Michael Patrick Kelly bei seinem Konzert auf dem Killesberg Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt

Michael Patrick Kelly begeistert am Samstag die Fans auf der Freilichtbühne am Killesberg.

Stuttgart - „Stuttgart, let me see your ID“, ruft Michael Patrick Kelly auf den Killesberg hinaus. Die „ID“, die Identität, hier: der Personalausweis, ist Kellys Thema – „Who am I, who are you, who are we“, singt er im Titelsong seines neuen Albums „iD“, das diese Frage mit dem Stück „All human Beings“ beantwortet. Sein Bühnenbild besteht nur aus dem Schriftzug „ID“, über dem das Muster eines Fingerabdrucks liegt. Dort steht Michael Patrick Kelly, den seine Fans gerne Paddy nennen, packt den Mikrofonständer, stößt ihn breitbeinig gen Himmel: einer, der sich behauptet.

Zu Zeiten der Kelly Family war er der Mädchenschwarm des Familienverbands, von 1996 an, auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs, auch sein musikalischer Leiter. Michael Patrick ist das zehnte Kind ihres Gründers Daniel Jerome Kelly, er schnitt sich nach dem Ende der viel geliebten Folkfamilie die langen Haare ab, erfand sich selbst neu, veröffentlichte ein erfolgreiches Soloalbum, zog sich zurück ins Kloster. Von dunklen Gedanken und verlorenem Mut singt er, wenn er an diese Jahre denkt.

Tausende von Händen flattern

Sechs Jahre scheute Michael Patrick Kelly die Öffentlichkeit. Während einer Tournee im Jahr 2014 trat er auch im Großraum Stuttgart auf, spielte vor vierhundert Zuschauern Popsongs und christliche Lieder. Auf dem nahezu ausverkauften Killesberg nun sind es am Samstag 4400 Menschen, die ihn sehen wollen, ein noch immer vorwiegend weibliches Publikum, das ihm zujubelt und gehorcht: Wenn Paddy Kelly das will, dann flattern auf der Freilichtbühne am Killesberg Tausende von Händen im Höhenpark von links nach rechts.

Kelly spielt den sehr flüssig, flott und eingängig arrangierten Pop seines vierten und bislang insgesamt erfolgreichsten Studioalbums, er weiß aber auch, was er seinem Publikum schuldet, kehrt einmal, mit akustischer Gitarre und viel Ironie in der Ansage zurück in die Zeit der Kelly Family. „An Angel“ sang er damals gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Angelo. „Ich stehe zu meiner Vergangenheit“, sagt er, in gewohnt akzentfreiem Deutsch.

Der Sänger Michael Patrick Kelly singt auch Gentlemans „Memories“ als Coverversion, den „Flüsterton“ Mark Forsters – es sind Stücke, die er in der Sendung „Sing meinen Song“ des Privatfernsehsenders Vox entdeckte. Er scherzt viel an diesem Abend in Stuttgart; er nimmt ein Bad in der Menge, bittet Mütter und Kinder zum Selfie. Und er gibt seinem Konzert ein langes, inniges, frommes Ende: „He’s holy“ singt er in seiner Zugabe. Der Stuttgarter Killesberg schwärmt mit ihm.