Foto: Promo

The Mighty Mighty Bosstones begeistern ihre Fans im fast ausverkauften Longhorn in Stuttgart.

Stuttgart - Im LKA in Wangen ist die Zeit stehengeblieben. Acht Männer in schwarzen Anzügen greifen zu den Instrumenten: Krachige Gitarrenriffs, einen mächtigen Bläsersatz, schnelle Off-Beat-Rhythmen und eine tiefe, rauchige Stimme gibt es zu hören. Über der Bühne hängt eine Flagge im Schottenkaro, die eine Bulldogge mit Irokesenfrisur und Teufelshörnern zeigt. Das Publikum tanzt schon beim ersten Lied mit. Mit "Dr. D" beginnen The Mighty Mighty Bosstones die Show. Der Song stammt vom Album "More Noise And Other Disturbances". Seither hat sich nicht viel geändert in der Welt der Skapunkcombo aus Boston, die noch genauso viel Spaß macht wie am 29. März 1998, als sie schon einmal an selber Stelle ein wunderbares Konzert gegeben hat.

Damals kam die Band, die als eine der ersten Ska mit Punk vermischte, als Chartstürmer nach Stuttgart. Ihr 1997er-Album "Let's Face It" hatte in den USA Platin-Status erreicht. Heute ist die Truppe außerhalb der Ska- und Punkszene kaum noch ein Begriff. Abgesehen davon hat sich mächtig wenig verändert. Von den acht Mittvierzigern standen sechs schon vor 13 Jahren im LKA auf der Bühne, und die Band legt noch immer Wert darauf, eine der bestgekleideten im Rockgeschäft zu sein.

Das hält Ben Carr nicht davon ab, wieder einmal wie wild über die Bühne zu springen. Von den Fans wird er The Bosstone genannt und ist so etwas wie das Maskottchen der Truppe. Carr spielt kein Instrument und kommt auch als Background-Sänger nur bei einem Song zum Einsatz. Ben Carr tanzt, während die anderen spielen - und das schon, seit es die Band gibt. Als sich die Bosstones 1985 formierten, war Carr ein guter Freund der Musiker und wollte bei deren Konzerten dabei sein. Weil er jedoch noch keine 21 Jahre alt war, wäre ihm das in den USA nur als Teil der Band möglich gewesen. Sänger Dicky Barrett nahm ihn daher als Tänzer auf. Carr hüpft mit seinen Kumpels nun schon seit 26 Jahren durch die Welt - und stieg hinter den Kulissen zum Manager der Band auf.

Dieser Donnerstagabend im August 2011 unterscheidet sich kaum vom Sonntag vor 13 Jahren. Der Schweiß rinnt von der Decke, Barrett lockert trotz Hitze erst nach einer halben Stunde seine Krawatte. Die drei Bläser verteidigen ihren Ruf als "the greatest horn section in the world", wie Barrett sie den knapp 1200 Fans im LKA vorstellt. Und die Songs von damals kommen auch heute am besten an - allen voran "The Impression That I Get" und "1-2-8" aus dem Jahr 1997.

Musikalisch haben sich die Bosstones seit ihrer Gründung vor 26 Jahren kaum verändert. Kritiker mögen ihnen das Fehlen einer künstlerischen Entwicklung vorwerfen - die Fans freuen sich dagegen, dass sich die Band treu geblieben ist. Ein amerikanisches Sprichwort lautet: "Nicht reparieren, was nicht kaputt ist."