Bleibt im Fokus: das Kunstturnforum in Stuttgart Foto: Imago/Baumann

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart verdächtigt nun auch noch einen dritten Turncoach – derweil haben die Verbände die Verträge mit zwei US-Trainerinnen verlängert.

Ein Problem ist geklärt – da taucht das nächste auf. Am Tag, als der Deutsche Turner-Bund (DTB) und der Schwäbische Turnerbund (STB) die Vertragsverlängerungen der beiden US-Trainerinnen Aimee Boormann und LaPrise Harris-Williams bekanntgaben und damit nach eigener Aussage für Klarheit am Kunstturnforum (KTF) Stuttgart gesorgt haben, machte eine SWR-Meldung deutlich, dass es eben diese so bald nicht geben wird. Demnach hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart ihre Ermittlungen nach den schweren Missbrauchsvorwürfen mehrerer (Ex-)Turnerinnen am KTF ausgeweitet und ein Verfahren gegen einen weiteren Trainer eingeleitet. Dabei geht es um den Verdacht auf versuchte gefährliche Körperverletzung in zwei Fällen.

 

Auf Anfrage unserer Zeitung hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart am Dienstag die SWR-Informationen bestätigt. Insgesamt laufen nun staatsanwaltliche Ermittlungen gegen zwei Trainer und eine Trainerin. Der STB erklärte, dass er keine Kenntnis über ein Ermittlungsverfahren gegen einen dritten Coach habe. Von daher stelle sich auch die Frage, ob eine weitere Suspendierung nötig sei, derzeit nicht.

Verfahren vor dem Arbeitsgericht Stuttgart läuft

Ende Dezember hatten mehrere frühere Auswahl-Turnerinnen schwere Vorwürfe erhoben und erschreckende Details über die Trainingsarbeit am Bundesstützpunkt in Stuttgart öffentlich gemacht. Kritisiert wurden „systematischer körperlicher und mentaler Missbrauch“ sowie katastrophale Umstände. Daraufhin waren ein Trainer und eine Trainerin von ihren Aufgaben entbunden und Boorman sowie Harris-Williams engagiert worden, die Staatsanwaltschaft Stuttgart nahm Ermittlungen auf. Weil die Trainerin gegen ihre Kündigung geklagt hat, läuft derzeit ein Verfahren vor dem Arbeitsgericht Stuttgart. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es auch im Falle des gekündigten Trainers zu einem Gerichtsverfahren kommen wird.

Vertrag verlängert: Turn-Trainerin Aimee Boorman. Foto: Imago/Eibner

Fest steht mittlerweile, wie es im Kunstturnforum Stuttgart weitergehen wird. DTB und STB haben die Verträge der beiden US-Amerikanerinnen Aimee Boorman und LaPrise Harris-Williams bis Dezember 2028 verlängert. Sie sind damit für den gesamten Olympia-Zyklus einschließlich der Olympischen Sommerspiele 2028 in Los Angeles eingeplant. „Vor allem für die Turnerinnen am Bundesstützpunkt, die in den vergangenen herausfordernden Wochen mit vielen Wechseln und Unsicherheiten konfrontiert wurden, ist es wichtig, dass nun Klarheit herrscht“, sagte DTB-Sportvorstand Thomas Gutekunst über die Vertragsverlängerungen mit den beiden zunächst temporär in Stuttgart eingesetzten Trainerinnen. „Wir sind davon überzeugt, dass Aimee Boorman und LaPrise Harris-Williams wichtige positive Impulse einbringen und gemeinsam mit den bereits am Stützpunkt arbeitenden Trainerinnen und Trainern ein gutes Team bilden werden.“

Die 52-jährige Boorman betreute zwischen 2005 und 2016 die siebenmalige Olympiasiegerin Simone Biles aus den USA, sie ist über den DTB als Bundesstützpunkttrainerin angestellt. Harris-Williams wird über den STB als Landestrainerin beschäftigt. „Wir sind super glücklich darüber, dass wir zwei sehr erfahrene Trainerinnen langfristig an uns binden konnten und nun nachhaltig planen können“, sagte Nicolas Windelband, der Leiter des Bundesstützpunkts Stuttgart und Leistungssportdirektor Baden-Württemberg, „mit Blick auf die Olympischen Spiele in Los Angeles ist das ein sehr bedeutender Schritt für unseren Stützpunkt.“

Auch wenn damit noch längst nicht alle Probleme geklärt sind.