Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Bonn empfiehlt, mindestens 1,3 bis 1,5 Liter Flüssigkeit in Form von Getränken zuzuführen. Bevorzugt als Wasser. Ob dieses aus dem Hahnen stammt oder aus der Flaschen, ist aber egal. Foto: Fotolia/© Taffi

Mit interaktiver Grafik - Während weltweit das Trinkglas gern unterm Hahn gefüllt wird, kaufen die Deutschen ihr Wasser am liebsten in der Flasche. Gibt es dafür gute finanzielle oder gesundheitliche Gründe? Ein Vergleich.

Wasser aus dem Hahn

Herstellung: Leitungswasser wird nicht aus Abwasser gewonnen, welches durch Kanalisation und Kläranlage geflossen ist. Es stammt zu zwei Dritteln aus natürlichen Quellen wie dem Grundwasser, zu einem Drittel aus Oberflächenwasser von Flüssen und Seen und zu einem geringen Anteil aus Quellwasser. Bevor es in die Haushalte gelangt, werden Schadstoffe und Pestizide herausgefiltert.

Inhaltsstoffe: Wie viel Kalzium, Magnesium oder Natrium das Trinkwasser enthält, kann man auf der Internetseite des zuständigen Wasserversorgers nachlesen. Eltern von Babys und Kleinkindern scheuen sich häufig, diesen Leitungswasser zu geben, weil vor zu hoher Nitratbelastung gewarnt wird. Tatsächlich ist der erlaubte Grenzwert von Nitrat im Trinkwasser mit 50 Milligramm pro Liter mehr als doppelt so hoch wie der Wert, der für Mineralwasser mit dem Aufdruck „für Babynahrung geeignet“ erlaubt ist (20 Milligramm pro Liter). „Dennoch gilt das deutsche Leitungswasser auch für Babys als geeignet“, sagt Elvira Schwörer und empfiehlt, auch hier die Werte beim Wasserversorger zu prüfen. So haben beispielsweise die Haushalte, die in Stuttgart Bodenseewasser bekommen, nur eine sehr geringe Nitratbelastung von 4,5 Milligramm pro Liter.

Qualität: Trinkwasser wird nach der Trinkwasserverordnung kontrolliert. Deren Einhaltung prüfen der Wasserversorger und das Gesundheitsamt. Allerdings nur bis zur Wasseruhr. „Dass im Haus über die Leitungen kein Blei oder Kupfer ins Wasser gelangt, dafür ist der Hausbesitzer verantwortlich“, sagt Elvira Schwörer von der Verbraucherzentrale. Wer sein Trinkwasser untersuchen lassen möchte, kann sich an ein Trinkwasserlabor wenden. Eine Liste von zugelassenen Laboren gibt es auf der Homepage des Verbraucherministeriums (www.mlr.baden-wuerttemberg.de; Suchwort Trinkwasser). Grundsätzlich gilt: In der EU kann jeder ohne Bedenken Leitungswasser trinken. Seit zehn Jahren regeln europaweite Standards die Trinkwasserqualität.

Geschmack: Schmeckt Leitungswasser tatsächlich anders als gekauftes Wasser? Elvira Schwörer rät zu einem Test: „Füllen Sie einfach mal verschiedene Mineralwässer und Leitungswasser in Gläser und versuchen herauszuschmecken, welches davon welches ist.“ Die meisten Menschen, so die Erfahrung, merken keinen Unterschied.

Kosten: Ein Liter Trinkwasser kostet etwa 0,0024 Euro.

Wasser aus der Flasche

Herstellung: Mineralwasser kommt aus unterirdischen Quellen, die vor Verunreinigung geschützt sein müssen. „Im Gegensatz zu Trinkwasser darf es aber nicht aufbereitet werden“, sagt Elvira Schwörer, Ernährungsexpertin von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Inhaltsstoffe: Viele Menschen kaufen Mineralwasser, weil sie der Meinung sind, es enthalte mehr Mineralstoffe wie Kalzium, Magnesium, Natrium und Eisen. „Tatsächlich gibt es aber auch Mineralwässer, die relativ wenig Mineralien enthalten“, sagt Elvira Schwörer. Deshalb: Vor dem Kauf die Angaben vergleichen. Wer sich ausgewogen ernährt, ist meist auch ohne ein entsprechendes Mineralwasser gut mit Mineralstoffen versorgt. „Für Menschen, die keine Milchprodukte essen, bietet es sich aber auf jeden Fall an, ein Mineralwasser mit hohem Kalziumanteil zu kaufen“, sagt Schwörer.

Qualität: Mineralwasser wird nach den Anforderungen der Mineral- und Tafelwasserverordnung kontrolliert – und zwar vom Mineralwasserhersteller. Externe Stichprobenkontrollen macht die Lebensmittelüberwachung.

Geschmack: Dass vielen Menschen Mineralwasser besser schmeckt als Leitungswasser, liegt weniger an den darin enthaltenen Mineralstoffen, sondern sie kaufen kohlesäurehaltiges Wasser. Kohlensäure lässt sich mit Hilfe von Wasser-Sprudlern aber auch Leitungswasser zusetzen.

Kosten: In deutschen Supermärkten gibt es mehr als 500 verschiedene Marken Mineralwässer. Ein Liter kostet zwischen 0,10 und 0,70 Euro. „Der Preis ist aber kein Hinweis darauf, wie viele Mineralstoffe es enthält“, sagt Schwörer. So gibt es teure Wässer, die keine bessere Zusammensetzung haben als Leitungswasser. Auch hier hilft nur vergleichen.

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Aktionstag „Wasser“

Am 13. 8. veranstaltet die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg einen Infotag rund ums Wasser. Von 10 bis 11 Uhr gibt es in der Paulinenstraße 47 einen kostenlosen Vortrag mit Blindverkostung (Anmeldung erforderlich unter 07 11 / 66 91 10 oder ernaehrung@vz-bw.de). Von 10 bis 16 Uhr gibt es in der Beratungsstelle Aktionen zum Thema und die Möglichkeit, Experten zu befragen. (mar)