Die Schwäbische Waldbahn überquert auf dem Weg nach Welzheim gleich drei beeindruckende Viadukte. Foto: Gottfried Stoppel

Die Schwäbische Waldbahn transportiert ihre Fahrgäste nicht einfach von Schorndorf nach Welzheim, sondern zugleich per Dampflok in ein romantisches Abenteuer, denn die Strecke führt durch wunderschöne Natur.

Welzheim - Die schwarze Lok zischt, stößt eine gewaltige Rauchwolke aus und gibt schließlich mit ohrenbetäubendem Pfeifen das Startsignal: Die Fahrt beginnt! An den Fenstern flattern Vorhänge aus grobem Stoff, die Sprungfedern in den Sitzen wippen im Takt der Bahnschwellen mit. Wer seinen Kopf neugierig nach draußen streckt, dem fliegen Rußpartikel ins Haar und manchmal auch in die Augen. Stolze 86 Jahre hat die mehrere Tonnen schwere Lok des Vereins DBK Historische Bahn auf dem Buckel, die Passagiere werden in Wagen aus den 1950er Jahren transportiert. Keine Frage: Der Dampfzug bringt einen nicht nur von A nach B, sondern er transportiert seine Gäste auch in eine andere Zeit. Das gilt noch einmal mehr für die Schwäbische Waldbahn, die zwischen Schorndorf und Welzheim verkehrt.

Seit wann verkehrt der Zug?

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Seit Ende der 1980er Jahre war die idyllische Strecke zwischen Rudersberg-Oberndorf und Welzheim stillgelegt – weil sie als unwirtschaftlich galt und weil schließlich ein 300 Meter langer Hangrutsch ein Teilstück zerstörte. Doch Bahnfreunde kämpften für die Wiederaufnahme des Zugverkehrs, zumindest für den Tourismus. Sie legten die mittlerweile überwucherte Strecke in Abertausenden Arbeitsstunden frei, Bahnübergänge wurden gebaut, Geld herbeigeschafft. Der Mühen Lohn: 2010 konnte der erste Museumszug in Welzheim begrüßt werden. Mittlerweile hat sich die Schwäbische Waldbahn zu einem Tourismusmagneten entwickelt, wurde das Angebot um Sonderfahrten im Gin- und Schlemmerexpress oder um Adventsfahrten mit dem Nikolaus erweitert.

Was ist der Höhepunkt der Fahrt?

Die Strecke ist vor allem auf den letzten elf Kilometern zwischen Oberndorf und Welzheim außergewöhnlich reizvoll. Steilstrecken dieser Art gibt es kaum noch, deswegen ist der Abschnitt seit 1992 ein Kulturdenkmal. Es werden drei Viadukte überquert – das Strümpfelbachviadukt ist 121 Meter lang, besteht aus sechs Bögen und ist zudem stark gekrümmt.

Der Blick streift einen kleinen Wasserfall, geht mal tief hinab auf Kuh- und Schafweiden. Mitten in der Region Stuttgart fühlt man sich ans Allgäu erinnert. Zudem dürfte gerade auf diesem Abschnitt jedem Fahrgast klar werden, woher die Waldbahn ihren Namen hat. Am Streckenrand stehen riesige Farne und Beerensträucher, jenseits der Gleise grünes Dickicht.

Für wen ist die Tour geeignet?

Für Bahnfans ebenso wie für Familien, Radfahrer oder Wanderer. Die einen sehen in der Bahnfahrt den eigentlichen Höhepunkt, andere nutzen die Fahrt, um sich auf ungewöhnliche Art und Weise in den Schwäbischen Wald bringen zu lassen. Fahrräder können kostenlos mitgenommen werden. Wer noch mehr über die wechselvolle Geschichte der Wieslaufbahn erfahren und gleichzeitig die Natur entlang der Gleise entdecken möchte, der kann dies mithilfe des 14,5 Kilometer langen Bahnerlebnispfads zwischen Rudersberg und Welzheim tun. Dieser bietet immer wieder Ausblicke auf die Strecke, zudem werden die typischen Landschaften des Naturparks erwandert: sonnige Streuobstwiesen, schattige Wälder, tiefe Klingen und Schluchten. Eine Audiotour sowie eine Tonspur runden das Erlebnis ab.

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Was lässt sich in Welzheim noch erleben?

Wem der Bahnerlebnispfad zu lange ist, der kann sich auch direkt an der Endstation Welzheim auf die eine oder andere besondere Zeitreise begeben. Etwa 200 Meter vom Bahnhof entfernt befindet sich das Museum Welzheim, das noch bis Anfang Januar eine Sonderausstellung unter der Überschrift „Lego-Welten“ zeigt. Wer sich für das Leben unserer Vorfahren interessiert, der kann in die Welt der Römer eintauchen, zum Beispiel im Ostkastell, das sich am Rand von Welzheim befindet. Von Mai bis Oktober sind die Tortürme von 11 bis 16 Uhr geöffnet, zudem steht eine fachkundige Kastellwache bereit. Und wer einfach nur die berühmte Welzheimer Champagnerluft genießen möchte, dem sei ein Spaziergang im Stadtpark empfohlen. Daran schließt sich der Tannwald an, der sich über den Premiumspazierweg „Auf den Feenpuren“ erschließen lässt und in dem einige 150 Jahre alte Mammutbäume stehen. Kinder dürften sich über den großen Spielplatz im Stadtpark freuen, der passend zu den historischen Wurzeln der Stadt über ein kleines Römerkastell verfügt.

Wie kommt man hin?

Die Schwäbische Waldbahn startet in Schorndorf, der Bahnhof bildet die Endhaltestelle der S-Bahn-Linie 2. In der Nähe des Bahnhofs gibt es zudem kostenpflichtige Parkplätze.

Wie sieht’s mit der Verpflegung aus?

Zuckerperlen und Brezel, aber auch Piccolo und Bier werden im Zug verkauft, stilecht aus einem Bordwagen heraus. In Welzheim befindet sich an der Haltestelle Tannwald ein großer Biergarten. Wem es eher nach Kaffee und Kuchen ist, der sollte das Café Westkastell besuchen – das aktuelle Angebot in der Theke lässt sich bereits per Kuchencam auskundschaften. An der Haltestelle Laufenmühle werden dagegen Fans der spanischen Küche glücklich: Die Inhaberin Maria Diz hat Tapas, Paella und andere Spezialitäten der spanisch-galizischen Küche im Angebot.

Was muss man noch wissen?

Für die Hin- und Rückfahrt von Schorndorf nach Welzheim zahlen Erwachsene 19 Euro, die Tickets für Kinder zwischen vier und 16 Jahren kosten 9,50 Euro. Im Online-Shop ist ersichtlich, an welchen Sonntagen die Dampflok verkehrt und an welchen der Dieselzug unterwegs ist. Derzeit ist für die Fahrt im Museumszug ein 3G-Nachweis nötig. Die Schwäbische Waldbahn ist dieses Jahr bis Ende Oktober sowie im Advent unterwegs.