Süße Kätzchen aus Kamerun sind eine gemeine Mausefalle: Wer Tiere übers Internet kaufen will, gerät häufig an eine Betrügerbande aus Westafrika.

Stuttgart - Süße kleine Kätzchen aus Kamerun sind eine gemeine Mausefalle: Wer Tiere übers Internet kaufen will, gerät häufig an eine Betrügerbande aus Westafrika. Das bisher letzte Opfer ist eine 28-Jährige aus dem Stuttgarter Osten.

Es fing mit einer harmlosen Suche im Computer an: Über den Begriff "Babykatzen" gelangte die Werkstudentin auf ein Onlineportal mit Kleinanzeigen, fand ein interessantes Angebot für junge Bengalkatzen. Sie schickte eine E-Mail an den Anbieter und bekam schnell eine Antwort: Die Kätzchen aus Kamerun, 15 Wochen alt, seien sogar kostenlos abzugeben - der Interessent müsse nur den Transport bezahlen.

Die Betroffene schöpfte zunächst keinen Verdacht - trotz der recht abstrusen Geschichte, die ein angeblicher englischer Pastor namens Ransom Diom aus Victoria in Kamerun ihr per E-Mail auftischte. Die automatisierten Übersetzungsprogramme lieferten Aussagen wie diese:

"Ich haben vor kurzem an der Westküste von Victoria in Kamerun für eine Auswanderung-Seminar verlagert und andere Probleme, die letzten 2 Monate, damit ich mein Baby Jungtiere mit mir, mich zu halten hat Wurm, aber ich bemerkt haben, dass ich nicht genug Zeit haben, mit Ihnen zu sein und ich nicht, sogar zu angemessen, auf für sind fachkundigen und vorsichtige Person, die Ihnen Zärtlichkeit bieten kann Kindergärten mit viel Liebe Kisses und hugs."

Die 28-Jährige erklärte sich trotzdem per Mail bereit, die Kätzchen Molly oder Kitty aufzunehmen und eine Gebühr von 120 Euro für den Transport zu zahlen. Nach einem weiteren Kontakt zahlte sie 93 Euro über Western Union nach Kamerun und glaubte daran, dass die Kätzchen schon am nächsten Tag am Stuttgarter Flughafen eintreffen würden. "Dies ist freilich erst der Anfang", sagt Polizeisprecher Jens Lauer, "danach kommen immer wieder neue Aufforderungen, Geld zu transferieren."

Tatsächlich ließ der angebliche Pastor wissen, dass der Katzenkäfig für den Flugtransport nicht akzeptiert worden sei und er eine neue Box für 300 Euro habe kaufen müssen. Glücklicherweise wurde die 28-Jährige jetzt aber misstrauisch und verweigerte weitere Zahlungen. Erst jetzt schaute sie im Internet genauer nach und fand zahlreiche Berichte über die Betrugsmasche mit Tieren aus Kamerun. Sie erstattete Anzeige.

Eine andere Familie aus dem Stuttgarter Osten war zu Jahresbeginn nicht ganz so misstrauisch: Für einen Mops aus Kamerun legte sie nach und nach 6400 Euro hin - ohne jemals einen Hund geschickt zu bekommen.

Von dem Geld werden die Opfer nichts mehr sehen: "Es ist nahezu unmöglich, an die Hintermänner heranzukommen", sagt Polizeisprecher Lauer. Auf dem afrikanischen Kontinent verliert sich jegliche Spur, und das Geld kann in jedem beliebigen Western-Union-Büro abgeholt werden.

Die Masche ist bei der Deutschen Botschaft in Jaunde, der Hauptstadt Kameruns, schon lange bekannt. Botschafterin Karin Blumberger-Sauerteig bestätigt, dass eine Wiederbeschaffung des Geldes "so gut wie aussichtlos" ist. Dennoch rät sie, solche Betrügereien anzuzeigen: "Die deutsche Polizei kann direkt nichts unternehmen", erklärt die Diplomatin, "aber sie wird dafür sorgen, dass die E-Mail-Adressen gespeichert und womöglich gesperrt werden." Für Tierfreunde ist ohnehin klar: Tiere kauft man im Fachhandel - nicht virtuell.