr zu tun, aber das bringe auch Vorteile mit sich. „Wir erreichen durch die Kombination die Jugendlichen dort, wo sie sich aufhalten, an der Schule und außerhalb davon“, sagt Simon Fregin.

Allgemeines zur Mobilen Jugendarbeit:

Die Mobile Jugendarbeit ist aufgeteilt in Streetwork, Einzel-, Gruppen- und Gemeinwesenarbeit. Als fünfter Bereich kann die Schulsozialarbeit gezählt werden, sie bekommt immer größere Bedeutung. Die Sozialarbeiter sind dabei stundenweise als Ansprechpartner für die Jugendlichen in den Schulen anwesend.

Die Sozialarbeiter der Mobilen Jugendarbeit sind in Stuttgart bei der Evangelischen Gesellschaft (Eva) oder der Caritas angestellt. In Sillenbuch, Heumaden und Riedenberg trägt die Eva die Jugendarbeit.

Weil Sillenbuch kein sozialer Brennpunkt ist, müssen 20 Prozent der Kosten aus dem Bezirk gedeckt werden. Aus diesem Grund gründete sich der Förderkreis Mitte der 90er-Jahre. Spenden nimmt der Förderverein gerne entgegen: Förderverein Mobile Jugendarbeit im Stadtbezirk Sillenbuch e.V., IBAN: DE 71 60050101  00 02 41 30 11.