Samantha Geimer ist als Mädchen vom Regisseur Roman Polanski missbraucht worden. Foto: AFP

Die Missbrauchsvorwürfe verfolgen Oscar-Preisträger Roman Polanski seit 40 Jahren. Jetzt will das Opfer helfen, das juristische Hick-Hack um Strafe und Haftbefehl zu beenden.

Los Angeles - Die als Kind von Star-Regisseur Roman Polanski missbrauchte Samantha Geimer hat sich vor Gericht für ein Ende des Falls ausgesprochen. Geimer forderte am Freitag Richter Scott Gordon in Los Angeles auf, die Klage gegen den Oscar-Preisträger abzuweisen oder ihn in Abwesenheit zu verurteilen. Der Richter erklärte, er werde Geimers Stellungnahme berücksichtigen, traf aber noch keine Entscheidung.

„Ich stehe hier und sage, er hat seine Strafe verbüßt“, sagte Geimer nach der Anhörung. „Er schuldet mir nichts. Er schuldet dem Staat Kalifornien nichts, außer irgendwann hier aufzutauchen. Ich wünschte, er würde kommen mit dem Gefühl, dass er fair behandelt wird, aber ich weiß nicht, ob das je geschehen wird.“

Polanski hatte Geimer 1977 laut Gerichtsakten mit Champagner und einem Beruhigungsmittel betäubt und dann mit ihr geschlafen. Im Prozess ließ die Staatsanwaltschaft den Vorwurf der Vergewaltigung fallen. Polanski setzte sich kurz vor dem Urteil wegen verbotenen Intimverkehrs mit einer 13-Jährigen nach Frankreich ab. Er fürchtete, der Richter werde sich nicht an eine Prozessabsprache halten, die ihm einen weiteren Gefängnisaufenthalt ersparen sollte. Die heute 54-jährige Geimer sagte später, sie habe Polanski vergeben. Der Regisseur hat ihr eine halbe Million Dollar Schadenersatz gezahlt.

Vor der Anhörung sagte Geimer, sie habe Angst, wolle aber dem Richter ihre Ansicht zu dem Fall mitteilen. „Das ist vielleicht meine letzte Chance“, erklärte sie. „Ich werde endlich vor einem Richter stehen und sagen, was ich fühle.“ Geimer unterstützt seit langem Polanskis Versuche, den Fall zu einem Abschluss zu bringen. Am Freitag äußerte sie sich aber zum ersten Mal vor Gericht.

Polanski bemüht sich seit Jahren um eine Aufhebung des internationalen Haftbefehls, wegen dem er sich nur in Frankreich, der Schweiz und Polen aufhalten kann, ohne verhaftet zu werden. Sein Anwalt Braun will jetzt erreichen, dass die Aussage des mittlerweile pensionierten Staatsanwalts im Zusammenhang mit der Prozessabsprache freigegeben wird. Sie soll sein Argument untermauern, dass Polanski bereits mehr als sechs Wochen in Haft saß, während der er psychiatrisch untersucht wurde, und seine Strafe somit verbüßt hat.

Richter Gordon hat bisher darauf bestanden, dass der mittlerweile 83-jährige Polanski ohne vorherige Absprachen vor Gericht erscheint. Die stellvertretende Bezirksstaatsanwältin Michele Hanisee forderte das Gericht auf, Polanskis Bemühungen zurückzuweisen. Zwei Richter und ein Berufungsgericht hätten bereits gegen ihn entschieden und er habe keine neuen Fakten vorgelegt, sagte sie.

Geimer hat in der Vergangenheit erklärt, sie habe Polanski vergeben. Zu dem Übergriff kam es im März 1977 im Haus von Schauspieler Jack Nicholson in den Hollywood Hills.