Traut Kindern viel zu und vermisst seine „Star Wars“-Spielwaren: Michi Beck von den Fantastischen Vier Foto: Leif Piechowski

In den „Madagascar“-Filmen hat der Stuttgarter Rapper Michi Beck von den Fantastischen Vier dem Pinguin Skipper seine Stimme gegeben, nun leiht er sie einem Spielzeug- Stuntman. Im Interview spricht er über Keanu Reeves, Jugendsprache und Kindererziehung im Internetzeitalter.

Stuttgart - In den „Madagascar“-Filmen hat der Stuttgarter Rapper Michi Beck von den Fantastischen Vier dem Pinguin Skipper seine Stimme gegeben, nun leiht er sie einem Spielzeug- Stuntman. Im Interview spricht er über Jugendsprache und Kindererziehung im Internetzeitalter.

 

Herr Beck, haben Sie noch Spielzeug, von dem Sie sich nicht trennen können?

Ich vermisse meine „Star Wars“-Figuren! Ich weiß nicht, wo die sind, das ist echt dramatisch. Mit dem Erscheinen von „Krieg der Sterne“ 1978 habe ich mir einen „X-Wing“-Kampfflieger, einen „TIE Fighter“ und Fan-Klamotten gekauft. Ich hoffe, die Sachen stehen noch irgendwo in einer Kiste und erleben ihre Abenteuer nun ohne mich. Weggeworfen habe ich sie bestimmt nicht.

Eigentlich sind die Pferdestärken eines Duke Kaboom eine Kernkompetenz Ihres Kollegen Smudo. War er auch für den Job im Gespräch?

Tatsächlich waren wir beide für „Toy Story“ im Gespräch. Man wollte uns, glaube ich, als Bunny und Ducky haben. Aber Smudo war für einen anderen Film verpflichtet und hat sich in den Allerwertesten gebissen, dass er „Toy Story“ absagen musste. Trotzdem waren wir beide zum Testsprechen da. Und „Duke Kaboom“ stand für mich schon als Alternative auf dem Zettel.

Sie selbst springen auch mal mit dem Fallschirm aufs Festivalgelände. Steckt in Ihnen ein cooler Draufgänger?

Naja, es ist mit der Zeit weniger geworden. Ich war auch Rollerskater und Skatebordfahrer. Snowboarder und Skifahrer bin ich immer noch. Aber ein Draufgänger? In Maßen, sagen wir es so.

Im Original spricht Keanu Reeves den Duke. Mögen Sie seine Filme?

Ich bin ein großer Fan und finde ihn auch als Person spannend. Ich seine Filme immer ganz gern angeschaut, „Bill & Teds verrückte Reise durch die Zeit“, „Gefährliche Brandung“ bis hin zu banalen Action-Streifen wie „Speed“. Ich habe erst nach dem Synchronisieren erfahren, dass er das Original gesprochen hat. Das hat mich natürlich noch stolzer gemacht!

Der erste „Toy Story“-Film erschien 1995, etwa um die Zeit Ihres Albums „Lauschgift“. War der Start des ersten vollständig computeranimierten Abendfüllers auch für Sie ein Ereignis?

Ich war damals sehr mit „Sie ist weg“ beschäftigt. Ich kann mich nicht daran erinnern, ob ich den Film tatsächlich schon 1995 im Kino gesehen habe. Ich weiß aber, dass er mich total geflasht hat. Allein schon wegen der Story. Ich war nicht so der Tech-Freak, ich habe erst jetzt gelernt, dass er der erste seiner Art war. Beim neuen Film fragt man sich wirklich, ob es nicht doch eine Kombination aus realen Aufnahmen und Animation ist. Aber der technische Aspekt steht bei mir immer hinter der emotionalen Wirkung.

Also ist digital nicht immer besser als analog?

Nee, überhaupt nicht. Ich bin mit einem Kameramann befreundet. Wenn wir zusammen in den Urlaub fahren, hat er immer noch eine Super 8-Kamera dabei. Diese Aufnahmen sind so viel stimmungsvoller als die, die man mit dem Handy filmt. Das Emotionale, das man als erwachsener Mensch mit Bildern verbindet, ist sehr viel wert. Bei der Musik ist das genauso. Wenn man nur mit analogen Instrumenten spielt und analog aufnimmt und mischt, so wie wir es bei unseren beiden Unplugged-Sessions gemacht haben, und sich das Ganze dann auf Vinyl anhört, schwingen ganz andere Gefühle mit. Eben weil es nicht nur in Einsen und Nullen umgerechnet wurde. Allerdings hat die digitale Technik mittlerweile stark aufgeholt.

