Ja oder Nein: Michael Stich neuer DTB-Chef? Foto: dpa

Die Suche nach einem neuen DTB-Präsidenten gerät zur Farce. Das erneute Hin und Her um die Kandidatur von Michael Stich ist der unwürdige Höhepunkt einer Reihe von peinlichen Vorkommnissen im DTB, der inzwischen einem Komödienstadl gleicht.

Stuttgart - Die Verwirrung ist perfekt: Michael Stich will sich nun doch nicht zum Chef des Deutschen Tennis-Bundes (DTB) wählen lassen. Oder doch? So genau kann das keiner mehr sagen. Fakt ist: Im Laufe des Dienstags verkündete zunächst der Sprecher des DTB-Bundesausschusses Robert Hampe, dass der Wimbledonsieger von 1991 nicht mehr Präsident im mitgliederstärksten Tennisverband der Welt werden wolle. Stich, der sich im Kandidaten-Casting der 18 Landesverbandschefs noch am vergangenen Sonntag mit einem neuen Konzept vorgestellt hatte, stehe nur noch in einer Rolle als Vize-Präsident zur Verfügung, teilte Hampe mit. Wenige Stunden später das Dementi – von Stich höchstpersönlich. „Ich bin nach wie vor bereit, dieses Amt zu übernehmen“, sagte der 46-Jährige.

Ja wie jetzt? Nach einer klaren Sachlage klingt das jedenfalls nicht. Vielmehr ist das Hin und Her um Stich der unwürdige Höhepunkt einer Reihe von peinlichen Vorkommnissen im DTB, der inzwischen einem Komödienstadl gleicht. Denn erst hatten die Landesfürsten im Juli Michael Stich als Kandidaten unter anderem abgelehnt, weil dieser wegen seiner Funktion als ATP-Turnierdirektor in Hamburg in einem Interessenkonflikt steckt. Dann vor wenigen Tage gab man den früheren Weltranglistenzweiten – wohl auf öffentlichen Druck hin – eine zweite Chance. Die er nach mehrheitlicher Ansicht auch genutzt hat.

Doch nun, elf Tage vor der alles entscheidenden Mitgliederversammlung gibt es mehr Fragezeichen denn Ausrufezeichen bei der Suche nach einem Nachfolger für den scheidenden Präsidenten Karl-Georg Altenburg. Michael Stich sieht sich jedenfalls noch im Rennen. Wenn auch mit Einschränkungen: Er werde es nicht „in der Kürze der Zeit schaffen, bis zur Wahl am 16. November in Berlin ein eigenes Präsidium zusammenzustellen“, sagte Stich. Dies habe er dem Bundesausschuss des DTB mitgeteilt: „Ich wäre aber bereit, mit Einwilligung des Bundesausschusses mit einem Übergangspräsidium dieses Amt zu übernehmen, bis ich ein eigenes Präsidium zusammengestellt habe.“

Ob das nach dem Geschmack der DTB-Granden ist, darf bezweifelt werden. Nur: Ihren ersten Kandidaten, Ulrich Klaus (Verbandschef in Rheinland-Pfalz), auf den sich der Bundesausschuss ursprünglich geeinigt hatte, ist nach dem Stich-Hickhack kaum mehr wählbar. Zudem ist nach Informationen unserer Zeitung ein neuer Name im Spiel: die kommissarische DTB-Vizepräsidentin Eva-Maria Schneider. Sie wird als Kandidatin gehandelt. Vielleicht auch nur als Übergangspräsidentin, bis Michael Stich dann das Zepter übernimmt. Wer weiß. Beim DTB ist alles möglich.