Erzbischof Robert Zollitsch war bis 2014 Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz. Foto: dpa/Patrick Seeger

In einem Video hat der frühere Erzbischof von Freiburg, Robert Zollitsch, die Betroffenen von sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche um Verzeihung gebeten. Doch das Video kam nicht gut an.

Für den früheren Freiburger Erzbischofs Robert Zollitsch ist es ein Reuebekenntnis gewesen. Doch die Menschen, die von sexualisierter Gewalt innerhalb der katholischen Kirche betroffen sind, haben die vor drei Wochen veröffentlichte Videobotschaft vor allem als neuerliche „bedrohliche Machtdemonstration“ empfunden. Man sei erst am selben Tag über die geplante Veröffentlichung informiert worden. „Das zehnminütige Video platzte ohne adäquate Vorankündigung in das Leben von Betroffenen“, heißt es in einem offenen Brief des Betroffenenbeirats an Zollitsch.

Der in dem Video geäußerten Bitte um Verzeihung fehle jede Grundlage. Es fühle sich an wie bei einem Verkehrsunfall, bei dem der Unfallverursacher sich bei allen Verletzten entschuldige, noch ehe die Wunden versorgt, die Unfallstelle geräumt und Erste Hilfe geleistet worden sei. „Sie werden verstehen, dass sich Opfer verhöhnt fühlen“, heißt es in dem am Dienstag veröffentlichten Brief. An diesem Tag war ursprünglich die Veröffentlichung des Missbrauchsbericht der Erzdiözese Freiburg geplant gewesen. Aus juristischen Gründen war dies im September auf April verschoben worden.

„Man kann immer etwas tun.“

Zollitsch hatte in dem Video eingeräumt, als Personalchef und Erzbischof schwere Fehler begangen und auch die Gefahren von erneutem Missbrauch verkannt zu haben. Er habe den Beteuerungen der Täter, seiner Mitbrüder, nur allzu gerne geglaubt. Diese Schuld lasse sich nicht wieder gutmachen.

Diese Schlussfolgerung sei zwar verständlich, aber mache auch wütend, schreiben die Betroffenen. „Es gibt immer etwas, das man tun kann.“ Zollitsch, der auch Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz war, solle seinen Einfluss geltend machen, eine Stiftung gründen und Geld sammeln. „Wir alle wissen, dass Geld keine Traumata heilt, doch wir alle wissen, dass das, was Traumata heilen lässt, Geld kostet.“ Zudem solle er sich endlich einem ernsthaften Dialog stellen. „Tun sie alles, um das aufzuklären, was Sie aufklären können!“