Auch die Umrandung des Außenbeckens muss komplett abgerissen werden Foto: Max Kovalenko

Um den Besucherrückgang der vergangenen Jahre zu stoppen, aber auch um die Gebäude technisch auf Vordermann zu bringen, muss das Mineralbad Berg komplett saniert werden. Der Bäderausschuss des Gemeinderats hat jetzt die knapp 30 Millionen Euro teure Generalsanierung beschlossen.

Stuttgart - Es genießt Kultstatus. Allerdings benötigt das älteste Schwimmbad Stuttgarts angesichts des anhaltenden Besucherrückgangs eine Auffrischung. Der Bäderausschuss des Gemeinderats hat am Freitag einstimmig die Generalsanierung des Mineralbads Berg beschlossen. Beginn: September 2016. Kosten: 29,4 Millionen Euro.

Millionen Fernsehzuschauer werden an diesem Sonntagabend zur Hauptsendezeit im Stuttgarter „Tatort“ dank Unterwasserkamera mittauchen. Schauspieler Thomas Thieme ließ dafür im vergangenen November seinen kernigen Körper ins 22 Grad kühle Nass des Außenbeckens plumpsen, um beim Wiederauftauchen von einem Stuttgart-21-Gegner bedrängt zu werden. Für die Szene im Mineralbad hatte sich vor allem SWR-Filmchefin Martina Zöllner stark gemacht. Das „Berg“ erfreut sich ohnehin, wie allgemein bekannt ist, großer Beleibtheit unter den Mitarbeitern des nur wenige Hundert Meter entfernt gelegenen Senders.

Sie gehören denn auch zu jenen Stammgästen, die das am 29. Juni 1856 eröffnete „Bad am königlichen Park“ gerne „Neuner“ nennen – in Erinnerung an den dessen Gründer, den Hofgärtner Friedrich Neuner. Der „charmante Klassiker mit seinem nostalgischen Flair“ hat allerdings seine besten Zeiten hinter sich. Im Jahr 2014 wurden 87 000 Gäste im Schwimmbad gezählt, gegenüber 2013 (106 421 Gäste) also ein Minus von 18 Prozent. In der Sauna bliebt das Ergebnis mit 20 468 Gästen konstant.

Im Winter kommen vor allem Stammgäste: Aktuell liegt der Tagesdurchschnitt zwischen Oktober und März bei 144 Badegästen im Schwimmbad und 66 Gästen in der Sauna. Im Sommer liegt der Tagesschnitt je nach Wetterlage bei 350 bis 450 Schwimmbadbesuchern und 57 Saunagästen. Zahlen also, die belegen, dass das „Neuner“ ein eher exklusives Schwimmvergnügen bietet.

Das jährliche Defizit liegt bei 1,3 bis 1,4 Millionen Euro. Das dürfte sich nicht grundlegend ändern. „Ziel muss es sein, nach der Bad-Wiedereröffnung ein Betriebsdefizit in ähnlicher Höhe erhalten zu können“, heißt es in der vom Ersten Bürgermeister Michael Föll unterzeichneten schriftlichen Stellungnahme. Zielvorgabe an die mit der Umsetzung beauftragte Stuttgarter Gruppe Architekten 4a war, den von den 50er Jahren geprägten Charakter der Gebäude und der Badelandschaft zu erhalten.

So soll „der See-Charakter des Außenbeckens“ bestehen bleiben, allerdings muss die 45 Jahre alte Konstruktion komplett abgebrochen und erneuert werden. Damit das Aufsichtspersonal auch in der Dunkelheit den Durchblick hat, werden im Außenbecken Unterwasserscheinwerfer installiert.

An einem „besonders charakteristischen Alleinstellungsmerkmal“ des Berg, nämlich der Trennung nach Geschlechtern in der Sauna, wird nicht gerüttelt. In der Kaltbadehalle soll zumindest an einzelnen Warmbadetagen die Temperatur auf 30 Grad erwärmt werden. Auf diese Weise, hofft Bäderchefin Anke Senne, könne man vor allem im Winter „nachhaltig mehr Badegäste gewinnen – denn 130 am Tag sind zu wenig“. Als möglich gilt eine Steigerung der Besucherzahl im Winter um 25 Prozent – so dass man im Schwimmbad auf 110 000 Gäste und in der Sauna auf 24 000 Gäste jährlich käme.

Der Bäderausschuss diskutierte noch über einige mögliche bauliche Änderungen, die Gastronomie oder einen Fitnessraum betreffend, stellte sich dann aber doch geschlossen hinter das Konzept – auch wenn, wie Fabian Mayer (CDU) einräumte, „angesichts der gewaltigen Betrags von 30 Millionen der eine oder andere Kollege schon etwas zusammengezuckt ist“.

Am Dienstag, 23. Juni, organisieren die Bäderbetriebe um 18 Uhr im Foyer des Mineralbads Berg eine Infoveranstaltung zur anstehenden Generalsanierung.