Vor zehn Jahren totgesagt, jetzt wieder gefragt: Mineralwasser aus der Glasflasche. Foto: dpa

Nach schwierigen Jahren geht es bei der Mineralbrunnen Überkingen-Tainach AG bergauf. Die Überraschung: Glasbehältnisse sind wieder beliebter.

Stuttgart - Was haben Nashorn und Sprudelflasche gemeinsam? Die Warnungen vor ihrem Aussterben: „Mitte der Nullerjahre ist die Branche davon ausgegangen, dass Glasflaschen in zehn Jahren – also heute – ganz vom Markt verschwunden sein werden“, sagt der Vorstand der Mineralbrunnen Überkingen-Tainach AG bei der Bilanzpressekonferenz in Stuttgart.

Was für das Nashorn traurige Realität werden könnte, entpuppte sich für die Sprudelflasche aber als Fehlalarm.

Seit 2013 werden wieder mehr Mineralwasser und Erfrischungsgetränke deutscher Hersteller in Glasflaschen verkauft. 2005 machte der Anteil der Glasflaschen an den Verkaufszahlen fast noch die Hälfte aus. Dann sank die Popularität des relativ schweren Behältnisses. 2012 war mit 23,3 Prozent der Tiefpunkt erreicht.

Im Trend: Individualglasgebinde

Seitdem geht es wieder leicht bergauf: 2014 wurden 23,7 Prozent der Mineralwasser, Heilwasser und Erfrischungsgetränke deutscher Brunnenbetriebe in Glasflaschen verkauft.

Der Trend werde sich fortsetzen, prophezeit Michael Bartholl, Vorstand von Mineralbrunnen Überkingen-Tainach, denn „Individualglasgebinde werden noch wichtiger werden“.

Hinter diesem Fachwort verbergen sich Sprudelflaschen, die mit besonderen Formen für jede Getränkemarke anders gestaltet sind. Sie muten eleganter an als die altbekannte Brunneneinheitsflasche mit den kleinen Glasperlen an der Wölbung. Dafür seien Kunden auch bereit, ein paar Cent mehr zu bezahlen als für die Einheitsflasche, sagt Bartholl.

Individuelle Formen sind noch eine Nische

Für das Mineralwasser „Teinacher“ hat das Unternehmen Anfang Februar eine neue Glasflasche in länglicher Form auf den Markt gebracht. Das Wasser Krumbach soll Anfang Mai nachziehen.

Im Verhältnis zum gesamten Glasflaschenmarkt sind die individuellen Formen dennoch eine Nische: Ihr Anteil liege bei unter 10 Prozent, so der Vorstand der Genossenschaft deutscher Brunnen.

Markus Wolf erklärt sich das Comeback der Sprudelflasche dadurch, dass der Erfolg von Discountern in den letzten Jahren stagniere. „Der klassische Lebensmitteleinzelhandel, zum Beispiel Edeka und Rewe, wird im Verhältnis dazu wieder stärker“, sagt Wolf, „und mit ihm die Glasflasche, denn in Discountern wird sie nicht angeboten.“

Individuell geformte Flaschen auch für Limonade

Abgesehen von elegant geschwungenen Wasserflaschen stellte die Mineralbrunnen Überkingen-Tainach AG für 2014 verbesserte Gewinnzahlen im Vergleich zu 2013 vor. Vor Zinsen und Steuern betrug das Ergebnis 4,2 Millionen Euro. 2013 waren es 3,4 Millionen Euro.

Neben neuen Flaschen soll es Veränderungen bei den Marken Afri und Bluna geben. Mit vier Partnern schloss das Unternehmen Konzessionsverträge. Die Partner übernehmen in ausgewählten Gebieten Produktion und Vertrieb von Africola und Bluna. Im Raum Stuttgart wird ab 2016 die Ulmer Getränke Vertrieb GmbH die beiden Getränkesorten herstellen und vertreiben. Davon erhofft sich der Mineralbrunnen einen schnellen Einstieg in neue Vetriebswege.

Africola und Bluna aus dem „Fass“

Zum Beispiel könnten Gaststätten im Raum Stuttgart Africola und Bluna ab 2016 erstmals im freien Ausschank aus dem „Fass“ verkaufen, wenn sie möchten. „Wir selbst haben gar keine Fassabfüllanlage“, sagt der Vorstand des Mineralbrunnens. „der Konzessionspartner aber schon. Durch die Partnerschaften schaffen wir neue Marktzugänge viel schneller, als wir es auf eigene Faust könnten.“

Zudem wird das Limo-Sortiment im Raum Stuttgart ab 2016 in kleinen Individualfläschchen zu haben sein – aus Glas. Das einst totgesagte Behältnis beschränkt seinen Vormarsch nicht auf den Sprudelkasten.