Einer der besten seiner Zunft: Christoph Keller will mit 48 Jahren nicht mehr brennen. Foto: Mike Meyer

Er war Professor an der Kunsthochschule, bevor er 2005 anfing, Schnaps zu brennen. Er wurde einer der besten Brenner der Welt und Miterfinder des besten Gins der Welt. Nun schmeißt Christoph Keller hin.

Stuttgart/Eigeltingen - Manch einer mag Christoph Keller für verrückt halten. Er, der nach fünf Jahren Praxis so weit war, dass er bei der Weltmeisterschaft der Schnapsbrenner die Hauptrolle spielte, dessen Destillate in wohl jedem Sternerestaurant in Deutschland genossen werden können, dessen Produkte die Kanzlerin beim G-7-Gipfel 2015 an die wichtigsten Staatschefs der Welt verteilte, schmeißt hin. Noch besser: Er schlägt sogar Angebote von Branchengrößen aus, die seine Marke Stählemühle mit Kusshand erwerben würden und sich wohl auch einiges kosten ließen. Schließlich ist zum Beispiel der halbe Liter Elsbeere aus dem oberen Donautal aus Kellers Brennkessel 275 Euro wert. Wieso macht einer so was?

„Alles, was jetzt kommt, ist stinklangweilig“, sagt Keller, geboren in Stuttgart und aufgewachsen in Leonberg, an der Heimstätte seines Erfolgs in Eigeltingen-Münchhöf im Hegau. Stinklangweilig findet Keller die für einen Betrieb gängigen Fragen nach Wertschöpfung, Expansion oder Realisierung von Gewinn durch Verkauf. „Wenn es mir ums Geld gehen würde, hätte ich eine Banklehre gemacht“, sagt der 48-Jährige, der einräumt, dass er in den vergangenen Jahren „viel verdient“ habe, so dass jetzt „ein Polster für ein paar Jährchen“ da sei. Also will er sein Baby nicht aus der Hand geben und zusehen, wie andere es verändern.