Ellis Marsalis ist im Alter von 85 Jahren gestorben. Foto: AP/Sophia Germer

Der Patriarch der wohl bekanntesten Jazz-Familie der USA war bis vor wenigen Monaten regelmäßig öffentlich aufgetreten. Doch dann infizierte er sich mit dem neuartigen Coronavirus. Seine Heimatstadt New Orleans ist eines der Zentren der Pandemie in den USA.

New Orleans - Die US-Jazzlegende Ellis Marsalis ist tot. Er sei an einer Lungenentzündung gestorben, nachdem er sich mit dem neuartigen Coronavirus infiziert habe, teilte sein Sohn Ellis Marsalis III. am Mittwochabend (Ortszeit) mit. Ellis Marsalis wurde 85 Jahre alt. Bis in den Dezember war er noch regelmäßig aufgetreten.

Ellis Marsalis galt als Patriarch einer der bekanntesten Musiker-Familien der USA. Vier seiner sechs Söhne wurden Musiker. Wynton spielt Trompete und ist als künstlerischer Direktor für Jazz am Lincoln Center in New York einer der wichtigsten Fürsprecher der Szene. Saxofonist Branford wurde als Band-Leader in der „Tonight Show“ mit Jay Leno bekannt und tourte danach mit Sting. Delfeayo spielt die Posaune und ist als Produzent und Musiker erfolgreich. Der Schlagzeuger Jason hat eine eigene Band.

Zahlreiche Jazz-Größen gingen durch seine Schule

Marsalis, der fast sein ganzes Leben in seiner Heimatstadt New Orleans verbracht hatte, wurde landesweit erst richtig bekannt, als seine Söhne zu Jazz-Stars aufstiegen. Es folgten Plattenverträge und Touren. Einen hervorragenden Ruf genoss Marsalis auch als Lehrer. Zahlreiche Jazz-Größen aus der Generation seiner Söhne, unter ihnen Harry Connick Jr., gingen durch seine Schule.

„Ellis Marsalis war eine Legende. Er war der Prototyp von dem, was wir meinen, wenn wir über Jazz aus New Orleans sprechen“, sagte Bürgermeisterin LaToya Cantrell.

Marsalis wurde in New Orleans als Sohn eines Hotelbetreibers geboren. Dort traf er auch schwarze Musiker auf Tour, die nicht in den für weiße Gäste reservierten Hotels im Zentrum übernachten durften, in denen sie auftraten. In der Schule spielte er zunächst Saxofon und dann auch Klavier.

Obwohl die Marsalis-Familie quasi eine komplette Band war, trat sie nur selten gemeinsam auf, als die Söhne noch jünger waren. 2003 gab es aber eine gemeinsame Tour an der Ostküste. Neben seinen vier Musiker-Kindern hinterlässt Marsalis auch seine Söhne Mboya und Ellis III., einen Lyriker und Fotografen. Marsalis Ehefrau Dolores starb 2017.