Der Wolf ist zurück – das bereitet nicht nur den Schäfern, sondern auch der Politik Kopfzerbrechen. Foto: dpa

Was den Wolf angeht, ist Sachsen Baden-Württemberg weit voraus. Das Raubtier ist dort längst heimisch - und man hat einen Weg zur Koexistenz von Mensch, Schaf und Wolf gefunden. Doch das kostet.

Stuttgart - Ein Leben mit dem Wolf ist nach Ansicht von Experten aus Deutschlands Wolfshochburg Sachsen möglich - aber mühsam. Nötig sei ein umfassender Managementplan, an dem permanent gearbeitet werden müsse, sagte Sachsens Umwelt- und Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt (CDU) bei einer Tagung zur Rückkehr des Wolfes am Montag in Stuttgart. Der Freistaat Sachsen, wohin der Wolf bereits 1996 zurückkehrte und wo derzeit rund 200 Wölfe in Rudeln leben, lasse sich sein Wolfmanagement pro Jahr rund 800 000 Euro kosten.

Dreimal sei bisher der Abschuss eines Wolfes beschlossen worden, weil sich das Tier auffällig verhalten habe. Ein Wolf wurde abgeschossen, einer verschwand wieder, ein Abschuss wurde juristisch gestoppt.

Das Wolfsmanagement in Sachsen beruht demnach auf drei Säulen: So werden die Wölfe intensiv registriert und beobachtet. Zäune oder Hunde zum Schutz etwa für Schafherden werden gefördert. Und es gibt einen Rechtsanspruch auf Schadenersatz nach Rissen durch Wölfe. Minister Schmidt forderte ein ähnliches Management für ganz Deutschland. „Wir brauchen eine klare deutsche Regelung, wie wir mit verhaltensauffälligen Wölfen umgehen.“ Regeln seien wichtig, um den Menschen die Angst vor einer neuen Wolfspopulation zu nehmen. Es sei mühsam, die Akzeptanz für den Naturschutz zu erhöhen und die Menschen dafür zu begeistern.

Blauäugige Willkommenskultur für den Wolf

Baden-Württembergs Agrarminister Peter Hauk (CDU) hatte zuvor vor einer „blauäugigen Willkommenskultur für den Wolf“ gewarnt. Wer Ja zum Wolf sage, dürfe die Weidetierhalter nicht alleine lassen. Der Wolf müsse auch in Baden-Württemberg gemanagt werden. Ziel müsse es aber sein, den Wolf in das Jagdgesetz zu nehmen, um seinem Abschuss weiter zu erleichtern. Im Südwesten wurden in den vergangenen Jahren von 500 Hinweisen 22 Wolfssichtungen bestätigt. Unter dem Strich waren bisher sechs verschiedene Wölfe im Land unterwegs, von denen einige schon totgefahren wurden. Einer wurde von einem Unbekannten erschossen und in den Schluchsee geworfen. Vor 170 Jahren waren Wölfe im deutschen Südwesten ausgerottet worden.

Da der Wolf laut Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt ist, ist in Baden-Württemberg eigentlich das Umweltministerium für das Tier zuständig. Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) hatte neulich angekündigt, beim Umgang mit dem geschützten Raubtier mit Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland zusammenzuarbeiten. Ziel sei es, dem Wolf Lebensraum zu gewähren und zugleich dem Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung und der Nutztierhalter Rechnung zu tragen. Schon jetzt könne ein auffällig gewordener Wolf abgeschossen werden, etwa wenn ein Wolf wiederholt Herdenschutzzäune überwinde und Nutztiere töte.

Sicherheit der Menschen habe Priorität

„Angst und Panikmache helfen uns nicht weiter“, sagte Johannes Enssle, Landeschef des Naturschutzbundes Nabu. Sachsen zeige, dass ein konfliktarmes Miteinander von Wolf und Weidetierhaltung möglich sei. „Auch die Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht bringt keine Vorteile für das Wolfsmanagement“, sagte Enssle. Es brauche Lösungen für den Herdenschutz und eine bessere finanzielle Unterstützung der Weidetierhalter, „denn sie leisten einen wichtigen Beitrag zum Erhalt unserer Kulturlandschaft“.

Im Koalitionsvertrag der neuen schwarz-roten Bundesregierung wird die Wolfsproblematik nach Angaben von Ministerialdirigent Axel Heider mit einem klaren Bekenntnis zur Weidehaltung beantwortet. Sicherheit der Menschen habe oberste Priorität. Die große Koalition wolle einen Kriterienkatalog entwickeln, nach dem Wölfe geschossen werden dürfen. Die Wolfspopulation in Deutschland steige stark, eine Bejagung dürfe nicht tabuisiert werden. In Wohngebieten oder in der Nähe von Nutztierherden habe der Wolf nichts zu suchen.