Rege Diskussion: Jan Sellner (li.), Thomas Kölpin, Christine Bilger. Foto: Lichtgut/Verena Ecker

Eine rege Diskussion hat sich mit Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin über die Zukunft der Wilhelma beim StN-Forum „Mittendrin“ entwickelt. Und man erfuhr: Der Schaubauernhof soll teilweise ausgelagert werden.

Stuttgart - Entwicklungen begleiten, Informationen aus erster Hand, am besten noch diskutiert am Ort des Geschehens: Das Forum „Mittendrin“ der Stuttgarter Nachrichten will den Lesern Themen der Stadt kompetent und direkt nahebringen. „Wie sieht die Zukunft der Wilhelma aus?“ war am Montag das Thema, über das Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin, StN-Lokalchef Jan Sellner, Redakteurin Christine Bilger und etwa 40 Gäste diskutierten. Und das sozusagen am Puls des Zoos, direkt in der Wilhelma-Schule mit Blick auf den Park und den Maurischen Garten.

Wohin will Deutschlands einziger zoologisch-botanischer Garten? Thomas Kölpin formulierte die drei Säulen: Tierhaltung verbessern, Artenschutz stärken und das Erlebnis Zoo attraktiver gestalten, als Basis des Masterplans für die Wilhelma. Am meisten treibt die Tierfreunde im Moment der Plan für das neue Elefantengehege und die daraus resultierenden Folgen für den Schaubauernhof um. „Wir wollen auch weiter Elefanten in Stuttgart haben, aber eben anders, artgerechter als jetzt“, sagte Kölpin.

Im Moment leben in Stuttgart zwei sehr alte Kühe, im neuen Gehege, das von 2020 an gebaut werden soll, will man eine Herde mit Kühen, Jungtieren und Bullen halten – bis zu 14 Tiere. So will Kölpin den Besuchern die imposanten Tiere so lebensnah wie möglich präsentieren. „Die Hälfte ihrer Zeit verbringt eine Elefantenkuh mit der Erziehung der Jungen“, erklärt Kölpin, „ohne Herde fehlt denen etwas.“

Neue Bewohner sollen im Bauernhof einziehen

Deshalb ist der Direktor auch kein Freund davon, Elefanten Kunststückchen beizubringen. Das mag zwar, wie eine Leserin bemerkte, ganz amüsant für die Kinder sein, aber sie würden dabei rein gar nichts über die Tiere erfahren. „Man soll beobachten können, wie die Elefanten miteinander leben, nicht, wie sie auf einem Bein stehen oder einem Pfleger Münzen geben“, sagte Kölpin, der bereits mit einem Zoo in Kontakt ist, der dann so gegen 2023 die Tiere für die Herde liefern soll. Mit welchem, verriet er allerdings nicht. Das neue Elefantenhaus und -gehege hat vor allem Auswirkungen auf den bei vielen so beliebten Schaubauernhof, der von seinem bisherigen Platz weichen muss und ein neues Konzept bekommt.

Das Gelände des Schaubauernhofs liegt künftig zwischen dem neuen Elefantenbereich und den großen Raubtieren. Und da passe nach Kölpin kein Bereich mit rein deutschen Rassen hin. Es werde aber auch künftig eine Art Schaubauernhof geben, aber eben mit asiatischen Rassen, die dann besser ins Konzept passen würden. „Natürlich wird es auch da Hühner, Schweine, Ziegen und Schafe geben“, sagte Kölpin, „und auch Streichelbereiche, aber eben mit anderen Rassen.“ Dem Schutz heimischer Tiere fühlt er sich aber auch verpflichtet. Thomas Kölpin denkt deshalb darüber nach, den Schaubauernhof in seiner bisherigen Zusammensetzung auszulagern. „Wir sind ein Landeszoo“, erklärt er, „das könnte also überall in Baden-Württemberg sein.“ Sicher aber nicht auf der Wilhelma-Außenstelle Tennhoff bei Oeffingen. Das Gelände sei dafür nicht geeignet.

Nilpferde sollen an den Neckar ziehen

Neben der Tierhaltung und dem Artenschutz dient die Wilhelma natürlich auch der Unterhaltung. Kölpin stört das nicht, solange die Tiere nicht darunter leiden. Und Marketing gehört auch dazu. Dem Direktor schwebt vor, nahe am Neckar ein Gehege für Zwergflusspferde zu bauen, wo man die Mini-Hippos sehen kann, als Appetitanreger, um ans Kassenhäuschen zu gehen: „Wir versuchen, die Stadt dafür zu begeistern, und rechnen noch mit einer Entscheidung in diesem Jahr.“ Der Gang ans Kassenhäuschen soll zumindest 2018 nicht teurer werden: Es sei keine Preiserhöhung geplant.

Viele Leser waren auch besorgt, wie es mit ihren Lieblingstieren in Zukunft weitergeht. Das Ergebnis nach vielen Fragen: So gut wie alle Arten sollen auch weiter in der Wilhelma bleiben, und das auch noch bei besseren Bedingungen. „Wir erfüllen leider bei manchen Tieren nicht alle Auflagen“, erklärte Kölpin. Offen ist allerdings, ob es künftig weiter Eisbären geben wird. Zwar wäre das bisherige Gelände zulässig, aber Kölpin will es besser – oder eben nach dem Tod der Bärin Corinna keine neuen Tiere mehr holen. Er wehrte sich aber gegen die immer wieder laut werdenden Vorwürfe, Corinna würde unter Einsamkeit leiden. „Eisbären sind Einzelgänger“, sagte er, „eine alte Dame wie Corinna will keinen jungen Spund in ihrer Nähe. Die würde sofort das Kreuz bei alleine machen.“