Noch jubelt Marc-Oliver Kempf (rechts) im Trikot des SC Freiburg. Foto: Baumann

In Borna Sosa und Marc-Oliver Kempf stoßen zwei junge Verteidiger zum VfB. Der Kroate Sosa wird sich als 20-Jähriger aber erst einmal an die raue Bundesliga-Luft gewöhnen müssen.

Stuttgart - Das Aus bei der U-17-WM in Chile kam für den deutschen Fußball-Nachwuchs bereits im Achtelfinale. Mit 2:0 besiegte die Auswahl Kroatiens vor drei Jahren die DFB-Elf – und im fußballverrückten Land der rot-weiß Karierten begründete sich damals der Ruf, dass diese junge Generation eine ganz besondere sei. Zur ihr zählt neben Vinko Soldo, dem Sohn des langjährigen VfB-Kapitäns Zvonimir Soldo (301 Bundesligaspiele für die Stuttgarter) und dem inzwischen nach Wolfsburg zurück gekehrten Außenstürmer Josip Brekalo auch der 1,84 Meter große Linksverteidiger Borna Sosa.

Noch ein paar Formalitäten sind zu erfüllen, dann dürfte der VfB die Verpflichtung des 20-Jährigen von Dinamo Zagreb für die stolze Ablösesumme von acht Millionen Euro publik machen. Der Abwehrverbund der Stuttgarter für die kommende Bundesliga-Spielzeit nimmt also langsam neue Konturen an.

Vranjes: Sosa ist noch nicht komplett fertig

Als Spielerberater, unter anderem von Josip Brekalo, kennt Jurica Vranjes (39 Bundesligaspiele für den VfB) den jungen Borna Sosa, der ein Freund von Brekalo ist. „Borna ist ein sehr großes Talent“, sagt Vranjes: „Er wird aber noch ein bisschen brauchen, um die großen Erwartungen, die der VfB in ihn setzt, zu erfüllen.“ So sei Sosa körperlich wie taktisch noch nicht komplett ausgereift. „Er wird körperlich bestimmt ein Jahr benötigen, um sein Spiel komplett anzupassen“, sagt Vranjes – und ergänzt: „Bei Dinamo hält sich Borna zu 90 Prozent des Spiels in der gegnerischen Hälfte auf, weil der Club so dominant ist“, sagt Vranjes: „In Deutschland muss er aber die Wege nach vorne und nach hinten gehen.“

Im Optimalfall soll Sosa in der nächsten Saison daher gemeinsam mit Emiliano Insua die beiden Kaderstellen auf der Position des Linksverteidigers besetzen. Dennis Aogo sieht man weiterhin eher im defensiven Mittelfeld. Also hat man Insuas Bruder und Berater Maximiliano ein Angebot unterbreitet, das äußerst akzeptabel, aber nicht gigantisch sein soll. Beim VfB wartet man nun ab, wie sich der Argentinier entscheidet.

Das zweite neue Gesicht im Stuttgarter Abwehrverbund neben Borna Sosa kommt ablösefrei vom SC Freiburg. Marc-Oliver Kempf, 23, ist mit der U-21- sowie der U-19-Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes Europameister geworden – und besetzt neben Benjamin Pavard, Timo Baumgartl und Marcin Kaminski eine der vier Planstellen des VfB in der Innenverteidigung. Dies bedeutet, dass für den Routinier Holger Badstuber, der in seinem Wunsch, noch einmal Champions League zu spielen, auch mit Besiktas Istanbul in Verbindung gebracht wird, eigentlich kein Platz mehr wäre. Allerdings wird man in Stuttgart für den Ex-Nationalspieler, der auch im Mittelfeld spielen kann, aufgrund seiner Verdienste in dieser Saison und seiner Erfahrung ein Hintertürchen aufhalten. Auch wenn man sich durch die vier Alternativen bei einem Angebot für Badstuber finanziell nicht bis an die Decke strecken wird.

„Es ist der normalste Prozess, den es gibt. Der Spieler geht zu einem Club, der mehr Geld hat als wir“, sagt Freiburgs Trainer Christian Streich zum Abgang von Marc-Oliver Kempf: „Und irgendwann kommt dann mal ein Verein, der mehr Geld hat als Stuttgart.“ Vorerst will Kempf aber seine Zelte längerfristig in der Region aufschlagen. Zu diesem Zweck hat sich seine Partnerin bereits mit dem Stuttgarter Umfeld vertraut gemacht.

Nach allem, was zu hören ist, soll Kempf, der über einen starken linken Fuß sowie über ein gutes Kopfballspiel verfügt, beim VfB mit einem Vierjahresvertrag ausgestattet werden. Insgesamt müssen die Stuttgarter ordentlich in die Tasche greifen, da junge, entwicklungsfähige deutsche Spieler wie der gebürtige Hesse, der aus der Jugend von Eintracht Frankfurt kommt, in der Liga sehr begehrt sind und zudem keine Ablösesumme fällig ist. Zudem hat Kempf in Volker Struth, der auch Stars wie Toni Kroos und Marco Reus betreut, einen ausgebufften Berater an der Seite.

Langfristig betrachtet ist die Investition in Kempf, der in seiner Karriere schon häufiger mit muskulären Problemen zu kämpfen hatte, wohl auch eine Absicherung der Personalie Benjamin Pavard. Immerhin steht der französische Nationalspieler bereits jetzt bei finanzstarken Clubs aus England, etwa dem FC Arsenal und Tottenham Hotspur, auf dem Wunschzettel.

In diesem Sommer wird Pavard aber bleiben. Immerhin hat der Manager Michael Reschke bereits kundgetan, den Franzosen „selbst bei einem Angebot von 30 Millionen Euro“ nicht abzugeben. Im nächsten Sommer könnte sich diese Sachlage durch vertragliche Abmachungen allerdings ändern.

Reschke fahndet nun noch einem Rechtsverteidiger

Neues gibt es auf der Innenverteidiger-Position auch von Jérôme Onguéné, der zuletzt auf ein paar Liga-Einsätze bei Red Bull Salzburg kam. Daher sollen die Österreicher an einer Verlängerung des Leihgeschäfts interessiert sein. Für den VfB absolvierte der Franzose, der im Januar 2017 von Ex-Manager Jan Schindelmeiser vom französischen Zweitligisten FC Sochaux geholt wurde, noch kein Pflichtspiel.

Bleibt die Position des rechten Verteidigers, wo eine Verpflichtung eines Akteurs mit Startelfqualitäten in den Planungen von Michael Reschke nun oberste Priorität genießt. Schließlich ist Andreas Beck nach einem Kreuzband-Teilriss im rechten Knie nur im Optimalfall zu Beginn der Vorbereitung wieder dabei.