Fahren mit 1,1 Promille: Auch Bezirkschef Jürgen Lohmann testete den Simulator. Foto: Engel

Gemeinsamer Einsatz für einen bewussteren Umgang mit Alkohol im Straßenverkehr. In Stuttgart wurde am Freitagabend versucht, junge Männer und Frauen für das Thema Alkohol im Straßenverkehr zu sensibilisieren.

Möhringen - Ob zum Geburtstag ein Glas Sekt zum Anstoßen, ein Verdauungsschnäpschen nach der Grillparty oder zwei Bier während des Finales der Fußballweltmeisterschaft: Auch junge Menschen trinken Alkohol. Problematisch wird es nur, wenn man anschließend mit dem Auto nach Hause fahren will. „Unser Ziel ist es, den Jugendlichen einen bewussteren Umgang mit Alkohol zu vermitteln“, sagt Annemarie Deisenberger.

Autofahren mit 1,1 Promille

Die Teamleiterin der mobilen Jugendarbeit Fasanenhof hat zusammen mit ihren Kollegen aus Möhringen, den Jugendhäusern des Stadtgebiets, mit der Jugendrat-Projektgruppe sowie der Verkehrswacht Stuttgart am Freitagabend versucht, junge Männer und Frauen für das Thema Alkohol im Straßenverkehr zu sensibilisieren.

Das Angebot vor dem Kaufland in der Rembrandtstraße war vielfältig. Im Fahrsimulator der Verkehrswacht konnten Jugendliche testen, wie es sich anfühlt bei 1,1 Promille Auto zu fahren. Am Stand der Polizei, die die Aktion ebenfalls unterstützte, wurden mittels Brille mit verzerrten Gläsern sogar 1,3 Promille vorgegaukelt. „Es ereignen sich sehr viele, vor allem schwere Verkehrsunfälle mit Jugendlichen unter Alkoholeinfluss“, bestätigt Polizeioberkommissarin Silke Stegmaier. Hinzu kämen noch zahlreiche Gewaltdelikte, da unter Alkoholeinfluss bekanntlich auch die Hemmschwelle sinke und das Aggressionspotenzial steige.

Staunen über deutlich verzögerte Reaktionszeit

Das Angebot am frühen Abend nutzten aber nur sehr wenige Jugendliche und dass obwohl es kostenlose, alkoholfreie Cocktails gab. So blieb aber immerhin die Gelegenheit für die Mitwirkenden, selbst einmal den Fahrsimulator zu testen. Bezirksvorsteher Jürgen Lohmann, der die jährliche Veranstaltung im Vorfeld ebenfalls unterstützt hatte, fuhr unter vorgegaukelten 1,1 Promille recht zügig über die Autobahn. Der Schultes blieb zwar unfallfrei, war aber sichtlich erstaunt über die deutlich verzögerte Reaktionszeit, die der Simulator verdeutlichte.

„Vor allem bei höheren Geschwindigkeiten unterschätzen gerade junge Fahrer den Einfluss von Alkohol auf das Fahrverhalten“, sagt die Vorsitzende der Verkehrswacht, Birgit Weber. Das eingeschränkte Sichtfeld, das schon ab deutlich weniger Promille spürbar werde, führe gerade im Stadtverkehr immer wieder zu Unfällen mit Fußgängern. Dass aber nicht nur Jugendliche beim Fahren unter Alkohol Probleme mit der Reaktionszeit haben können, bewies Friedrich Bretz, seines Zeichens Vorsitzender der Initiative Lebensraum Möhringen: Bereits nach einigen hundert Metern im Fahrsimulator endete die Alkoholfahrt in der Leitplanke.