Die Mitgliederversammlung des FC Schalke 04 verlief fast schon harmonisch. Die mit Spannung erwartete Rede des in die Kritik geratenen Managers Heldt ließ über drei Stunden auf sich warten. Und Clemens Tönnies hatte eine Überraschung parat.
Gelsenkirchen - Den ganz großen Jubel gab es zum Schluss, als Schalke-Boss allen Mitgliedern zurief: "Es gibt Freibier!"
Der große Krach blieb bei der Mitgliederversammlung des FC Schalke 04 aus. Zwar gab es bei der mit Spannung erwarteten Rede von dem in die Kritik geratenen Sportvorstands Horst Heldt Pfiffe und Buh-Rufe zahlreicher Mitglieder, doch der Manager meisterte es mit Bravour. Am Ende seiner rund 22 Minuten langen und emotionalen Rede gab es Applaus für Heldt. „Es ist ja doch nicht alles scheiße bei uns“, kommentierte der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies lachend diese Reaktion. In der Vergangenheit war es bei Schalker Versammlungen meistens turbulenter zugegangen.
Nach Platz sechs in der Liga und demnächst Europa League statt Champions League war Heldt für viele Fans der Hauptschuldige. Besonders eine verfehlte Transferpolitik wurde Heldt vorgeworfen. „Ich kann verstehen, dass ihr die Schnauze voll hattet. Für diese Saison übernehme ich die sportliche Verantwortung“, sagte Heldt, der aber letztendlich - ebenso wie der gesamte Vorstand - von den Mitgliedern entlastet wurde. „Ich lag bei manchen Transfers daneben. Das ist nicht gut gelaufen“, gab Heldt zu. Auch die Verpflichtung von Trainer Roberto Di Matteo, der Ende 2014 auf den entlassenen Jens Keller folgte, „war mein Fehler“. Seinen vorzeitigen Abschied aus seinem bis 2016 datierten Vertrag schloss der Manager aber aus.
Heldt: "Ich stehe zu meiner Verantwortung"
„Ich stehe zu meiner Verantwortung. Und Verantwortung zu übernehmen heißt, nicht aufzugeben“, betonte Heldt. Stattdessen habe er viele Pläne für die Zukunft. Unter dem Jubel der Fans kündigte er an: „Kevin-Prince Boateng und Sydney Sam bleiben suspendiert.“ Und nach Absprache mit Neu-Trainer André Breitenreiter soll die Mannschaft eine „Blutauffrischung erhalten“. Die Verpflichtungen von Johannes Geis und Junior Carcia seien nicht die letzten Transfers in diesem Sommer.
Auch für die Spieler wird es Änderungen geben. „Wir werden einen Verhaltenskodex für die Profis einführen, in mehreren Sprachen und 15 Seiten dick“, kündigte Heldt an. Denn die „Diskussion über eine Wohlfühloase hat mich am meisten angekotzt.“ Dem Sportvorstand wurde zuletzt immer wieder ein zu lascher und unautoritärer Umgang mit den Fußball-Stars vorgeworfen.
Die meisten Schalker Profis sowie Breitenreiter nahmen an der Versammlung in der Veltins-Arena teil. Breitenreiter wurde bei seiner Begrüßung mit viel Applaus bedacht. Doch noch vor Heldts Rede verließen Coach und Profis die Arena bereits wieder.
Wirtschaftlich gab es bessere Nachrichten. Zum Ende des vergangenen Geschäftsjahres 2014 erlöste Schalke 04 auf Konzernebene mit 215,3 Millionen Euro einen Umsatzrekord (2013: 206,8 Millionen) und erzielte einen Überschuss von 4,2 Millionen Euro (2013: 500 000 Euro). Der Schuldenstand wurde um knapp 15 Millionen auf 163,9 Millionen Euro reduziert.