Im kommenden Jahr soll die Car2go-Flotte in Stuttgart getauscht werden. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Nach dem Rückzug von Car2go aus den Randbezirken der Landeshauptstadt wird über eine Kompensation diskutiert. Die Stadtwerke Stuttgart legt aber den Schwerpunkt auf ein anderes Projekt.

Stuttgart - Die Verkleinerung des Geschäftsgebietes von Car2go in Stuttgart wird an diesem Dienstag ein Thema im Ausschuss für Umwelt und Technik des Gemeinderates (ab 8.30 Uhr im Rathaus). Dazu wird der für Deutschland zuständige Car2go-Manager Achim Hirsch berichten. Die Daimler-Tochter hält ihre Flotte von 550 elektrisch betriebenen Mietwagen seit dem 2. November nicht mehr in ganz Stuttgart bereit. 22 Stadtteile zählten in Gänze oder in Teilen nicht mehr zum Geschäftsgebiet – ein Ärgernis für viele bisherige Nutzer in diesen teils abgelegenen Gebieten.

Die gute Nachricht, die Hirsch bereithalten könnte, ist die komplette Erneuerung der seit 2012 bestehenden Flotte auf den aktuellen Smart-Zweisitzer im Jahr 2018. Ob die Wagen dann auch schnell laden können, ist noch nicht klar. Smart will den Schnelllader laut Auskunft eines Händlers aus der Region Stuttgart von 2018 an für rund 1000 Euro Aufpreis anbieten (das Auto kostet 21 940 Euro). Damit soll die 17,6 Kilowattstunden fassende Batterie an den von der EnBW betriebenen Säulen in einer Stunde geladen werden können. Ohne Schnelllader dauert es rund fünf Stunden.

Sehen Sie im Video: Viele Menschen in Stuttgart sehen die Verkleinerung des Car2go-Gebiets sehr kritisch – so auch Grünen-Stadtrat Björn Peterhoff. StuggiTV hat bei Peterhoff nachgefragt, welche Probleme aus seiner Sicht entstehen.

Stella noch in der Testphase

Forderungen verschiedener Fraktionen an die Stadtwerke Stuttgart, die von Car2go aufgerissenen Lücken zu schließen, werden vom städtischen Tochterunternehmen verhalten kommentiert. Die Stadtwerke hatten in diesem Jahr unter der Marke Stella 75 zweisitzige E-Roller im Einsatz, die ebenfalls frei abgestellt werden können. Angepeilt war eine Verdoppelung der Flottengröße im Jahr 2018. Darüber müsste der Stadtwerke-Aufsichtsrat befinden. Zunächst, so Stadtwerke-Sprecherin Karoline von Graevenitz, stehe für 2018 die „Stabilisierung des Betriebs“ und die verstärkte Nutzung der Fahrzeuge im Vordergrund. Bisher konnte Stella 5800 Nutzer gewinnen. Car2go vermeldete im Juni 2017 den 100 000. Kunden.

Carsharing mit hohen Investitonskosten

Ein Einstieg ins Carsharing-Geschäft, den sich zum Beispiel CDU und SÖS/Linke-plus vorstellen könnten, sei bisher nicht vorgesehen. Das sei nicht trivial und können nur im Rahmen einer Gesamtstrategie angegangen werden, so von Graevenitz. In Randgebieten müssten dann feste Abstellplätze definiert werden. Stella sei als Pilotprojekt gestartet worden und solle nach vier Jahren in die Gewinnzone kommen. „Die Wirtschaftlichkeit muss sichergestellt werden“, so die Sprecherin. Ein Roller schlägt mit Investitionskosten von rund 5000 Euro zu Buche, dazu kommen die an Partnerunternehmen vergebene Wartung und der Batterietausch. Der Stadtwerke-Aufsichtsrat tagt an diesem Freitag. Noch ist unklar, ob aus dem Gremium neue Anforderungen an das Unternehmen gestellt werden.