Atakan Karazor hat die vergangenen Wochen in einem Gefängnis auf Ibiza verbracht. Jetzt soll der Spieler des VfB Stuttgart nach Deutschland zurückkehren. Foto: Baumann/Hansjürgen Britsch

Der Fußballprofi des VfB Stuttgart wird aus der spanischen Untersuchungshaft entlassen. Doch das wirft rund um den Fall Atakan Karazor neue Fragen auf.

Ganze 43 Tage. So lange saß Atakan Karazor in spanischer Untersuchungshaft. Jetzt kommt der Fußballprofi des VfB Stuttgart wieder auf freien Fuß. Gegen eine Kaution in Höhe von 50 000 Euro und unter Meldeauflagen. Denn nach wie vor wird gegen den 25-Jährigen sowie einen gleichaltrigen Begleiter auf Ibiza wegen sexueller Nötigung ermittelt. Nach Informationen unserer Redaktion sollte Karazor am Freitagabend zwischen 17 und 18 Uhr aus dem Gefängnis entlassen werden.

 

Schon am Tag zuvor hatten sich Familienangehörige und Freunde auf Ibiza eingefunden, um zu dokumentieren, dass die geforderte Kaution auf dem Justizkonto hinterlegt sei. „Das Geld ist überwiesen“, bestätigte eine Justizsprecherin am Freitag. Nach dem aktuellen Beschluss muss sich Karazor zudem bis zur möglichen Verhandlung regelmäßig bei den spanischen Behörden melden. Er kann dies von Deutschland aus tun. Kontakt zu der jungen Frau, die ihn der Vergewaltigung bezichtigt, und eine Annäherung unter 500 Meter sind untersagt.

Es ist davon auszugehen, dass Karazor nach seiner Freilassung die Balearen so schnell wie möglich verlassen wird – und dann kommt auch wieder der VfB ins Spiel. Der Club hatte seit der Inhaftierung am 9. Juni keine Möglichkeit eines direkten Kontakts zu seinem Spieler. Der Informationsfluss lief über Karazors Bruder und dessen Anwälte. In Spanien vertreten ihn Bartolomé Salas und seine Kollegin Cristina Molina – Topanwälte, wie es heißt. Sie erwirkten, dass die erste Kammer des Landgerichts die Situation neu beurteilte und das Urteil des Berufungsgerichts revidierte. Dieses hatte verfügt, dass Karazor und sein Freund wegen Fluchtgefahr nicht gegen Kaution freikommen.

Mit der Rückkehr nach Deutschland stellt sich nun die Frage, ob Karazor so schnell wie möglich wieder in das Training beim VfB einsteigt. Grundsätzlich ja, da die Stuttgarter von Anfang an betont haben, dass für sie die Unschuldsvermutung gilt. Daran hat sich nichts geändert. Der Mittelfeldspieler erhält bislang sein Gehalt. Dennoch wollen die Clubverantwortlichen erst einmal ein persönliches Gespräch abwarten, ehe sie die weiteren Abläufe mit ihrem prominenten Angestellten klären und sich öffentlich äußern. Dies soll zeitnah geschehen. [16:20] Maisel, Philipp

Der Vorstandsvorsitzende Alexander Wehrle und der Sportdirektor Sven Mislintat wollen sich Karazor jedoch nicht nur von der sportlichen und der juristischen Seite nähern, sondern vor allem von der menschlichen. Es gilt auszuloten, in welcher körperlichen und mentalen Verfassung sich der Defensivspezialist nach sechs Wochen im Gefängnis in Ibiza-Stadt befindet. Gehörigen Trainingsrückstand wird Karazor dabei auf jeden Fall aufweisen.