Kosovo-Flüchtlinge sollen schneller abgeschoben werden. Leidtragende sind auch die Asylbewerber aus anderen Ländern Foto: dpa

Die Aufnahmestellen verteilen immer mehr Flüchtlinge aus Kriegsgebieten, ohne dass sie einen Asylantrag gestellt haben. Das verursacht in den Kommunen mehr Arbeit.

Stuttgart - Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge kommt bei der Bearbeitung der Asylanträge von Kosovaren nicht hinterher. Das hindert Flüchtlinge aus Kriegsgebieten wie Syrien oder dem Irak, einen Antrag zu stellen. Die Aufnahmestelle in Karlsruhe verteilt daher immer mehr Flüchtlinge notgedrungen in die Kommunen – bevor sie einen Antrag auf Asyl gestellt haben. In Stuttgart sorgt das für mehr Arbeit bei der Ausländerbehörde, die den Flüchtlingen spezielle Bescheide ausstellen muss.

„Da ist sehr viel Sand im Getriebe“, kritisiert eine Abteilungsleiterin der Stuttgarter Ausländerbehörde. Einige Asylsuchende, wie der Status vor der Beantragung heißt, haben derzeit Wartezeiten von mehreren Monaten. „Momentan hat die Bearbeitung der Anträge von Kosovaren im Bundesland höchste Priorität“, sagt eine Sprecherin des Bundesamts für Flüchtlinge und Migration (BAMF). „Das bedeutet, dass alle anderen Anträge derzeit dahinter zurückstehen müssen“, so die Sprecherin.

Hintergrund ist das Vorhaben der grün-roten Landesregierung, die Verfahren von Kosovaren massiv zu beschleunigen. Zwar bilden Zugezogene aus dem Balkanland nach wie vor die größte Gruppe von Asylbewerbern im Südwesten. Doch ist die Zahl innerhalb eines Monats rasant gesunken: Stellten im Februar dieses Jahres noch mehr als 2060 Kosovaren einen Antrag beim Bundesamt, sank die Anzahl der Bewerber im März auf 619. „Dieser enorme Einschnitt weist darauf hin, dass vielen Kosovaren mittlerweile durchaus bewusst ist, dass eine Antragstellung wenig Sinn ergibt“, sagt ein Sprecher des Regierungspräsidiums Karlsruhe. Die Ausländerbehörde Stuttgart kritisiert, dass das Personal beim BAMF bei weitem nicht ausreicht. Im Land gibt es 38 Sachbearbeiter, sogenannte Entscheider.