Aktuell im Friedrichsbau-Varieté zu sehen: „Burlesque Chronicles“ Foto: Lichtgut/Kovalenko

Was macht das Friedrichsbau-Varieté in Stuttgart und die neue Show „Burlesque Chronicles“ besonders? 100 Leserinnen und Leser unserer Zeitung wollten es beim „Ortstermin“ unserer Zeitung genauer wissen.

Freundlich begrüßt der Herr im blauen Sommeranzug am Donnerstagabend die Gäste am Eingang des Friedrichbau-Varietés in Stuttgart. Mario van der Linden ist im Theater für das Marketing zuständig – und freut sich auch deshalb, weil die Menschen sich in der Frühjahrssonne gut gelaunt auf dem Platz zwischen Varieté und Nachbar Theaterhaus Stuttgart bewegen. „Das macht einfach Spaß“, sagt er – und nimmt eine Gruppe von Leserinnen und Lesern unserer Zeitung mit ins Varieté-Foyer.

 
Ralph Sun (rechts) und Merlin Johnson verantworten künstlerisch das Programm im Foto: Lichtgut//Leif Piechowski

Insgesamt 100 Besucherinnen und Besucher sind unserem Aufruf zum „Ortstermin“ im Friedrichsbau-Varieté gefolgt. Pünktlich um 18 Uhr steht van der Linden dann selbst auf der in die Zuschauerreihen hineinragenden Vorbühne und blickt zurück: „Auf 125 Jahre Burlesque-Shows in Stuttgart – unglaublich, nicht?“ Und der Holländer, der für seine Ausflüge ins Schwäbische Szenenapplaus der 100 „Ortstermin“-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer bekommt, ergänzt: „Nicht nur mit dem Auftritt von Josephine Baker, den man sich in München nicht getraut hat, hat Stuttgart immer wieder gezeigt, dass es offen ist für Neues.“ Und diese Haltung und Stimmung beflügelt dann auch Ralph Sun als Regisseur der Friedrichsbau-Shows. „Ich arbeite gerne mit Bildern“, sagt er, „diese versuche ich den Künstlerinnen und Künstlern deutlich zu machen – aber diese Bilder mit Leben zu füllen, das ist Sache der Künstlerinnen und Künstler“. Aber wie wird aus der Arbeit mit Einzelnen ein Ganzes? Und wie reagiert man in einer Show auf unterschiedliche Stimmungen im Publikum. Hier ist Merlin Johnson gefragt. Im achten Jahr schon bildet er als Show Host ein kongeniales Doppel mit Ralph Sun. „Ganz klar“, sagt Sun beim „Ortstermin“, „Merlin ist meine Muse und beflügelt mich immer von Neuem.“ Seit 2016 entstehen so Shows – und nun „Burlesque Chronicles“. Wie arbeitet Johnson mit dem Publikum? „Das ist wahnsinnig wichtig“, sagt er. „So ein Saal verändert sich ständig. Und so muss ich auch agieren. Hier vielleicht noch ein wenig Gas geben, dort wieder das Ganze zurücknehmen.“ Hier seien auch Wochentage mit im Spiel, sagt Johnson. Wie das? „Freitags“, sagt er, „sind alle gespannt auf das Wochenende, kommen aufgekratzt in den Saal und wollen wirklich etwas  erleben. Da vibriert alles.“ Und am Samstag? „Ist die Stimmung ausgeglichener. Man will man sich etwas gönnen, will entspannen.“

Noch bis zum 1. Juni ist die Show „Burlesque Chronicles“ zu sehen. „Sinnlich, betörend und facettenreich“, wie Ralph Sun sagt. Und Varieté-Sprecher Martin Zell freut sich, dass die Show „unterschiedliche Generationen anspricht“. Wie überhaupt das Friedrichsbau-Varieté ja nicht nur Varieté-Bühne ist, sondern, sagt Martin Zell, „ein großartiger Ort für unterschiedlichste Veranstaltungen“.

Dann gehen die Lichter an, unsere Leserinnen und Leser nutzen die Möglichkeit, Mario van der Linden und Martin Zell beim Hinausgehen weitere Fragen zu stellen. Dabei wird deutlich: Manche und mancher im Publikum ist mit der Situation vor Ort bestens vertraut. „Stuttgart“, sagt Mario van der Linden zum Abschied, „liebt sein Varieté.“ Tatsächlich bleiben viele der „Ortstermin“- Gäste mit eigens vergünstigten Tickets gleich im Theater. Und Mario van der Linden lacht noch ein wenig fröhlicher.