Seit dem 11. Juni wird gegen die Haupangeklagten verhandelt. Foto: dpa

Den Behörden wird vorgeworfen, den Buben nicht ausreichend geschützt zu haben.

Freiburg - Im Zusammenhang mit dem jahrelangen Missbrauch eines Kindes in Staufen bei Freiburg prüft die Staatsanwaltschaft die Arbeit von Jugendamt und Justiz in dem Fall. Es seien knapp 15 Strafanzeigen von Bürgern eingegangen, sagte ein Sprecher der Ermittlungsbehörde in Freiburg. Sie richteten sich gegen Verantwortliche des Jugendamtes und gegen Richter an den zwei beteiligten Gerichten. Diese hatten im Frühjahr des vergangnen Jahres entschieden, dass der heute neun Jahre alte Junge bei seiner Familie bleiben soll – obwohl es Anzeichen für eine Gefährdung des Kindes gab. Hinweise auf die Vergewaltigungsserie, die von Anfang 2015 bis Herbst 2017 gedauert haben soll, hatten die Beteiligten demnach damals nicht.

Der Junge wurde den Ermittlungen zufolge von seiner Mutter (48) und deren Lebensgefährten (39) im Darknet angeboten und Männern für Vergewaltigungen überlassen. Dafür habe das Paar Geld kassiert. Der Lebensgefährte ist laut dem Freiburger Landgericht wegen schweren Kindesmissbrauchs vorbestraft und durfte sich Kindern nicht nähern. Dennoch lebte er bei der Frau und ihrem Kind. Dem Jugendamt und der Justiz wird vorgeworfen, den Jungen nicht geschützt zu haben.

Am vergangenen Montag hat der Prozess gegen die Mutter und den Lebensgefährten begonnen, er wird an diesem Montag fortgesetzt. Der Lebensgefährte hat die Taten gestanden, die Mutter schweigt bisher. Sie hat angekündigt, sich unter Ausschluss der Öffentlichkeit äußern zu wollen. Ein Urteil wird frühestens Mitte Juli erwartet. Es gibt acht mutmaßliche Täter. Die Mutter und ihr Lebensgefährte sind die Hauptbeschuldigten.