Alina, 14 (links) und Ceren, 14, kümmern sich gerne um die Hühner. Foto: Georg Friedel

Auf dem Gelände der Hasenbergschule leben im Stuttgarter Westen derzeit Hennen. Die Schule hat sie für 180 Euro gemietet. Das Projekt bietet der Schulbauernhof Korntal an.

Ein frisch gelegtes Ei zum Kochen oder Backen aus dem eigenen Schulgarten holen? Das hört sich doch verlockend an. In der Hasenbergschule im Stuttgarter Westen ist das derzeit möglich. Denn in einem extra eingezäunten Gelände des Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) an der Bebelstraße 28 tummeln sich derzeit tagsüber vier schneeweiße Hühner. Nachts kommen sie in einen kleinen mobilen Stall, damit diese vom Stadtfuchs oder Marder nicht geschnappt werden.

Eier legen die Hennen im Häuschen

Die Schulgemeinde hat das Federvieh samt dem Mini-Hühnermobil, Einstreu fürs Nest und einen 25-Meter-Zaun für mehrere Wochen gemietet. Die Schülerinnen und Schüler kümmern sich währenddessen intensiv um die kleine gackernde Schar. „Für mich sind sie schon wie Freunde geworden“, sagt eine 14-jährige Schülerin aus der Klasse 8. Sie hat in den vergangenen Wochen genauso wie ihre Mitschülerinnen Alina und Zelda schon eine ganze Menge über Hühner und ihre Lebensgewohnheiten gelernt. „Die Eier legen sie meistens um die Mittagszeit“, sagt Alina. Dabei würden sie sich stets ins Häuschen zurückziehen.

Jeden Tag kümmert sich eine andere Klasse

In einer der Klappen tut sich gerade was. Eine Schülerin holt später stolz aus dem Legenest ein frisches Ei heraus und bringt es in Sicherheit. Heute sind die Siebt- und Achtklässler der Hasenbergschule fürs Federvieh zuständig. Sie bringen ihnen frisches Wasser und Futter, reinigen die Schalen, befüllen den Wasserbehälter, legen neue Zeitungen ins Hühnerhäusle und beseitigen den Unrat. „Täglich kümmert sich eine unserer sechs Klassen um die Versorgung der Tiere“, sagt Clara Kissel-Zimmerer. Für die kommissarische Leiterin der Hasenbergschule liegen die pädagogischen Vorzüge des Rent-a-Huhn-Projektes auf der Hand: „Die Handlungsorientierung sowie das entdeckende Lernen sind bei unserer Schulart von enormer Bedeutung. Das, was unsere Schülerinnen und Schüler erleben und entdecken können, das bleibt ihnen auch besser im Gedächtnis“, sagt die Lehrerin für Sonderpädagogik. „Zudem bietet das Projekt die Möglichkeit, unseren Schülern ganz anschaulich die verschiedenen Haltungsformen von Hühnern bewusst zu machen“.

Hühner büxen gerne aus

Zum Erfahrungsschatz der Hasenberg-Schüler gehört jetzt auch, dass die gefiederten Bewohner trotz des engmaschig geknüpften Zauns gerne ausbüxen. Ins Schulhaus hat sich auch schon eines der Tiere verirrt. Unternehmungslustig seien diese Hühner in jedem Fall. „Manche Erkundungstour“, weiß Lehrer Daniel Werle, ende auf dem Komposthaufen, der am Rande des Schulgartens mit den Hochbeeten liegt.

Miet-Hühner für Kitas, Schulen und Seniorenheime

Das Rent-a-Huhn-Konzept stammt vom Schulbauernhof Korntal-Münchingen am Fuß des Grünen Heiner. „Wir haben neun Hühnerställe, die wir vom Frühjahr bis Herbst verleihen“, sagt der Leiter Florian Aufrecht. Abnehmer seien hauptsächlich Kitas, Schulen und auch Altenheime. „Wir vermieten die Hühnerstelle aber auch privat zum Beispiel an Familien, wenn sie einen Garten mit mindestens 20 Quadratmeter Rasenfläche haben.“ Der Preis hänge davon ab, wie lange die Hühner gemietet werden.

Für die Hasenberg-Schüler seien die Miet-Hennen jedenfalls eine „tolle Erfahrung“, sagt Kissel-Zimmerer. Namen haben die Hühner von den Schülern aber keine bekommen. Dafür reichlich Körner und Gras zum Picken: „Schmusen kann man mit ihnen auch“, sagt eine der Schülerinnen und nimmt zum Beweis eine der Hennen auf den Arm. Sie lässt es widerstandslos geschehen. Zum Dank gibt’s später sogar ein frisches Ei.