In der Arte-Doku „Gottes missbrauchte Dienerinnen“ wurden schweree Vorwürfe erhoben. Foto: Arte

Der Arte-Dokumentarfilm „Gottes missbrauchte Dienerinnen“ hat sexuelle Übergriffe und seelische Gewalt gegen Nonnen thematisiert. Nun hat ein Priester eine einstweilige Verfügung gegen den Sender erwirkt.

Hamburg - Der TV-Sender Arte darf seine Dokumentation „Gottes missbrauchte Dienerinnen“ nach einer einstweiligen Verfügung des Hamburger Landgerichts vorerst nicht mehr zeigen. Das bestätigte der Pressesprecher des Gerichts, Kai Wantzen, dem Evangelischen Pressedienst am Mittwoch in Hamburg. In dem Film, der Anfang März ausgestrahlt wurde, geht es um Missbrauch an Nonnen innerhalb der Kirche, vor allem in Frankreich und Afrika. Ein Priester, der in der Doku zu sehen ist, fühlte sich nach Angaben des Gerichts in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt und erwirkte am 20. März die einstweilige Verfügung.

Arte hat die Dokumentation aus seiner Mediathek entfernt. Der deutsch-französische Sender mit Sitz in Straßburg will sich jedoch gegen die Verfügung wehren. „Arte hält die Entscheidung aus formalen wie aus sachlichen Gründen für falsch und hat sich daher entschlossen, Widerspruch einzulegen“, sagte Sprecherin Claude Savin der Zeitung.

Seelische Abhängigkeit

Die Dokumentation war am Abend des 5. März zur besten Sendezeit gelaufen. Sie erreichte in Frankreich einen Marktanteil von 6,6 Prozent; insgesamt hatten damit im Nachbarland dreimal so viele Zuschauer wie sonst eingeschaltet. In Deutschland lag der Marktanteil bei 2,2 Prozent, was doppelt so hoch wie der Durchschnitt ist.

Den Berichten der Ordensfrauen zufolge, die in der Dokumentation von Eric Quintin und Jean Marie Raimbault zu Wort kommen, machten Priester als geistliche Begleiter und Beichtväter die Frauen häufig seelisch von sich abhängig, bevor sie sexuelle Gewalt ausübten. Nonnen, die schwanger wurden, drohte demnach der Ausschluss aus ihrer Gemeinschaft. Sie wurden zur Abtreibung gezwungen. Kirchenoberen wurde vorgeworfen, die Täter zu schützen.

Papst Franziskus hatte Anfang Februar erstmals sexuelle Gewalt gegen Nonnen eingeräumt. Dies sei keine Sache der Vergangenheit, sagte der Papst. Er glaube, dass es immer noch getan werde.