Frank Pavelka und Peter Beckmann (rechts) vor der SDK-Zentrale. Foto: Michael Käfer

Das betriebliche Gesundheitsmanagement gewinnt quer durch die Wirtschaft an Bedeutung. Unternehmen versprechen sich von ihrem Engegement nicht nur fittere Mitarbeiter, sondern auch Wettbewerbsvorteile.

Fellbach - Eine ganze Reihe an Fahrrädern wartet darauf, an Peter Beckmanns Montageständer festgeschraubt zu werden. Der Mann mit dem Ohrstecker in Rennradform hat seine Freiluftwerkstatt vor der Zentrale der Süddeutschen Krankenversicherung (SDK) aufgebaut. Zusammen mit seinem ehrenamtlichen Kollegen Frank Pavelka bringt der Mann vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) die Drahtesel der SDK-Mitarbeiter wieder in Schuss.

Die SDK möchte, dass ihre Mitarbeiter gesund und unfallfrei zur Arbeit kommen

Die SDK möchte, dass ihre Mitarbeiter gesund und unfallfrei zur Arbeit kommen. Zumeist sind es kleinere Mängel, die Peter Beckmann und Frank Pavelka beheben. Zu geringer Luftdruck und abgefahrene Reifen sind die häufigsten Beanstandungen. „Der Zustand der Bremsen hat sich in den vergangenen fünf bis zehn Jahren aber deutlich verbessert“, sagt Peter Beckmann.

Die für Mitarbeiter kostenlose – von den Firmen aber zu bezahlende Aktion – wird stark nachgefragt. Die Eigenregie der radelnden Mitarbeiter ist aber auch gefragt, denn ihre Bekleidung, das Tragen eines möglichst auffälligen Helms und vor allem die eigenen Fahrkünste samt deutlichen Handzeichen tragen nach Ansicht von Peter Beckmann maßgeblich zur Sicherheit im Verkehr bei.

Die eintägige Aktion ist Teil des betrieblichen Gesundheitsmanagements „PULS-aktiv“ der SDK. Dessen Bandbreite reicht von Kursen zu Themen wie Ernährung, Bewegung und Entspannung über eine Beratung zur ergonomischen Gestaltung des Arbeitsplatzes bis hin zu Betriebssportgruppen und kostenlosem Trinkwasser. Noch dieses Jahr sollen der Bau eines Gesundheitsraums für Sportkurse samt Entspannungsareal beginnen.

Bereits um 7 Uhr morgens findet im Hause Hafner der Fit-in-den-Tag-Kurs statt

Die SDK ist nur eines von vielen Fellbacher Unternehmen, die in das Wohlergehen ihrer Mitarbeiter investieren. „Betriebliches Gesundheitsmanagement wird zunehmend wichtig“, sagt Ulla Böhringer, Geschäftsführerin des Messtechnikspezialisten Hafner und im Ausschuss der Industrievereinigung Fellbach. Für die Unternehmerin ist das Gesundheitsmanagement in Zeiten eines spürbaren Fachkräftemangels auch ein Instrument des Personalmarketings. Attraktive Arbeitgeber finden leichter Nachwuchs, ältere, erfahrene Mitarbeiter behalten länger ihre Leistungsfähigkeit.

Bereits um 7 Uhr morgens findet im Hause Hafner der Fit-in-den-Tag-Kurs statt, eine Laufgruppe hat sich gefunden, im neuen Firmengebäude stehen Fitnessgeräte. Das betriebliche Gesundheitsmanagement umfasst auch die Gestaltung der Räume. Beim Mittagessen setzt die Firma auf einen renommierten Caterer. Kostenlos sind gesunde Snacks wie Äpfel und Mineralwasser, ungesunde Süßgetränke müssen dagegen bezahlt werden.

In dem anthroposophisch geführten Unternehmen AMF wird auf eine Bio-Kantine gesetzt

Bei der Firma AMF ist Ute Leinfelder Teil des Gesundheitskreises. In dem anthroposophisch geführten Unternehmen für Spanntechnik Art findet für die 235 Mitarbeiter „fast jeden Monat eine Aktion statt“ – die reicht vom Betriebssport über gesundheitsbezogene Fortbildungen bis zur Ergonomie am Arbeitsplatz. Ganz wichtig sei das Vorbild der Chefs. „Damit steht und fällt die Sache“, sagt Ute Leinfelder. Bei AMF sind die Geschäftsführer Volker Göbel und Johannes Maier schlank. Das dürfte auch an der Kantinenverpflegung liegen. Zwei Köche kochen jeden Tag frisch und setzen dabei auch auf Zutaten des Bio-Verbands Demeter.

Nicht nur in Dienstleistungs- und Industriebetrieben, sondern auch im Handwerk ist das betriebliche Gesundheitsmanagement im Kommen. „Da ist einiges im Gange“, sagt der Fellbacher Hans Martin Fischer, seit 25 Jahren Obermeister der Schreiner-Innung Rems-Murr. Er und viele Kollegen setzen auf die Zusammenarbeit mit dem Krankenversicherer IKK. Einer Beratung, Analyse und Auswertung der Situation in den Betrieben folgt die Umsetzung mit Trainingsmaßnahmen und Seminaren von Ernährung bis Suchtprävention. Erfreulich ist, dass die Teilnahme nicht nur kostenlos ist, sondern es 500 Euro Bonus für den Arbeitgeber sowie 100 Euro pro Teilnehmer gibt.