Kein Stau: Am Samstag hielt sich der Ansturm auf die Milaneo-Garage in Grenzen Foto: Heinz Heiss

Das neue Einkaufszentrum lockt immer noch die Massen in Autos aus dem Umland. Und die parken angesichts eines vollen Parkhauses einfach in angrenzenden Wohngebieten. Die dortige Beschilderung zeigt nur bedingt Wirkung.

Stuttgart - Das Autokennzeichen TDO sieht nicht gerade nach einem typischen Anlieger der Stuttgarter Mönchstraße aus. Das Pärchen aus dem Landkreis Nordsachsen versucht auch gar nicht erst, sich herauszureden: Ja, man wolle ins Milaneo. Ein Anlieger-frei-Schild habe er nicht gesehen, versichert der Fahrer. „Das Parkhaus ist voll. Was sollen wir machen?“ fragt seine Begleiterin und seufzt: „Es ist einfach schlecht geplant.“

Die Torgauer sind nicht die Einzigen, die am ersten Samstag ohne weihnachtlich aufgestockte Verkehrsüberwachung Schilder ausblenden. Im eingeschränkten Halteverbot an der Wolframstraße stehen bereits die ersten Fahrzeuge mit Strafzettel unterm Scheibenwischer. Dabei läuft der Betrieb im Milaneo, gemessen an den Adventssamstagen, keineswegs auf Hochtouren. Selbst bei dem Einkaufsmagneten Primark sind sechs der Kassen geschlossen.

Im Parkhaus sind 40 Plätze frei. Einen hat sich gerade ein Familienvater aus Tuttlingen gesichert, der mit Frau und Kindern shoppen will. Schon jetzt ist er etwas genervt: „Wir sind von der Bundesstraße 27 gekommen und haben kaum hergefunden. Die Ausschilderung lässt wirklich zu wünschen übrig. Hier drin bin ich dann erst mal drei, vier Runden gefahren, bis ich einen Parkplatz hatte. Die Einbahnregelungen im Parkhaus sind eine Katastrophe.“

Herr Neff, der am oberen Ende der Tunzhofer Straße wohnt, ärgert sich ebenfalls. Zum einen wegen des dreist im Kreisel am oberen Straßenende abgestellten Mercedes E 220, zum anderen über jene Verkehrsteilnehmer, die von hier aus über den Fußweg zur Türlenstraße abkürzen. „Das sind an Samstagen bis zu 15 Autos pro Stunde“, schätzt Neff, „dabei ist deutlich ausgeschildert, dass es sich um eine Sackgasse handelt.“ Auch Bordsteinkante und Fußgänger-schild sind gut erkennbar.

Der springende Punkt ist die Selbstherrlichkeit, mit der Autofahrer die Regeln nach eigenem Gutdünken auslegen. Daran konnte die verstärkte Überwachung an den vergangenen Wochenenden nichts ändern. Immerhin scheint es insgesamt dennoch positive Nachwirkungen zu geben. „Auch heute wurden in der Mönchstraße sporadisch Fahrzeuge angehalten und kontrolliert“, resümiert Udo Steinicke, der Einsatzleiter des Städtischen Vollzugsdienstes. „Wenn man die Ergebnisse hochrechnet, kommt man auf etwa ein Drittel, meist auswärtiger Fahrer ohne Berechtigung. Darunter waren einige, die sich nur verfahren hatten.“

Das entspricht den Zahlen der letzten Wochenenden. Stuttgarter scheinen die Anlieger-Regelung inzwischen auch ohne Kontrollen zu akzeptieren. „Vermutlich ist das auf unsere Maßnahmen und die begleitende Berichterstattung zurückzuführen“, so Steinicke. Heillos verkehrswidrig zugeparkt wurden seinen Angaben nach im Laufe des Tages die künftigen Grünflächen an der Wolframstraße.

14 Uhr. Das Parkhaus ist seit geraumer Zeit voll. Die jungen Damen aus Aichach, die in der Beyerstraße einparken, haben von der Anlieger-Regelung nichts mitbekommen. Das Schild ist ihnen auch nicht aufgefallen. „Wird man hier abgeschleppt?“, fragt die Fahrerin. Allein die Aussicht auf einen Abschleppwagen scheint zu ziehen: Sicherheitshalber machen sich die beiden wieder auf den Weg. Kurz darauf steht ein Wagen aus Schwäbisch Hall an gleicher Stelle. Die Situation bleibt unbefriedigend. Auch an der Tunzhofer Straße. „Manchmal ist es hier so voll, dass kein Krankenwagen zum Bürgerhospital durchkommen würde“, erklärt der 33-jährige Aslan (33), der die Parksituation für Anwohner satthat. „Ich denke ernsthaft darüber nach wegzuziehen.“