Ist er (hinten: Tom Cruise) gerade unpässlich, erledigt in „Mission: Impossible – Rogue Nation“ eben sie (Rebecca Ferguson) den Job. Mehr Szeneneindrücke vom Film in unserer Bildergalerie - klicken Sie sich durch! Foto: Paramount Pictures

Ausgeklügelter Thriller, großes Action-Kino: Schauspieler und Produzent Tom Cruise pflegt bravourös sein filmisches Vermächtnis „Mission: Impossible“. Schlagkräftig an seiner Seite ist diesmal Rebecca Ferguson als Doppelagentin Ilsa Faust, die mit ihrer Sexiness kokettiert, aber über ganz andere Mittel verfügt.

Filmkritik und Trailer zum Kinofilm "Mission: Impossible - Rogue Nation"

Masken sind ein zentrales Motiv der Agentenfilmreihe „Mission: Impossible“ seit ihren Anfängen: Nie ganz sicher zu wissen, wen man vor sich hat, ob das Gegenüber nicht im nächsten Moment ein täuschend echtes Latex-Antlitz vom Kopf ziehen wird, macht einen erheblichen Teil des Kitzels aus. Das beginnt beim scheinbar alterslosen Hauptdarsteller Tom Cruise (53); beim Blick in sein ebenmäßiges Gesicht könnte man auf den Gedanken kommen, er trüge nun dauerhaft eine Maske – seiner selbst, als er 30 war.

Genau diese übermenschliche Künstlichkeit ist es freilich, die den Agenten Ethan Hunt im Kern ausmacht. Darum ist er zur Paraderolle für Cruise geworden ist, der als Bösewicht immer großartig ist, in positiven Heldenfiguren aber eher darum ringt, Charakter zu entwickeln. Der schier unbezwingbare Hunt ist ein athletischer Blitzdenker unter Dauerspannung, der nie lange sinniert, Luft holt, innehält – und der 1,70 Meter große Cruise wächst einmal mehr über sich hinaus, wie er als Hunt in Sekundenbruchteilen Krisen erfasst und sich bei selbstgemachten Stunts etwa an der Tür eines startenden Flugzeugs festklammert.

Regisseur McQuarrie täuscht, verblüfft, überrascht die Zuschauer

Nicht viele Reihen halten über so lange Zeit die Klasse wie „Mission: Impossible“, und Cruise, inzwischen auch Produzent, ist einer der Garanten dafür. In Teil fünf hat er Regie und Autorenschaft Cristopher McQuarrie übertragen, mit dem er schon „Jack Reacher“ (2012) drehte und von dem das Drehbuch zum bemerkenswerten Zeitschleifen-Zukunfts-Thrillers „Edge Of Tomorrow“ (2014) stammt. McQuarrie hat einen exzellent ausgeklügelten, rasant getakteten Thriller-Plot entworfen, er täuscht, verblüfft, überrascht seine Zuschauer, wie die Figuren auf der Leinwand es untereinander tun.

Ein abtrünniger britischer Agent möchte mit seiner Geheimorganisation „The Syndicate“ die Welt kontrollieren. Der ahnungslose CIA-Chef hält das für ein Märchen, das Hunts IMF („Impossible Mission Force“) nur auftischt, um von ihrem zerstörerischen Wirken abzulenken, etwa dem in Teil vier stark demolierten Kreml. Also schalten die US-Senatoren die IMF ab, geben deren Geld der CIA und Hunt und seine Getreuen sind völlig auf sich allein gestellt.

Bald lauern drei Killer in der Kulisse der Wiener Opernaufführung von „Turandot“, um den österreichischen Kanzler zu erschießen, was Hunt bei Keilereien auf schwankenden Lichtträgern zu verhindern sucht. Lange ist der Feind immer einen Schritt voraus – bis Hunt den Spieß umdreht und den britischen Premierminister in seine Gewalt bringt, um Milliarden staatliches Schwarzgeld auf Offshore-Konten zu retten.

Cruise befreit sich artistisch aus Fesselungen, macht irrwitzige Verfolgungen

Wie eine Titanstahlfeder springt, fliegt, bricht Cruise durch das Chaos, befreit sich artistisch aus Fesselungen, rast bei einer irrwitzigen Verfolgungssequenz durch marokkanische Orient-Kulisse, taucht in einen Unterwasser-Computer-Tresor, wo der Tod viele Gesichter hat. Hier toppt McQuarrie sogar Brad Birds Klebehandschuhe am Dubaier Wolkenkratzer aus Teil vier. Die vorgeführte Fantasietechnik, etwa elektrische Schlüsselformer: einmal mehr atemberaubend. So geht großes Kino, das überwältigt.

Sean Harris ist ein herrlich morbider Antagonist, Jeremy Renner makellos auch in seinem zweiten Bewerbungsauftritt um die Cruise-Nachfolge. Und Simon Pegg erfüllt den Computerhacker Benji mit dem großen Herzen, der so gerne ein richtiger Außenagent wäre, zu funkelndem, tragischem Leben, wie es nur große Komödianten können. Überhaupt kontert McQuarrie den früheren Bierernst der Reihe mit dosierter Selbstironie – etwa wenn Ving Rhames als schwerfälliger Luther, den für den schnellen Job nichts qualifiziert außer seiner stoischen Coolness, sich ein Einsatzfahrzeug aussucht.

Zur Seele des Films aber wird Rebecca Ferguson als Doppelagentin Ilsa Faust, die mit ihrer Sexiness kokettiert, aber über ganz andere Mittel verfügt. Selbst ein Ethan Hunt verliert sich mitunter in der Tiefe ihrer Augen, und wie sie sich an scheinbar übermächtigen männlichen Gegnern aufschwingt, um sie mit zu bezwingen, ist wirklich sehenswert. Von Ferguson dürfte bald mehr zu sehen sein. Vielleicht sogar im sechsten Teil von „Mission: Impossible“, den Tom Cruise bereits angekündigt hat.

Unsere Bewertung zu "Mission: Impossible - Rogue Nation": 5 von 5 Sternen - anschauen lohnt sich! 

Was sonst noch im Kino in Stuttgart läuft, finden Sie in unserem Kino-Programm.

Mehr Input gefällig? Hier geht es zu unserer Rezension der wunderbaren Stadtneurotiker-Drama-Comedy "Gefühlt Mitte Zwanzig" mit Ben Stiller und Naomi Watts.