Ein Trainer des TSV Höfingen steht im Verdacht, Kinder missbraucht zu haben. Foto: Symbolbild/dpa

Ulrich Hoppe, der Vereinsvorsitzende des TSV Höfingen, ist von der offensiven Vorgehensweise des Clubs im Fall des mutmaßliche Missbrauchs durch einen Trainer überzeugt.

Leonberg - Der Trainings- und Spielbetrieb in der Tischtennisjugend ist zunächst ausgesetzt. Ansonsten geht das sportliche Vereinsleben beim TSV Höfingen seinen geregelten Gang. Der Vereinsvorsitzende Ulrich Hoppe im Interview.

Herr Hoppe , wie lässt sich Ihr Befinden beschreiben?
Gespalten. Dass diese Situation so entstanden ist, hat uns alle unglaublich geschockt und tut das immer noch. Andererseits finde ich es ganz toll, wie die einzelnen Abteilungen und Verantwortlichen im Verein uns alle sehr unterstützen.
Wie schätzen Sie die Stimmung im Verein ein?
Natürlich geschockt! Es kommen aber auch positive Resonanzen. Beispielsweise wird schon von Eltern nachgefragt, wann denn wieder Tischtennistraining ist. Wir hatten alle Tischtennis-Eltern informiert, dass für eine Woche das Training ausfällt, genauso wie die Spiele an diesem Wochenende. Wir werden einen Elternabend einberufen und dort besprechen, wie es weiter geht.
Gab es Anrufe auf der Hotline und Mailzuschriften?
Es gab durch die Bank alles. Da waren viele Medienvertreter dabei. Eltern haben angerufen, deren Kinder schon vor längerer Zeit im Tischtennis waren, die nicht möchten, dass irgendetwas veröffentlicht wird. Das haben wir dann weitergegeben. So war es auch mit der Kripo abgesprochen, dass die sich dann mit denen in Verbindung setzen. Dabei ist zugesagt worden: Wer nicht aussagen möchte, braucht nicht auszusagen.
Haben Sie auch etwas von offiziellen Stellen gehört?
Wir stehen mit der Höfinger Schule, anderen Vorständen von Nachbarvereinen und den zuständigen Mitarbeitern der Stadt bis hin zur Ortsvorsteherin Bärbel Sauer und dem Oberbürgermeister Bernhard Schuler in engem Kontakt.

Hier entlang: Was man zum Schutz von Kindern tun kann

Müssen Sie sich auch Vorwürfe anhören?
Ja. Komischerweise meistens von Menschen, die es nicht betrifft. Das sind dann die Leute, die teilweise ausfallend werden. Aber ich habe gesagt, egal ob per Telefon, per Mail oder per Postzuschrift: alle Informationen sollen an unser Vorstands-Team weitergegeben werden.
Wird hinterfragt oder stellen Sie sich auch selbst und im Vorstand die Frage, ob man das hätte eher erkennen müssen?
Ja, die Frage stellen wir uns Tag und Nacht. Viele sind schockiert, weil er eben ein Typ ist, der beliebt war und viel im Verein gemacht. Ich kenne den Herrn beispielsweise seit rund 35 Jahren. Als ich Vereinsjugendleiter war, haben wir einige Skiausfahrten zusammen gemacht. Ich habe mit seinen engsten Bekannten gesprochen, die waren auch total geschockt. Ich habe ihn und meine Söhne, die auch im Tischtennis waren, gefragt: Hätten wir das merken müssen?
Kristallisiert sich heraus, wie lange die Übergriffe stattgefunden haben?
Nein, da wissen wir nichts. Wie bereits gesagt, es ist ein laufendes Ermittlungsverfahren, daher kennen wir keine Details.
Wann sind Sie denn von der Kriminalpolizei informiert worden?
Wir wurden einige Tage zuvor von der Polizei kontaktiert. Von unserer Seite haben wir Unterstützung in jeglicher Form zugesagt und zugesichert, dass wir nichts sagen, solange er nicht dingfest ist.

Hier geht es zum Kommentar „Nicht den Kopf verlieren“

Wie geht es weiter im Verein?
Wir haben in der nächsten Woche unsere reguläre Ausschusssitzung. Da sind die Abteilungsleiter dabei, der Wirtschaftsausschuss, der gesamte Vorstand und die Ehrenvorsitzenden und die Ehrenräte. Was wir da entscheiden, wird sich zeigen. Wir wissen ja nicht, was noch alles auf uns zukommt. Aber das Hauptthema ist: Wie gehen wir damit um, wie gehen wir weiter vor? Wir müssen nicht zwingend eine außerordentliche Hauptversammlung abhalten. Mit den heutigen Medien und Informationskanälen können wir jedes Mitglied erreichen. Außer in der Tischtennisabteilung läuft der Sportbetrieb ganz normal weiter.
Gibt es schon konkrete Maßnahmen?
Unsere Vereinsjugendleiterin hat Kurse und Schulungen zu diesem Thema absolviert. In einigen Jugendgruppen wie im Judo/Ju-Jitsu hat sie bereits geschult. Das werden wir in dieser Form weiterführen.
Parallel zu diesen Vorhaben läuft die Aufarbeitung?
Ich halte es für ganz wichtig, dass wir alle Jugendtrainer informieren und ihnen sagen: Wenn ihr von den Eltern etwas hört, sprecht das ruhig an. Sie können sich jederzeit an die Kriminalpolizei wenden. Das ist mit unser wichtigstes Ziel. Wir unterstützen aktiv bei der Aufklärung.
 
Zur Person:

Wahl-Schwabe: In Ibbenbüren im Münsterland geboren, kam Ulrich Hoppe mit 23 Jahren nach seinem Studium nach Stuttgart. Er bezog zunächst ein Appartement in Leonberg, wohnte dann drei Jahre in Eltingen, bevor er nach Höfingen zog. Der Familienvater hat drei Söhne.

Vereinsmensch: Sportlich betätigte sich der 66-Jährige zunächst in Eltingen, wo er Mitbegründer der Tennisabteilung ist. Als der älteste Sohn beim TSV Höfingen mit dem Fußball begann, wurde er dort aktiv, acht Jahre als Vereinsjugendleiter, zwei Jahre im Wirtschaftsausschuss. Aus beruflichen und privaten Gründen zog sich Ulrich Hoppe eine Zeit lang zurück, ehe er im Jahr 2012 wieder einstieg und zum Vorsitzenden gewählt wurde.

Der TSV Höfingen hat eine Telefon-Hotline eingerichtet, die Nummer lautet 01 52/ 37 05 31 77. Hinweise und Fragen per Mail: presse@tsv-hoefingen.de.

Die Ermittlungsgruppe Topspin nimmt Hinweise entgegen unter 0 70 31 / 13 00.