Blick in die Vergangenheit. Foto: dpa

Von der Kompetenz der Mediatoren hängt ab, ob die Aufarbeitung der Vorfälle in den Korntaler Kinderheimen gelingt.

Korntal-Münchingen - Die Situation bleibt angespannt. Die Betroffenen im Korntaler Missbrauchsskandal haben keine Basis, auf der sie vertrauensvoll an der Aufarbeitung arbeiten können. Hätte es dafür noch eines Beweises bedurft, lieferte ihn die Pressekonferenz am Dienstag durch gegenseitige Schuldzuweisungen. Rational lässt sich dieses Gegeneinander nicht nachvollziehen. Dass die Betroffenen ein Ziel eint, das der Aufklärung der skandalösen Vorgänge in den einstigen Kinderheimen, scheint derzeit fast vergessen zu sein.

Detlev Zander mag noch so viel Verdienst daran haben, dass der Missbrauch hilfloser Kinder publik wurde – die Aufarbeitung treiben gerade andere voran. Doch ohne Zander und sein Wissen wird es langfristig nicht gehen, und er hat recht darauf zu beharren, ein Aufklärer müsse unabhängig vom Geldgeber Brüdergemeinde arbeiten – ob jener das Ergebnis passt oder nicht. Doch Zander läuft Gefahr, dass sich seine Mitstreiter von ihm abwenden, wenn er die Aufarbeitung weiter verzögert.

Die Arbeitsgemeinschaft Heimopfer wiederum hat recht, wenn sie darauf pocht, es möge vorangehen. Sie kann zufrieden sein: Die Mediatoren wollen im Januar einen Aufklärer nennen. Doch der Name wird nichts wert sein, wenn der Benannte nicht das Vertrauen aller Betroffenen genießt. Das wissen die Mediatoren, sie müssen Zander einbinden. Sonst besteht die Gefahr, dass ein neuerlicher Versuch der Aufarbeitung endet wie der erste unter der Wissenschaftlerin Mechthild Wolff. Dieser ist bekanntlich gescheitert.