Stare brüten gerne in Baumhöhlen, mitunter aber auch in einem Nistkasten. Foto: imago stock&people/imago stock&people

Der Gesang der Vögel in diesen Tagen ist ein Zeichen dafür, dass viele Brutvögel schon jetzt in Balzlaune sind. Was ist der Grund für das frühe Gezwitscher – und was hat dies für die Vogelwelt insgesamt zu bedeuten?

Stuttgart - Wer aufmerksam durch die Natur geht, dem ist es bestimmt schon aufgefallen: Auch wenn die Nächte derzeit ziemlich kalt sind, so zwitschert es doch bereits vernehmlich. „Kohlmeisen, Blaumeisen und Kleiber beginnen nach anhaltend milden, sonnigen Tagen mit ihren Reviergesängen“, teilt der Naturschutzbund jetzt mit. Einige Hausrotschwänze, Bachstelzen und Zilpzalpe würden bereits günstige Nistmöglichkeiten auskundschaften. Und auch mancher Star zeige schon erste Frühlingsgefühle. „Eigentlich sollten sie jetzt in Südspanien oder Marokko sein. Doch weil die Temperaturen günstig waren und es genügend Nahrung gab, sind dieses Jahr mehr Stare als sonst hier geblieben und können so früher in die Brutsaison starten“, erläutert Stefan Bosch, Ornithologe beim Nabu Baden-Württemberg.

Die rasante Erwärmung des Klimas macht sich natürlich auch in der Vogelwelt bemerkbar. „Der Klimawandel heizt uns mächtig ein. Erste Effekte sind auch in der Vogelwelt nachweisbar“, sagt Stefan Bosch. Und so setzt sich auch in diesem Jahr ein Trend fort, der schon länger anhält: Wie die Stare bleiben generell immer mehr Vögel, die eigentlich in der kalten Jahreszeit in den Süden ziehen, im Land. Oder sie kommen früher aus dem Süden wieder zurück in die Brutgebiete.

Vögel, die im Land bleiben, haben bei der Nistplatzsuche einen Vorteil

Das verschafft ihnen durchaus Vorteile gegenüber ihren ziehenden Artgenossen: Sobald es am Ende des Winters wärmer wird, können sie die besten Nistplätze besetzen. Und je früher die erste Brut groß gezogen wird, desto größer sind die Chancen, auch noch eine zweite Brut großzubringen.

Der Klimawandel führt naturgemäß dazu, dass wärmeliebende Arten ihren Lebensraum immer weiter nach Norden ausdehnen. Ein besonders augenfälliges Beispiel ist der Bienenfresser, ein auffallend bunter Vogel, der seinen Namen von der Vorliebe für Bienen als Beutetiere hat. „Mediterrane Arten wie der papageienbunte Bienenfresser finden am Oberrhein und in Südbaden gute Bedingungen vor“, berichtet Stefan Bosch. So verschiebe sich das Verbreitungsgebiet etwa von Wiedehopf und Bienenfresser jedes Jahr um zwei bis 20 Kilometern gen Norden.

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Andererseits gibt es auch Verlierer. Wiesenpieper und Bekassine müssten in kühlere Gebiete ausweichen, Gebirgsvögel wie Bergpieper, Ringdrossel oder Zitronenzeisig in größere Höhen. Doch diesen Wanderbewegungen seien geografische Grenzen gesetzt, gibt Bosch zu bedenken.

Manche Vogelbestände sind massiv gesunken

Auch bei den Vogelarten, die im Winter weite Strecken nach Süden fliegen, zeichnen sich Änderungen im Verhalten ab. Störche etwa kommen immer früher aus dem Winterquartier zurück. Schwerer hat es dagegen der Kuckuck: Er verändert sein Zugverhalten offenbar nicht schnell genug. So kommt er immer häufiger in manche Gebiete zu spät zurück, um noch erfolgreich sein Ei in das Nest eines Wirtsvogels zu legen – etwa eines Reichrohrsängers oder Rotkehlchens.

Auch der Trauerschnäpper, der erst Mitte April aus dem Winterquartier zurückfliegt, habe Probleme, so der Nabu. Er verpasse das Nahrungsmaximum an Insekten für die Jungenaufzucht. Zudem finde er in den lichten Laub- und Mischwäldern, die er bevorzugt, nur noch bereits besetzte Bruthöhlen vor. So seien in den letzten Jahrzehnten in manchen europäischen Gebieten die Bestände des kleinen Vogels um mehr als 90 Prozent gesunken.