Riesenjubel nach der Gala-Vorstellung: Michael Kraus (li.), Rückraumkollege Robert Markotic mit Tochter. Foto: Baumann

Mit seinen 18 Toren im Handball-Bundesligaspiel gegen die TSV Hannover-Burgdorf hat Michael „Mimi“ Kraus gezeigt, was er an einem Sahnetag leisten kann. Ob sich jetzt vielleicht sogar Christian Prokop bei ihm meldet?

Stuttgart - Der Torerekord eines Spielers in einem Handball-Bundesligaspiel liegt bei 21. Aufgestellt von Stefan Schröder vom HSV Hamburg im Jahr 2009. Der Rechtsaußen hatte damals den mehr als 26 Jahre alten Rekord des polnischen Linkshänders Jerzy Klempel übertroffen, der am 4. Juni 1983 im Trikot von Frisch Auf Göppingen im Spiel bei TuS Hofweier 19 Tore erzielt hatte. Der 35 Jahre alte Michael Kraus war nah dran: Er erzielte 18 Treffer.

Herr Kraus, können Sie sich erinnern, jemals 18 Tore in einem Pflichtspiel erzielt zu haben?

Nein – ich glaube 17 gab es mal. 16, 15, 14 war alles schon dabei, aber 18 noch nicht.

Denkt man da während des Spiels mal an den Rekordwert?

Wer mich kennt, weiß, dass mir das völlig egal ist. Obwohl: wenn mir einer zugesteckt hätte, dass er bei 21 liegt hätte, dann hätte ich den vielleicht geknackt. Nein im Ernst, es ist gut, dass mein ehemaliger Mitspieler Schröder (Anm. d. Red.: Stefan Schröder vom HSV Hamburg) weiter den Rekord behält.

Wie ist so eine Quote denn möglich?

Ich habe mir den Innenblock von Hannover natürlich angeschaut. Die haben da zwei körperlich sehr robuste Spieler, die vielleicht nicht so schnell auf den Beinen sind. Ich habe einen schnellen Angriff und Armzug, das habe ich versucht auszunutzen. Da muss man die richtigen Entscheidungen treffen, auch wenn das manchmal schwerer ist, als es aussieht. Was zeigt, dass Handball eben auch im Kopf entschieden wird.

Mal abgesehen von den 18 Toren, wie wichtig waren nach sechs Spielen ohne Sieg die zwei Punkte?

Klar, sehr wichtig. Man hat bei uns den Druck im Vorfeld gespürt, auch beim Trainer, das ist ganz normal. Heute gab es nur eine Marschrichtung: Wir wollten nicht wie gegen den Bergischen HC in die Kabine kommen und sagen wir haben uns nichts vorzuwerfen, stehen aber wieder mit leeren Händen da. Auch wenn die Hannoveraner personell etwas angeschlagen waren, kommen sie dennoch mit einer Klassemannschaft daher. Und man hat gesehen, dass wenn man ihnen nur ein bisschen Luft lässt, sie wieder rankommen, auch wenn es nie wirklich eng wurde. Es war einfach wichtig, zu Hause mal wieder zu gewinnen, ich glaube es war heute erst der zweite Sieg in den letzten 19 Heimspielen.

Und was machen Sie jetzt bis zum nächsten Spiel am 1. November?

(überlegt) Auf was sprechen Sie an?

Falls doch noch der Bundestrainer anruft, der zuletzt in Martin Strobel ja einen Spielmacher aus der zweiten Liga nominiert hat?

Ich glaube, Christian Prokop hat meine Handy-Nummer gar nicht. Nein, ich werde jetzt im Kreis meiner Familie bleiben und mich gezielt auf das Spiel bei den Füchsen Berlin vorbereiten.