So haben die Tierschutzaktivisten der Organisation Peta im August in Stuttgart für ihre Aktion „Go vegan“ geworben. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der Stern-Kolumnist Micky Beisenherz pöbelt gegen den Fanta-4-Manager und Stuttgarter Andreas „Bär“ Läsker, weil dieser sich gegen den Fleischkonsum wendet – und liegt so falsch, wie es nur irgendwie geht.

Stuttgart - Eines der ersten Dinge, die ich gelernt habe, als ich im Journalismus begann: Keine Witze über Namen. Und was macht der Stern-Kolumnist Micky Beisenherz in seinem Pamphlet gegen den Vegan-Aktivisten und Fanta-4-Manager Andreas „Bär“ Läsker bereits im ersten Satz? „Wie sehr ist einem Veganer zu trauen, dessen Spitzname zu 100 Prozent aus Tier besteht, hm?“, witzelt Micky, die Schreibmaus, so flach wie ein plattgeschlagenes Schnitzel. Und nennt Läsker – vorsicht, der ist jetzt schon Rindercarpaccio-flach – „Bär-Lauch“!

Aber was hat man schon von einem zu erwarten, der Beisenherz heißt, was fast so klingt wie „Beiß’ ins Herz“ und in diesem Zusammenhang gleich doppelt lustig ist: Der Beisenherz schnappt zu wie ein ausgehungerter Straßenköter, der ein blutiges Stück Fleisch vor der Nase hat, und stößt mit seinem Sprachbeil jedem Tierschützer und Umweltaktivisten mitten ins Herz. Toll! Wenn die Welt schon vor die Hunde (Haha!) gehen muss, weil ein Großteil der Menschheit nicht darauf verzichten will, Kadaver zu verspeisen, dann aber bitte den Bauch voll mit englisch (besonders blutig) gebratenem Steak! Oder besser noch rohem Tartar, da ist auch noch Ei dabei! Immer mit Stil, hat ja auch schon auf der Titanic bestens geklappt.

Der Anlass für Beisenherzens verbalen Amoklauf gegen die Fleischlosesser im Allgemeinen und Andreas Läsker im Besonderen: Der Vegan-Aktivist hatte sich in einem zwischenzeitlich gelöschten Facebook-Post darüber aufgeregt, dass der Entertainer Frank Zander bei einer Charity-Aktion in einem Berliner Hotel 3.000 Obdachlosen Gänsekeulen serviert hat: „Ganz toll, Herr Zander. Das bedeutet, viele hundert Gänse mussten ihr Leben lassen. Aber jetzt ist er wieder ein Held. Die Obdachlosen hätten sich auch über vegane Buletten mit dunkler Soße, Rotkohl und Kartoffelknödel gefreut.“

Dies schlachtet Beisenherz für ein blutiges Verbalgemetzel aus, bei dem Vegetariern und Veganern die Tofu-Wurst im Halse steckenbleibt. Kleine Auswahl gefällig? Sonst unter anderem als Autor fürs Dschungelcamp auf der Lohnliste, rutscht Beisenherz dieses Mal die Maus in den Fleischwolf und heraus kommen Parolen wie „selbstgefällige Soja-Salafisten“, „Zentralrat der Veganer“, „Milifanten wie der bärbeißige Ex-Fettsack“ und „Dinkel-Diktat“.

Na, aus nachhaltiger Produktion stammt das Fleisch, das der Hackfleisch-Hetzer Beisenherz ans Gerippe seiner Polemik pappt, offensichtlich nicht. Es liest sich eher wie ein fetttriefendes Junkfood aus der Fastfood-Hölle: Billig hergestellt und vollgestopft mit Salz und Geschmacksverstärkern. Man schlingt es in sich rein und nachher ist der Hunger größer als vorher. Und man muss die ganze Zeit aufstoßen, weil’s einem doch irgendwie hochkommt.

Denn eines steht mal fest: Massenhafter Konsum von industriell hergestelltem Fleisch ist für niemanden gut: Es ist ein Verbrechen gegen das Tier, gegen die Umwelt und letztlich gegen einen selbst. Im Grunde sind Fleischesser die Raucher des 21. Jahrhunderts: Sie schaden sich und der Umwelt, weil sie nicht auf den Genuss eines moralisch und gesundheitlich verwerflichen Produkts verzichten wollen. Und wenn man sie dafür krisiert, schimpfen sie einen Tierschutz-Faschist.

Fleisch-Faschisten und Schnitzel-Salafisten

Wenn ich die Argumente der Fleisch-Faschisten schon höre, wird bei mir der Hund in der Pfanne verrückt: Der Mensch hat schon immer Fleisch gegessen – na klar, der Mensch hat sich auch schon immer gegenseitig abgeschlachtet, aber trotzdem sind wir uns doch einig, dass der Weltfrieden immer noch ein erstrebenswertes Ziel ist, oder nicht? Und auch wenn wir schon immer fortgepflanzt haben, springen wir uns doch auch nicht mehr an wie die Affen im Dschungel, wenn es uns mal überkommt. Bier galt im Mittelalter als geeignetes Getränk für Kinder. Und heute? Warum soll beim Fleisch kein Fortschritt in der Ernährung möglich sein?

Ein weiteres, hübsches Argument der Schnitzel-Salafisten: Wenn Du auf einer einsamen Insel strandest, dann würdest Du auch wieder Fleisch essen. Na klar, zivilisatorische Errungenschaften scheitern in den Grenzbereichen der Zivilisation. Aber deshalb kann man sie doch trotzdem pflegen, wenn einem das Leben die Möglichkeit dazu gibt. Die Begründung, dass ich etwas gleich sein lassen kann, wenn ich das im Extremfall auch tun würde, leuchtet mir bis heute nicht ein.

Und allen Meatball-Meckies, die sich von den Veganern und Vegetariern in ihrer Leichenfresserei schikaniert und bevormundet fühlen, sei dieses gesagt: Ja, wir werden auch weiterhin verkünden, dass Fleischkonsum für alle schlecht ist. So wie das Rauchen. Oder die Atomkraft. Gewöhnt Euch dran!