Eine Mitmachmaschine im Einsatz Foto: Stadtmuseum

Das Stadtmuseum Ludwigsburg setzt auf Mitmachausstellungen und selbstbestimmte Eintrittspreise. Die nächste große Schau ist der Esskultur gewidmet.

Ludwigsburg - In Ludwigsburg öffnete das europaweit erste Drive-in-Lokal, hier wurden aber auch schon so delikate Speisen zubereitet, dass man sie getrost Astronauten mit auf ihre Reise ins All geben konnte. Diese und andere Geschichten rund ums Essen werden im kommenden Jahr im Rahmen einer großen Ausstellung im Stadtmuseum Ludwigsburg erzählt. Stand im laufenden Jahr das Thema Wohnen im Mittelpunkt der Arbeit im MIK, so soll es 2019 das Essen sein. Sie und ihr Team werden jedenfalls die Nachforschungen in Sachen Alltag in Ludwigsburg fortsetzen, sagt Museumsleiterin Alke Hollwedel.

Das Museum als Treffpunkt

Da in einem Stadtmuseum Dinge gesammelt werden, die für die Geschichte wichtig gewesen sind, liegt ein Fokus zwangsläufig auf der Vergangenheit. Alke Hollwedel hat jedoch stets klar gemacht, dass ihr das nicht reicht. Ihr ist daran gelegen, dass das Haus auch etwas über die Gegenwart erzählt: „Das Museum muss ein Treffpunkt sein“, sagt sie. Mit ihrem Programm sei es ihr inzwischen gelungen, dass jeder zweite Besucher nicht nur wegen der Exponate ins MIK kommt, sondern weil er an einer der vielen Veranstaltungen teilnehmen möchte. Ging es im neuen Museums an der Eberhardstraße 1 anfangs darum, mit Rundgängen die Geschichte an die Orte in der Stadt zu tragen, an denen sie gespielt hat, liegt das Augenmerk jetzt mehr auf dem Digitalen: Die Leute sollen schon zu Hause neugierig auf das Museum gemacht werden.

Ausstellungen zum Mitmachen

„Die Leute sollen nicht gebildeter wieder aus einem Museum herauskommen, sondern gewitzter.“ Um klar zu machen, dass es ihr um eine lebendige Vermittlung von Geschichte geht, zitiert Museumsmitarbeitern Leonie Fuchs den Philosophen Walter Benjamin. Ein Weg dahin führe über Mitmachausstellungen – und zwar nicht nur für Kinder. Wird noch diesen Winter eine Mitmachausstellung zum Thema Sprache – der Titel lautet: „Hää – Sprache, spiele Abenteuer“ – starten, so wartet im kommenden Jahr gleich eine große „Mitmachmaschine“ auf die Besucher. „Kinder und Familien können die Maschine bedienen und sie zugleich weiterbauen“, sagt Hollwedel. Die Maschine arbeite völlig zweckfrei. Man darf sich darunter ein Ungetüm vorstellen, das einen großen Teil des Ausstellungsraums im Untergeschoss des MIK ausfüllt und das sich vor allem sehr vielen verschiedenen Antriebsarten präsentiert. Anfangs wird das Gerät metallic-grau sein, am Ende darf ist kunterbunt sein.

Das Prinzip Spende zieht

Seit für den Museumsbesuch kein fester Eintrittspreis mehr erhoben wird, hat sich die Kassenlage verbessert. „Wir fordern die Leute auf, eine Spende zu bezahlen, deren Höhe sie selbst bestimmen dürfen“, sagt Fuchs. „Und das funktioniert sehr gut.“ So gut, dass das Prinzip Spende nun auch auf viele der begleiteten Rundgänge im Haus ausgeweitet werden soll. „Wir wollen das im nächsten Jahr testen. Die Leute sollen geben, was ihnen die Sache wert ist“, sagt die Leiterin des Museums. Die finanzielle Situation sei momentan so gut, dass man diesen Versuch wagen könne. Ausgenommen davon seien mehrstündige Veranstaltungen, die sehr personalintensiv seien und bei denen auch Materialkosten anfielen, sagt Hollwedel.

Die Philosophie des Essens

Die Ausstellung „Eine Stadt isst! Ludwigsburger Esskultur“ öffnet im April. Sie wird begleitet von Gesprächsrunden mit Experten – sogenannten Gastrosophie-Abenden. Dabei soll es um Wein, Honig und Zitrusfrüchte gehen. „Wir wissen zum Beispiel, dass der Honig in Ludwigsburg schon immer sehr gut gewesen ist, weil es so viele Obstwiesen gab“, sagt Hollwedel. Diesen Part wird der Imker Florian Schimpf übernehmen. Über den Wein referiert Wolfgang Oexle und über Zitronen und Pomeranzen der Blüba-Geschäftsführer Volker Kugel. Das Mitmachen wird in diesen Fällen darin bestehen, dass die Besucher von den Delikatessen kosten dürfen.