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Die Mobile Jugendarbeit feiert am Sonntag 25-jähriges Bestehen mit einem ökumenischen Gottesdienst an der Deidesheimer Straße 94. Nach Grußworten besteht die Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Weilimdorf - Etwa 40 Jahre ist es her, dass die erste Gesellschaft für Mobile Jugendarbeit in Stuttgart-Hallschlag gegründet wurde. Nach und nach folgten auch in anderen Stadtbezirken Einrichtungen, 1988 schließlich wurde die Mobile Jugendarbeit Weilimdorf gegründet. Der Auftrag aller Gesellschaften war und ist es bis heute, sich für benachteiligte Jugendliche einzusetzen. „Als die Pfaffenäcker aufgesiedelt wurden und viele Jugendliche dorthin zogen, sagte man, da muss man was tun“, berichtet die Weilimdorferin Eva Popp von den Anfängen der sozialpädagogischen Einrichtung, die sie selbst mitgestaltet hat. Die Studie einer Studentengruppe habe damals den rapiden Anstieg von Jugendkriminalität im Stadtteil attestiert.

Die Stadt übernimmt den Hauptteil der Kosten

Die ersten drei Jahre kam die Mobile Jugendarbeit im Dietrich-Bonhoeffer-Gemeindehaus unter, bis 1991 das Haus an der Deidesheimer Straße 94 bezogen werden konnte. „Man hat damals gemerkt, dass man die kirchliche und die Mobile Jugendarbeit trennen muss“, sagt der Sozialpädagoge Stefan Ulrich. Nach wie vor sind die Kirchengemeinden vor Ort, die Evangelische Gesellschaft (Eva) und der Caritasverband in die Organisationsstruktur und auch in die Finanzierung eingebunden. Den Hauptteil der Kosten übernimmt aber die Stadt Stuttgart, das Land Baden-Württemberg beteiligt sich zudem an den Personalkosten. „Um unsere Arbeit finanzieren zu können, sind wir auf Spenden angewiesen“, unterstreicht Wolfgang Riesch, der stellvertretende Bereichsleiter bei der Eva.

Schulsozialarbeiter an 5 weiterführenden Schulen im Einsatz

Denkt er an die Anfänge der Mobilen Jugendarbeit in Weilimdorf zurück, stellt Riesch einige inhaltliche und auch strukturelle Wandlungen bei der Arbeit der Sozialpädagogen fest. „Die neuen Medien haben das Treffverhalten der Jugendlichen total geändert“, sagt er. Früher hätten die Streetworker an bestimmten Treffpunkten stets junge Leute vorgefunden. „Heute verabreden sie sich gezielt über Facebook, treffen sich und gehen weiter.“ Dadurch sei die Arbeit der Streetworker viel zufälliger geworden. Die Orientierung in die Innenstadt habe es bis vor der Fußball-WM 2006 nicht im heutigen Ausmaß gegeben. Vor 15 Jahren stieg die Mobile Jugendarbeit auch in die Schulsozialarbeit ein. Mit der grün-roten Landesregierung ist dieser Arbeitsbereich weiter ausgebaut worden. Inzwischen sind die sechs Mitarbeiter an fünf weiterführenden Weilimdorfer Schulen – Wolfbusch-, Reisach-, Rappach-, Seelach- und Realschule – im Einsatz. „Die Entwicklung der Schullandschaft beschäftigt uns nachhaltig“, sagt Riesch. Ein weiterer neuer Schwerpunkt ist die unterstützende Begleitung beim Berufseinstieg. Die Sozialpädagogen spüren in diesem Bereich große Unsicherheit und Beratungsbedarf der Heranwachsenden.

Die Betreuung der Jugendlichen findet in Form von Einzelhilfe, aber auch als Gruppenarbeit statt. „Wir begleiten die Jugendlichen durch die schwierige Zeit der Pubertät. Sie sollen zu uns Vertrauen fassen. Wir sehen uns für alle Themen zuständig“, sagt Riesch. Keinesfalls seien die Sozialarbeiter der verlängerte Arm von Lehrern oder der Polizei. „Wenn wir das Vertrauen der Jugendlichen missbrauchen würden durch Kontrolle, könnten wir den Laden dicht machen.“