Der Hoffnungsträger der Demokraten: Beto O’Rourke in Texas. Foto: AFP

Die ersten Ergebnisse trudeln ein. Florida ist wieder knapp, die Demokraten gewinnen wichtige Rennen, verlieren aber auch einige. Und dann das: In Texas könnte Beto O’Rourke die Sensation schaffen.

Washington - Kommt es doch noch zu einer blauen Welle bei den Midterm Elections in den USA? Die Mehrheit im Repräsentantenhaus rückt in greifbare Nähe. Laut Prognose des Fernsehsenders CNN führen die Demokraten in 34 Wahlkreisen, die bislang von Demokraten gehalten wurden – und zwei Sitze haben sie bereits erobert. Damit sind sie nahe dran an der magischen Zahl von 23 Sitzen, die sie für die Mehrheit im Unterhaus benötigen.

Beto als „neuer Kennedy“?

Nicht nur bei CNN reibt man sich die Augen, was in Texas passiert: Zum ersten Mal seit Jahrzehnten ist der sonst tiefrot in der Farbe der Demokraten gehaltene Staat auf der Landkarte zunächst hellblau. „Geschieht das Wunder von Texas?“, fragt der CNN-Moderator John King. Es ist eines der umkämpftesten Rennen für die Senatswahl: Der Republikaner Ted Cruz wird von dem 46-jährigen Beto O’Rourke herausgefordert, der in den Reihen der Demokraten als aufsteigender Star und „neuer Kennedy“ gefeiert wird. Zumindest in den ersten Prognosen liegt „Beto“ vorne, später Ted Cruz – allein das ist schon eine Sensation.

Normalerweise sind die Rennen in Texas nicht umstritten. Doch O’Rourke ist es gelungen, mit einer Graswurzelkampagne junge Menschen in großer Zahl anzusprechen und erstmals zu den Wahlurnen zu lotsen, anstatt republikanische Wähler zu überzeugen. Beim Spendensammeln hat er Rekorde aufgestellt – ohne Geld von so genannten „Super-Pacs“ anzunehmen, Interessengruppen, die meistens von Firmen gesponsert werden.

Die Beto-Mania nimmt im Netz bereits riesige Ausmaße an. Der Kandidat, der gut aussieht, Charisma hat und mit seinem sonoren Bass die Massen begeistert, wird von seinen Anhängern verehrt.

Sollte Beto O’Rourke in Texas die Sensation schaffen, gilt er schon als möglicher Aspirant auf die Präsidentschaftswahlen 2020. Er hält auch die Hoffnung der Demokraten am Leben, doch noch eine Mehrheit im Senat erreichen zu können. Auch in West Virginia liegt ihr Kandidat vorne.

Doch die Senatsmehrheit dürfte schwierig werden. Denn es gibt auch gute Nachrichten für die Partei von Präsident Donald Trump: In Indiana, Tennessee und Missouri führen die Republikaner in den Senatswahlen. Zwei Sitze, die die Demokraten unbedingt halten müssen, um überhaupt eine Chance zu haben. Und in Florida kommt es wieder einmal zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen sowohl bei den Senats- als auch den Gouverneurswahlen. Bislang liegen die Republikaner Rick Scott und der Trump-Freund Ron de Santis vorne. Damit ist eine demokratische Mehrheit im Senat kaum noch erreichbar.

CNN: Trump ist „toxisch“ für gebildete Vorstadtfrauen

Blickt man auf das gesamte Ergebnis, ergibt sich noch kein einheitliches Bild. Auch bei den Gouverneurswahlen können beide Parteien Siege verbuchen. Erkennbar ist allerdings, dass die offensive Wahlkampagne gegen Einwanderung von Donald Trump einerseits die Basis mobilisiert, aber gut gebildete Frauen in den Vorstädten abstößt. „Er ist toxisch für diese Wählergruppe“, analysiert John King auf CNN. Andererseits zeigt sich, dass er einen Durchmarsch der Demokraten mit seiner Kampagne verhindert hat.

Es ist also nicht überall im Land eine „blaue Welle“, auf die viele Trump-Gegner hofften. Die Republikaner konnten in einigen 2016 von Trump gewonnenen Staaten offenbar eine Machtbasis schaffen und erhalten.

Aber die Begeisterungswelle für „Beto“ könnte der nach der Niederlage 2016 demoralisierten und zerstrittenen demokratischen Partei und dem liberalen Amerika etwas geben, was sie dringend braucht: Hoffnung.

Es bleibt spannend, bei allzu vielen Rennen heißt es immer noch: „Too early to call“, zu früh für eine sichere Prognose. Gut möglich, dass in den besonders engen Rennen eine Entscheidung wie bei früheren Wahlen sich hinzieht – in Florida könnte es wieder mal auf wenige Stimmen ankommen.