Papst Franziskus will das Priestertum aus der Krise führen. (Archivbild) Foto: dpa/Alessandra Tarantino

Drei Tage lang wird im Vatikan auf einem Symposium über das Priestertum in der Krise beraten. Es sollen Ursachen und Konsequenzen zu den Missbrauchsfällen gefunden werden.

Vatikanstadt - Angesichts von sexuellem Missbrauch und dessen Vertuschung durch Kleriker hat am Donnerstag im Vatikan ein dreitägiges Symposium über Fehlentwicklungen im katholischen Priesterbild begonnen. Die Veranstaltung soll laut Kurienkardinal Marc Ouellet eine „Bestandsaufnahme aktueller soziologischer Studien vornehmen sowie historische, kulturelle und theologische Ursachen analysieren“, die zu Klerikalismus und seinen diversen Formen von Missbrauch führen.

In einer persönlich gefärbten Eröffnungsrede vor rund 500 Zuhörern in der vatikanischen Audienzhalle warnte Papst Franziskus die Kongressteilnehmer vor rein abstrakten Auswegen aus der aktuellen Krise des katholischen Priestertums. Weder eine Flucht zurück in frühere Traditionen noch vermeintlich neueste Reformen und Maßnahmen böten eine Lösung.

Beziehungen von Priestern im Fokus

Stattdessen legte das Kirchenoberhaupt katholischen Priestern nahe, vier wesentliche Formen von Nähe zu pflegen. Dies sei zum einen die in einem ehrlichen Gebetsleben gepflegte Nähe zu Gott. Eine solche sei aber nur möglich und konkret, wenn der Priester gleichzeitig nah am Leben der Menschen in seiner Gemeinde sei und dieses teile.

Die dritte und vierte Säule priesterlicher Existenz sind nach Aussage des Papstes eine offene und ehrliche Beziehung zum eigenen Bischof sowie Nähe und Gemeinschaft mit anderen Priestern. Leider seien Beziehungen zwischen Klerikern oft von Neid geprägt, sagte Franziskus. Mit Hilfe wahrer Freundschaften unter Priestern hingegen sei es möglich, den Zölibat zu leben. „Dieses Geschenk“ wolle die lateinische Kirche daher bewahren, so Franziskus.

Kirche sucht nach richtigem Maßstab

Aufgabe des bis Samstag dauernden Symposiums ist es laut Kardinal Ouellet, das allgemeine Priestertum aller getauften Christen und das besondere der ordinierten wieder in ein richtiges Verhältnis zu setzen. Durch seine Abgrenzung von der protestantischen Reformation habe das katholische Lehramt das Sakrament der Priesterweihe überbetont.

Damit habe die römisch-katholische Kirche „eine klerikale Machtmentalität und Haltung übermäßiger Kontrolle der Kleriker über die gesamte kirchliche Gemeinschaft gebilligt“. Bei der von Franziskus angestoßenen Weltsynode gehe es daher auch hier um „ein neues Gleichgewicht“.