Einige Firmen unterstützen ihre Mitarbeiter bereits dabei, Familie und Job besser unter einen Hut zu bekommen. Bei den meisten herrscht aber immer noch Nachholbedarf beim Thema flexibles Arbeiten. Foto: Markus Bormann/Fotolia

Mit Pro und Contra zum Thema - Berufseinsteiger fordern zunehmend ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Karriere und Familienzeit. Im Kampf um Fachkräfte bemühen sich die Unternehmen im Land, ihren Beschäftigten möglichst flexible Arbeitszeitmodelle anzubieten. Doch es gibt noch viel Luft nach oben, sagen Experten. Unsere Wirtschaftsredakteure Daniel Gräfe und Michael Gerster bewerten die neuen Konzepte jeweils unterschiedlich.

Das sagen Führungskräfte

Das Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) hat vor einigen Monaten 2400 Führungskräfte aus mittelständischen Unternehmen und Konzernen befragt, darunter Kärcher, Wüstenrot & Württembergische, BMW und DHL. Bemerkenswert sei, wie ambivalent Führungskräfte zur Flexibilisierung in ihrem Unternehmen stehen würden, betont Carsten Schmidt. Einerseits begrüßten es die Führungskräfte, wenn möglichst flexibel gearbeitet werde, andererseits hätten sie mitunter Bedenken, dass es für sie selbst ein Karrierehindernis sein könnte.

„Die Führungskräfte würden eine stärkere Unterstützung des Topmanagements begrüßen“, sagt Schmidt – und deutet an, dass es immer jemanden geben muss, der den Schritt als Erstes wagt. „Die Flexibilisierung der Arbeit hängt stark davon ab, wer sie vorlebt. Wenn der Chef das macht, dann trauen sich die Mitarbeiter auch.“

Nach Einschätzung der Führungskräfte könne häufiger flexibel gearbeitet werden – die Mittel wie zum Beispiel die Anbindung des Heimarbeitsplatzes an das Unternehmen seien meist vorhanden. Allerdings sieht die Mehrheit bei flexibleren Arbeitszeiten einen größeren Aufwand: „Es braucht schlichtweg mehr Zeit, um sich um die einzelnen Mitarbeiter zu kümmern“, betont Schmidt. Außerdem wünschten sich die Führungskräfte oft selbst etwas Anleitung: „Manche hätten noch gerne eine Schulung, wie sie die Mitarbeiter in dieser flexiblen Arbeitsumgebung besser anleiten können. Bei der Flexibilisierung der Arbeit ist noch Luft nach oben.“

Der Maschinenbauer Trumpf

Der Werkzeugmaschinenbauer Trumpf hat in Baden-Württemberg als einer der ersten großen Betriebe ein umfassendes Paket zur flexiblen Gestaltung von Arbeitszeit geschnürt. Seit 2011 können die Beschäftigten des Unternehmens mit Sitz in Ditzingen alle zwei Jahre wählen, ob sie ihre vertragliche Wochenarbeitszeit innerhalb eines Rahmens von 15 bis 40 Stunden erhöhen oder absenken wollen. Rund 15 Prozent der 4000 Beschäftigten nehmen diese Möglichkeit derzeit in Anspruch, sagte eine Unternehmenssprecherin unserer Zeitung. „Zwei Drittel davon haben ihre Arbeitszeit erhöht, ein Drittel hat sie reduziert.“