Hans-Ulrich Rülke sorgte schon einmal mit einer Rede gegen die AfD für Aufsehen. Foto: dpa/Uwe Anspach

Am Tag nach der Wahl eines FDP-Ministerpräsidenten mit Stimmen der AfD bleibt die politische Lage unruhig. Diese Reaktionen gab es aus der Landespolitik in Baden-Württemberg.

Stuttgart - Der baden-württembergische FDP-Landeschef Michael Theurer hat sich hinter den neuen Ministerpräsidenten von Thüringen, Thomas Kemmerich, gestellt, und seine Wahl verteidigt. Kemmerich sei „ein Mann der Mitte“ und „ein guter Ministerpräsident“, sagte Theurer unserer Zeitung. „Es wäre ein verheerendes Zeichen gewesen, wenn weder SPD, CDU noch FDP, also die Parteien, die den demokratischen Neubeginn nach 1945 in Deutschland maßgeblich gestaltet haben, keinen eigenen Ministerpräsident-Kandidaten aufgestellt und das Feld den politischen Rändern überlassen hätten“, sagte Theurer.

Theurer äußerte sich auch auf Twitter:

Was war vor der Wahl geschehen?

Hans-Ulrich Rülke, Fraktionschef der FDP im Südwesten, sagte unserer Zeitung, es habe am Mittwoch um die Mittagszeit eine Telefonkonferenz des FDP-Bundespräsidiums gegeben, in der Kemmerich zugeschaltet gewesen sei. Er habe dargelegt, seine Motivation sei nicht gewesen, gewählt zu werden. „Vereinbart ist, dass Kemmerich jetzt ein Angebot an CDU, SPD und Grüne macht, um eine Minderheitsregierung der demokratischen Kräfte in Form einer Simbabwe-Koalition zu bilden.“

Dabei sei er bereit, mit der Linken zusammenzuarbeiten. „Es wird aber in keiner Weise eine Zusammenarbeit mit der AfD geben – auch keine Gespräche in Sachfragen“, sagte Rülke. Ob eine Zusammenarbeit mit anderen Parteien aber gelingen kann, ist fraglich.

Rülke selbst hielt 2017 im baden-württembergischen Landtag eine Rede gegen die AfD, die damals bundesweit Beachtung fand:

Wie es nun in Thüringen weiter geht, ist zunächst unklar. FDP-Chef Christian Lindner sucht nach der umstrittenen Wahl seines Parteifreundes Thomas Kemmerich zum Thüringer Ministerpräsidenten einen Weg aus der Krise. Lindner war am Morgen unterwegs nach Erfurt, um mit der Landes-FDP über die weiteren Schritte zu beraten.