Das Ziel der Wohnraumoffensive in Leinfelden-Echterdingen ist es, in den nächsten zehn Jahren rund 3000 neue Wohnungen zu schaffen. Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Menschen mit geringem oder selbst durchschnittlichem Einkommen finden in Leinfelden-Echterdingen oft keine Wohnung. Genau dies wäre aber laut Stadt aus sozialer und ökonomischer Sicht nötig.

Leinfelden-Echterdingen - Die Zeiten ändern sich. Während viele Kommunen vor einigen Jahren ihre Wohnungen an private Wohnbaugesellschaften verkauft haben, geht es nun wieder hin zu einer stärkeren kommunalen Wohnraumpolitik. In Leinfelden-Echerdingen hat die Leiterin des Amts für Immobilien, Anja Schubert, während der jüngsten Sitzung des Gemeinderates erklärt, wie sich die Stadt im Rahmen einer „Wohnraumoffensive LE 2022-2032“ auf den Weg zu einer eigenen Wohnbaugesellschaft machen könnte. „Die Wohnungspolitik steht nach wie vor vor großen Herausforderungen“, sagte sie. Zunächst soll ab nächstem Jahr innerhalb der Verwaltung ein Regiebetrieb im Amt für Immobilien eingerichtet werden.

Trotz verschiedener Bauvorhaben wie in den Schelmenäckern (rund 221 neue Wohnungen) oder in den Goldäckern (etwa 180 Wohnungen) ist es bisher offensichtlich kaum gelungen, dass auch Menschen mit geringem oder durchschnittlichem Einkommen eine eigene oder eine Mietwohnung in Leinfelden-Echterdingen finden. Genau dies wäre aber aus Sicht der Stadtverwaltung notwendig – für die soziale Stabilität.

Netto-Kaltmieten liegen bei 10,38 Euro

Laut dem Amt für Immobilien liegen die Netto-Kaltmieten in Leinfelden-Echterdingen durchschnittlich bei 10,38 Euro. Das seien 46 Prozent mehr als im bundesdeutschen Durchschnitt. „Und die Preise steigen weiter an“, sagte Schubert. Oft müssten 30 bis 40 Prozent der Haushaltseinkommen für die Miete ausgegeben werden. Derzeit arbeitet die Stadt mit der Nachbarkommune Filderstadt an einem gemeinsamen Mietspiegel für die Bemessung von Mietobergrenzen. So kann Transparenz beim Abschluss von Mietverträgen für Mieter und Vermieter geschaffen werden, hofft die Stadt. Das Problem, dass es zu wenig Wohnungen gibt, löst der Mietspiegel aber nicht.

Innerhalb des Gemeinderates ist das Ziel, bezahlbaren Wohnraum auf den Fildern zu schaffen, unumstritten. Bereits im Jahr 2017 hat sich das Gremium während einer Klausurtagung gemeinsam mit der Stadtverwaltung dafür entschieden, ein Handlungsprogramm Wohnen auf den Weg zu bringen. Das Ziel der Wohnraumoffensive ist es, in den nächsten zehn Jahren rund 3000 neue Wohnungen zu schaffen. Ein Grundsatzbeschluss zur Einrichtung eines Eigenbetriebs Wohnen wurde bisher allerdings nicht gefasst.

Nachfrage nach Wohnraum wird sich nicht verringern

Der Weg zum Eigenbetrieb wird dennoch beschritten. Dass sich die Nachfrage nach Wohnungen in der Region Stuttgart in den nächsten Jahren stark verringert, ist derzeit nicht zu erwarten. Deshalb soll zunächst ein Regiebetrieb im Amt für Immobilien mit einer neuen Architektenstelle gegründet werden. „Wir schlagen eine stufenweise Neuorganisation vor“, erklärte Schubert. Von diesem Regiebetrieb ausgehend soll der weitere Weg zum Eigenbetrieb gegangen werden. Der Grundsatzbeschluss zur Gründung eines Regiebetriebs ab 2022 mit der Möglichkeit der schrittweisen Entwicklung eines Eigenbetriebs könnte als Startschuss für die Wohnraumoffensive noch in diesem Herbst gefasst werden.

Dass sich Leinfelden-Echterdingen in den kommenden Jahren verstärkt der Schaffung von Wohnraum widmen möchte, hängt zum einen mit dem Verständnis zusammen, die Bereitstellung von Wohnungen als Teil der kommunalen Daseinsvorsorge zu begreifen. Darüber hinaus bietet es der Stadt jedoch auch einen finanziellen Vorteil. Der hohen Liquidität sowie der starken Steuerkraftzahl bei gleichzeitigen Minuszinsen geschuldet, verliert die Stadt Geld, wenn sie es bei einer Bank bunkert. Die Investitionen in Immobilien im Raum Stuttgart versprechen dagegen eine Rendite von knapp vier Prozent.