Galionsfigur des Prager Frühlings: Milan Kundera Foto: efe/epa

Milan Kundera ist vielleicht der bedeutendste tschechische Autor der Gegenwart. Doch die Staatsangehörigkeit seines Geburtslandes hat er schon lange nicht mehr. An diesem Montag feiert er in Paris seinen neunzigsten Geburtstag.

Stuttgart - Seine alte Heimat soll er später nur noch verkleidet besucht haben. Jetzt will man ihn dort wieder haben: Die amtierende tschechische Regierung würde Milan Kundera nur zu gerne die Staatsbürgerschaft zurückerstatten, die ihm 1979 wegen seiner Unbotmäßigkeit gegenüber der Kommunistischen Partei entzogen worden war. Doch der 1929 in Brünn geborene Autor fühlt sich als Franzose ganz wohl. Seit 1975 lebt er in Paris.

Kundera war eine der Galionsfiguren des Prager Frühlings 1968, 24 Jahre später erschien in seiner französischen Wahlheimat der Roman über diese Zeit, mit dem sein Name unauflöslich verbunden blieb: „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“. Ein Roman über erotische und revolutionäre Hoffnungen im Windschatten der drohenden Repression, sinnlich und melancholisch, von fesselnder Anschaulichkeit und philosophischer Reflexion zugleich.

Verrat ist eines seiner Lebensthemen

Nach einem Literaturstudium in Prag begann der Sohn eines Janácek-Schülers selbst zu schreiben: Jugend, Verrat, Liebe und Triebe auf politisch unsicherem Terrain sind bis heute Kunderas Themen, die er in Romanen wie „Der Scherz“, „Abschiedswalzer“ oder dem „Buch vom Lachen und Vergessen“ auf den Weg gebracht hat. Seit den 90er Jahren erscheinen seine Bücher auf Französisch. Zuletzt nach 15-jähriger Pause „Das Fest der Bedeutungslosigkeit“: „Bedeutungslosigkeit ist die Essenz der Existenz. Sie ist überall und immer bei uns“, heißt es darin. An diesem Montag feiert der bedeutendste tschechische Autor der Gegenwart seinen neuzigsten Geburtstag.