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Michael Mittermeier über grün-rote Träume in Stuttgart, Maultaschen-Revolte und Tricks von Vätern.

Stuttgart - Mit dem Programm "Achtung Baby" tritt der Comedian Michael Mittermeier am 10. und 11. Mai in der Porsche-Arena auf. Wir sprachen mit ihm über den Stresstest mit Babys, renitente Schwaben und grün-rote Bettgeschichten.

Jahrelang galt Ihr Spott Eltern, die wegen ihrer Kinder verrücktspielen. Haben Sie sich früher getäuscht? Oder ist in Wahrheit alles noch viel schlimmer?

Die Wahrheit ist immer härter als die Täuschung. Ich jedenfalls habe meine Baby-Diplom-Arbeit selber geschrieben und nicht bewusst Fremdzitate übernommen. Natürlich lüge ich auch, wenn ich über das alles erzähle, aber Eltern auf Schlafentzug kann man so was verzeihen, das ist wie schlechte Drogen nehmen. Ich kann auch zugeben, dass ich besoffen bei Rot über die Ampel gefahren bin, dann lieben mich wieder alle.

Es gibt Väter, die arbeiten abends länger als nötig, um daheim dem Babygeschrei zu entgehen. Zu welchem Typ Vater gehören Sie?

Ich würde nie nur arbeiten, um meiner Kleinen aus dem Weg zu gehen. Ich schlafe auf Tour nicht mehr als zu Hause. Das Schlimme ist ja, dass einen der innere Wecker auch unterwegs früher rausklingelt. Der böse Schlafentzug, der wohl in der Genfer Konvention als Folter durchgehen würde, ist am schlimmsten im ersten Jahr.

Wann nerven Väter am meisten?

Wenn sie den Schwanzvergleich am Spielplatz aufmachen: "Wie, eure Tochter kann noch nicht richtig sprechen, obwohl sie schon zwei ist? Unser Sohn hat da schon klare Sätze artikuliert!" - "Ist das da drüben euer Sohn, der gerade auf den Boden kackt?" - "Ja, ein Genie, er baut einen Turm!" Früher brauchte man zum Vergleichen ein Lineal, heute einen guten Trauschein oder ein Spuckiluckituch.

Mit was für Gefühlen treten Sie nun in Stuttgart auf, in der Revoluzzer-Hauptstadt?

Es ist schon Wahnsinn, die ganze Welt spricht von der Maultaschen-Revolution. Wenn der Schwabe mal aufsteht, dann aber gscheit! Ich warte auf die ersten schwäbischen Fundamentalisten. Dialekt und Terror kannte ich vorher als Kombination nur vom "Musikantenstadl". Und jetzt vielleicht die erste schwäbische Terrorzelle. Wie heißt die dann? El Kaiderle. Ich muss jetzt auch noch Schwyzerdütsch lernen, als Botschafter des Schweizer Nationalgetränks Rivella. Schwyzerdütsch und Schwäbisch, ähm, sind die Dialekte der Zukunft.

Grün-Rot stellt bei uns in Baden-Württemberg die Landesregierung. Kann das gutgehen? Oder ist's sogar ein Modell für Berlin?

Für mich als alten Grün-Wähler war es schon ein besonderer Moment nach der Wahl. Dass ich das noch erleben darf, ein grüner Ministerpräsident, wow. Ich denke, man sollte jetzt Grün-Rot in Stuttgart das gleiche Recht zusprechen wie überall auf der Welt: Mal machen lassen, und dann werden wir sehen, wie die Kombination funktioniert. Natürlich ist Baden-Württemberg nicht vergleichbar mit der Situation im Bund. Stuttgart 21 und die immer schon starke grüne Fraktion sind schon eine Besonderheit. Ich hoffe, dass die beiden als Paar gut im Bett miteinander auskommen und nicht wie die tothosige schwarz-gelbe Zweckehe der Bundesregierung. Da weiß man ja auch nicht, wer grad unten liegt und obendrauf sitzen darf. Aber der Seehofer ist ja immer für einen flotten Dreier gut.

Zum Schluss eine praktische Frage: Was sind Ihre besten Tricks, um das Baby oder den Koalitionspartner ruhigzustellen?

Es gibt nicht den einen Super-Tipp. Die Beruhigungspalette ist breiter als Amy Winehouse nach dem Besuch einer Wodka-Destillerie. Aber der Klassiker ist das Beruhigungsrumtragen und dabei Lieder singen. Sieht bestimmt auch lustig bei den Herren Kretschmann und Schmid aus. Aber beim Tragen bitte kein Tragetuch. Ich hab das einmal anprobiert, diesen in Inka-Farben gehaltenen Peru-Poncho-Batik-Fingermal-Versuch. Ich sah so scheiße darin aus. Wenn ich mir da eine Panflöte dazu gekauft hätte, dann hätt' ich so in der Fußgängerzone viel Geld verdienen können. Aber das Kilometergeld vom Rumtragen durchs Schlafzimmer hole ich mir wieder, wenn sie 18 ist.