Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell verurteilte das sinnlose Töten im Sudan (Archivbild). Foto: AFP/FREDERICK FLORIN

Nachdem bei Protestkundgebungen im Sudan mehrere Menschen getötet wurden, verurteilen die Europäische Union und die Vereinten Nationen das Vorgehen der Militärs.

Brüssel/Genf - Die Europäische Union und die Vereinten Nationen haben das harte Vorgehen des Militärs im Sudan gegen Demonstranten verurteilt. UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet sprach am Donnerstag in Genf von einem „absolut schändlichen“ Einsatz scharfer Munition. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell erklärte: „Dieses sinnlose Töten ist nicht hinnehmbar.“ Beide verlangten, die politischen und militärischen Verantwortlichen für die Gewalt zur Rechenschaft zu ziehen.

Nach EU-Angaben waren bei Protestkundgebungen am Mittwoch in verschiedenen Orten im Sudan mindestens 17 Menschen getötet und Hunderte weitere verletzt worden. Bachelet sprach von 15 Todesopfern; insgesamt seien seit dem Militärputsch am 25. Oktober mindestens 39 Personen ums Leben gekommen.

Kritik an der Abschaltung des Netzes

Besonders kritisierte die Menschenrechtskommissarin die landesweite Abschaltung des Telefon- und Mobilfunknetzes sowie des Internets. Dies habe unter anderem die Kommunikation der Rettungsdienste und die Suche von Angehörigen nach Familienmitgliedern behindert. Auch warf sie den Militär- und Polizeikräften schweren Einsatz von Tränengas vor.

Als „äußerst beunruhigend“ bezeichnete Borrell Nachrichten, nach denen Sicherheitskräfte in Krankenhäusern nach Teilnehmern der Kundgebungen gesucht und Ärzte bedroht hätten. Die Gewalt gegen friedlich Demonstrierende verletze grundlegende Menschenrechte.

Womit Borrell droht

Die Militärmachthaber in Khartum sollten zu einer verfassungsgemäßen Ordnung zurückkehren. Der einzige Weg aus der Krise durch den Putsch sei der Dialog mit allen Beteiligten und die Rückkehr auf den Weg zum demokratischen Übergang. Andernfalls werde dies ernstliche Konsequenzen auch für die finanzielle Unterstützung des Sudan durch die EU haben, drohte Borrell.

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Die EU sei sehr besorgt über die behördlich verfügte Kommunikationssperre während der Proteste. „Das wird die Welt nicht davon abhalten, über diese Menschenrechtsverletzungen informiert zu sein. Es wird auch nicht die internationale Gemeinschaft davon abhalten, die klare Stimme des sudanesischen Volks zu hören“, sagte Borrell. Sowohl er als auch Bachelet verlangten die sofortige Freilassung aller in Zusammenhang mit dem Putsch und den Protesten Festgenommenen, einschließlich Ministerpräsident Abdullah Hamduk.