Die Winnender Toskana erntet Lob von Ministerin Thekla Walker für ein vorbildliches Wassermanagement. Foto: Gottfried Stoppel

Umweltministerin Thekla Walker war zu Besuch im Winnender Vorzeigequartier Arkadien, genannt Toskana. Das Interesse galt dem Wassermanagement.

„Es ist wichtig, dass wir uns auf die Situation der Wetterextreme vorbereiten“, sagt Thekla Walker (Grüne). Die Umwelt- und Energieministerin des Landes Baden-Württemberg steht auf dem für diesen Zweck mit Foodtruck und Stehtischen ausgestatteten Podest an der Teichanlage im Wohngebiet Arkadien – in Winnenden besser bekannt als „Toskana“. Als warnende Stichworte fallen dabei natürlich auch die für Hochwasserkatastrophen der vergangenen Jahre stehenden Stichwörter Ahrtal und Braunsbach. In Zeiten des Klimawandels mit verstärkter Tendenz zu Extremwetterlagen auch in Deutschland bekennt die Ministerin: „Wir müssen dringend etwas tun.“

Es drohen immense Gefahren

Durch den fortschreitenden Klimawandel, so der weitere klimatische Hintergrund für das Stelldichein in Winnenden, werden auch in Baden-Württemberg Trockenperioden mit sommerlichem Wassermangel sowie die Gefahren von Hochwasser- und Starkregenereignissen zunehmen. Die damit einhergehenden ökologischen und wirtschaftlichen Schäden sind im Zweifelsfall immens – ganz abgesehen für die Gefahren für Leib und Leben derer, die in potenziellen Überschwemmungsarealen leben.

Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, so die Ministerin, habe daher die Strategie zum Umgang mit Wassermangel in Baden-Württemberg neu erarbeitet und die Hochwasserstrategie des Landes fortgeschrieben. Jetzt gelte es, die hierzu im Ministerrat gefassten Beschlüsse gemeinsam mit den betroffenen Ressorts, den kommunalen Landesverbänden und den betroffenen Fachbereichen umzusetzen. Der Prozess der Umsetzung wird künftig durch die „Lenkungsgruppe Wasserextreme“ gesteuert und fachlich begleitet. Just diese hat sich nun in Winnenden, im wasserregulatorisch vorbildlichen Stadtareal am Ufer des Zipfelbachs zur konstituierenden Sitzung getroffen.

Die grundlegende Erkenntnis zum Start der Umsetzung jener Maßnahmen zum verbesserten Schutz lautet: „Die Vorsorge hinkt dem Klimawandel und seinen Erscheinungen hinterher.“ Dagegen will Baden-Württemberg sich unter anderem mit beträchtlichen Investitionen wappnen, so Walker. Im vergangenen Jahr seien es etwa rund 81 Millionen Euro gewesen, „für die naturnahe Umgestaltung der Flüsse“. Künftig müssten vor allem mehr Versickerungsflächen geschaffen werden, wie zum Beispiel hier in der „Schwammstadt“ in Winnenden.

Ein Modell für Überschwemmungen und Schutz

Wie generell der Schutz von ganzen Ortschaften vor verschiedenen Hochwassergefahren funktionieren kann, das zeigte Harald Miksch, der Geschäftsführer der WBW Fortbildungsgesellschaft für Gewässerentwicklung, anhand eines aus Bayern ausgeliehenen Modells. Sperrsysteme und Retentionsflächen sorgen für geregelten Abfluss, sodass die Ortschaft nicht überschwemmt wird. Auch Problemfälle sind in das mit verschiedenen Wassermengen durchspielbare Modell eingearbeitet. „Das Haus hier“, so Miksch, „das ist zu nah am Ufer, der Keller läuft voll, die Lichter gehen aus.“

Im Umgang mit den Wasserextremen gehe es allerdings letztlich nicht nur um die Gefahren von Starkregen, Hochwasser und Überschwemmung, betonte die Umweltministerin des Landes. Problematisch werde es auch, wenn in den verstärkt auftretenden Phasen der Trockenheit plötzlich „viel zu wenig Wasser verfügbar ist“. Auch hier müsse neben den Vorkehrungen für eine sichere Wasserversorgung in der Zukunft das Bewusstsein für die anstehenden Probleme des Klimawandels auch im lokalen Zusammenhang geschärft werden. Thekla Walkers Appell beim Termin zu den Wasserextremen: „Es geht darum, dass die Menschen verstehen, um was es geht.“

Extreme Wetterereignisse nehmen zu

Problem
Der menschengemachte Klimawandel stelle wegen seiner vielseitigen Auswirkungen auf Menschen, Tiere und Pflanzen jetzt und in Zukunft eine große Herausforderung für alle dar, konstatiert das Bundesumweltministerium auf seinen Internetseiten. Die jährliche Durchschnittstemperatur stieg demnach von 1881 bis 2019 weltweit bereits um 1 Grad Celsius. In Deutschland liegt das Plus im Vergleichszeitraum sogar bei 1,6 Grad Celsius.

Situation
Als Folge des Klimawandels steigt die Wahrscheinlichkeit für häufiger auftretendes Hochwasser und durch Starkniederschläge ausgelöste Sturzfluten und Überschwemmungen. Diese Ereignisse können zu jeder Jahreszeit auftreten. In der Vergangenheit waren es insbesondere Hochwasser der Elbe, durch die tausende Menschen obdachlos wurden. Ein aktuelles Beispiel ist die Katastrophe im Ahrtal im Jahr 2021, bei der 133 Menschen ums Leben gekommen sind.