Erinnern Sie sich an Ihr erstes Kinoerlebnis?

Das war tatsächlich ein Disney-Film. Es war „Bambi“ und ich war fünf. Es war extrem dramatisch. Ich fand es furchtbar, als die Mutter ums Leben kam. Das war ein einschneidendes Erlebnis für mich. Wenn ich jetzt für einen Disney-Film werbe, schließt sich sozusagen ein Kreis.

Sie wurden schon oft für Ihre Verdienste um die deutsche Sprache ausgezeichnet . Wie beurteilen Sie deren Entwicklung im WhatsApp-Zeitalter?

Das ist einfach die „Generation Like“. Wenn wir so etwas wie „Troy“ gemacht haben, sind wir humanistisch an unsere Texte herangegangen. Wir haben uns der grammatikalischen Richtigkeit ein bisschen mehr verschrieben, als es heute der Fall ist. Aber ich finde das eigentlich gar nicht so wichtig. Alle Stilmittel sind berechtigt und gut, wenn sie einen eigenen Style transportieren. Ich würde mir nicht aus der Perspektive eines 50-jährigen anmaßen wollen, die Sprache der Kids danach zu beurteilen, ob sie cool ist oder nicht. Es ist wichtig, dass eine neue Generation ihre eigene Sprache, ihren eigenen Style und ihren eigenen Sound hat. Es muss immer weitergehen, da gibt es kein Richtig und kein Falsch.

Duke leidet darunter, dass er einen spektakulären Stunt nie wirklich geschafft hat. Gibt es ein berufliches Ziel, an dem Sie noch arbeiten?

Es gibt da schon einen Unterschied. Duke wurde nur für diesen einzigen Stunt gemacht und die Werbung hat alles versprochen. Aber er konnte ihn nicht schaffen und das Kind hat ihn direkt verstoßen. Von einem ähnlich einschneidenden Erlebnis sind wir Gott sei Dank verschont geblieben. Aber es gibt schon Parallelen. Sowohl als Stuntman als auch als Rapper macht man einen auf dicke Hose. Soweit das Klischee. Interessant wird es dann, wenn man dahinter guckt. Wir haben immer auch über unseren Schmerz und unsere Schwächen geredet. Die Schwächen, die Duke Kaboom zu diesem gebrochenen Stuntman haben werden lassen, machen diesen interessanten Charakter erst aus. Ich habe nicht das Gefühl, eine Leistung erfüllen zu müssen. Bei uns ist so Vieles gut gelaufen, dass wir jetzt nicht noch einen Grammy gewinnen oder einmal mit Mariah Carey singen müssen.

Der neue „Toy Story“-Film hat die Altersfreigabe 0, obwohl es ein bisschen gruslig zugeht.

Ja, ich bin gespannt, wie meine siebenjährige Tochter das sieht, mit der ich ins Kino gehen werde.

Welche Dinge sind Ihnen bei der Erziehung wichtig, was den Umgang mit Medien angeht, mit Filmen, Songtexten und Videospielen?

Bis jetzt haben wir es geschafft, unsere große Tochter von Social Media fernzuhalten. Sie ist elf. Sie wollte sich einmal bei Instagram anmelden, da gab es eine Standpauke. Das fanden wir noch zu früh. Und natürlich sind wir auch bei Filmen oder bei YouTube sehr hinterher, was sie anschaut. Viele Eltern übersehen aber, dass die Kids das zu weiten Teilen selbst ganz gut im Griff haben. Man darf das nur teilweise lenken, man kann sie nicht rund um die Uhr beschützen. Irgendjemand hat immer ein Handy dabei und Zugriff auf unangebrachte Inhalte. Mit den Kids darüber zu reden, ist besser als zu verbieten.

Mitte September kommt der „Fanta 4“-Dokumentarfilm „Wer Vier sind“ in die Kinos. Was erwartet die Zuschauer?

Thomas Schwendemann und sein Team haben uns jetzt über zwei Jahre hinweg begleitet, und das sehr intensiv und sehr intim. Es gibt viele Interviews, auch viele Einzelgespräche. Selbst ich war erstaunt, was ich dabei noch über die Anderen erfahren konnte. Das Ganze wird gepaart mit kuriosen Aufnahmen aus der Vergangenheit – von modischen Sünden bis hin zu einer unglaublichen Naivität. Über uns wurde schon so viel gezeigt, dass ich echt verblüfft war, immer noch Neues und Komisches zu erfahren.

Die Fragen stellte André Wesche.