Ex-Bahn-Chef Rüdiger Grube hat 2017 viel Geld vom Staatskonzern erhalten – trotz seines Abgangs bereits im Januar. Foto: dpa

Rüdiger Grube hat von der Deutschen Bahn viel Geld erhalten zumal er seinen Chefposten selbst abgegeben hat. Auch dass er sich länger mit dem Aufsichtsrat des Staatskonzerns herumärgern musste, rechtfertigt das hohe Schmerzensgeld kaum, kommentiert Thomas Wüpper.

Berlin - Es gibt Erklärungsbedarf. Im Januar 2017 hat Rüdiger Grube seinen Job als Bahn-Chef hingeworfen, mitten in der Aufsichtsratssitzung – von einem Tag auf den anderen. Solch ein Abgang im Streit ist bei einem Großkonzern schon ungewöhnlich, noch mehr in einem Staatsbetrieb, in dem die Politik viele Strippen zieht. Natürlich bestimmt die Bundesregierung über den Aufsichtsrat auch, wie die wichtigsten und lukrativsten Posten besetzt werden.

Nicht die hohen Erwartungen erfüllt

Ex-Daimler-Manager Grube erschien dabei keine schlechte Wahl, hat aber die hohen Erwartungen nicht erfüllt. Die Bilanz seiner fast achtjährigen Amtszeit fällt eher bescheiden aus. Umso fragwürdiger ist die nun bekannt gewordene Millionenzahlung, die der Manager für 2017 kassierte, obwohl er bloß noch 30 Tage im Amt war. Hinzu kommt, dass Grube ja nicht entlassen wurde, sondern selbst seinen sofortigen Rücktritt erklärt hatte, trotzt des Arbeitsvertrags bis Ende des vorigen Jahres.

Da ist die Frage berechtigt, wieso ein Staatskonzern, der jährlich viele Steuermilliarden erhält, diesem Amtsflüchtling noch 2,3 Millionen Euro als Abfindung zahlt. Klar ist, dass auch der Aufsichtsrat und dessen Präsidium ein klägliches Bild abgaben – nicht nur beim Poker um Grubes angedachte Vertragsverlängerung. Das Millionensalär könnte man von daher auch als Schmerzensgeld werten.

Rasch für Aufklärung sorgen

Die Regierungskoalition und das Parlament sollten hier rasch für Aufklärung sorgen. Bei der Bahn mit ihrem Schuldenberg und maßlosen Großprojekten wie Stuttgart 21 liegt schließlich schon genug im Argen.