Orel Mangala ruft Fähigkeiten auf Bundesliganiveau inzwischen kon­stant ab Foto: Baumann

Der 22-jährige Belgier Orel Mangala entwickelt sich beim VfB Stuttgart zum Führungsspieler – und könnte zum neuen Benjamin Pavard werden.

Stuttgart - Natürlich hat auch Julian Nagelsmann gesehen, dass da im Trikot mit dem Brustring einer steckte, der stets eine spielerische Lösung aus dem Fuß schüttelte. Und nicht nur dem Trainer von RB Leipzig fiel auf, dass an diesem Samstagabend bestimmt ein Spieler des VfB Stuttgart gut in das rote Hemd der Sachsen gepasst hätte: Orel Mangala.

 

Der 22-jährige Belgier hätte die ohnehin starken Leipziger mit seinem fußballerischen Vermögen beim 1:0-Sieg womöglich einen Tick besser gemacht. Neuerdings steht Mangala wohl deshalb auf der Liste von Profis, die von den Bullen beobachtet werden. Für Mangala ist dies nichts Außergewöhnliches. Seit Jahren taucht der Mittelfeldspieler in den Scoutingprotokollen vieler Clubs auf – und bisher wurde immer darüber nachgedacht, ob man das offensichtliche Potenzial bereits für viel Geld verpflichten möchte.

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Doch jetzt ist es so, dass Mangala seine Fähigkeiten auf Bundesliga-Niveau konstant abruft. Das macht ihn noch begehrter, da er gegen die Topteams aus Leipzig, München und Dortmund aufgefallen ist. Im Grunde gehört der Mann mit der Rückennummer 23 beim VfB seit Wochen zu den besten Spielern. An der Seite von Wataru Endo bildet er mit dem Japaner eine Doppelsechs, die dem Stuttgarter Spiel Halt verleiht. Im wahrsten Wortsinn.

Geschickte Drehungen

Endo gehört zu den zweikampfstärksten Kräften der Liga. Mangala hat sich seit seiner Ankunft 2017 in Stuttgart von einer verheißungsvollen Begabung zu einem robusten Kerl mit feiner Technik entwickelt. Er ist kaum vom Ball zu trennen, und selbst wenn er im Zentrum des Geschehens von mehreren Gegnern hart attackiert wird, fällt er nicht gleich um. Zudem weiß er sich mit dem Ball am Fuß auf engstem Raum so geschickt zu drehen, dass seine Aktionen locker-leicht wirken.

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„Orel ist einer unserer Motoren im Mittelfeld. Das umfasst die Laufleistung, die Umsetzung taktischer Vorgaben, aber auch die Verantwortung, die er trotz seines jungen Alters schon für unser Spiel trägt“, sagt der Sportdirektor Sven Mislintat. So steigt der Einfluss Mangalas stetig auf die Mannschaft, weil er im Schatten der Kapitäne Gonzalo Castro und Marc Oliver Kempf ohne Getöse in eine Führungsrolle hineinwächst. Auf dem Platz, aber ebenso außerhalb, da er gerade für die junge French Connection den Verbindungsmann gibt.

Mangala spricht gut Deutsch, weil er schon als A-Jugendlicher vom RSC Anderlecht zu Borussia Dortmund wechselte. „Er hat eine Leaderrolle angenommen und ist eine wichtige Bezugsperson für die Französisch sprechenden Talente. Das tut seiner Persönlichkeitsentwicklung gut“, sagt Mislintat.

Vorbild Pavard?

Da liegt es auf der Hand, dass der VfB den Vertrag mit Mangala vorzeitig verlängern will. Unmittelbarer Handlungsbedarf besteht jedoch nicht, da das Arbeitspapier bis 2023 läuft. Die Spielerseite wartet ohnehin ab. Mangala soll sich weiter auf den Sport fokussieren, da stehen in den nächsten Wochen wichtige Begegnungen an, angefangen beim FC Augsburg am Sonntag (15.30 Uhr).

Doch in einer nahezu idealen Fußballwelt stellt man sich an der Mercedesstraße schon vor, dass der Mittelfeldspieler um ein Jährchen verlängert, eine weitere Saison in Stuttgart bleibt und dann für eine erkleckliche Ablösesumme zu einem europäischen Spitzenverein geht – wie einst Benjamin Pavard (FC Bayern).

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Illusorisch erscheint das im Fall Mangala nicht. Seit Pellegrino Matarazzo Trainer ist, hat er seine Rolle gefunden und sich weiter verbessert. Selbstvertrauen schöpft der 22-Jährige daraus. Und in Sven Mislintat weiß Mangala einen Sportdirektor beim VfB, der ihn schon aus BVB-Zeiten kennt und ihm viel zutraut. Außerdem tendiert der Spieler nicht dazu, so schnell wie möglich in eines seiner Wunschländer zu gelangen: England und Spanien. Premier League oder Primera División – das könnte irgendwann die Frage sein. Allerdings soll es dann nicht Sheffield United oder Real Valladolid sein, sondern eine renommierte Adresse, die Mangalas Karriereplan entspricht.

Endlich A-Nationalspieler?

Seit der U 15 hat er alle Nachwuchsauswahlmannschaften seines Heimatlandes durchlaufen. Der Sprung in den A-Kader der Belgier steht aber noch aus. Ein Traum wäre das für den in Brüssel geborenen Mangala, dessen Eltern aus der Demokratischen Republik Kongo stammen. Direkten Kontakt zu Roberto Martinez gibt es nicht, im Blickfeld des Nationaltrainers befindet sich Mangala aber allemal. Vor allem durch den furiosen 5:1-Sieg des VfB bei Borussia Dortmund.

Mangala trumpfte auf, was ihm persönlich gleich einen doppelten Schub verlieh. Erstens: Die Stuttgarter gewannen bei seinem Ex-Club. Zweitens: Im Mittelfeld stach er den etablierten Axel Witsel (31) aus. Auf ein Duell Zukunft gegen Gegenwart oder Vergangenheit ließe sich das beim Fifa-Weltranglistenersten zuspitzen. Doch Mangala will sich durch die erhöhte Aufmerksamkeit nicht von seinem Weg abbringen lassen – dieser führt für ihn nur über den VfB in höhere Gefilde.