Foto: Deiner

Frauenschwarm und Schwiegermuttertraum – Michael Bublés Konzert in der Porsche-Aren.

Stuttgart - Spektakulärere Einheizer als Naturally 7 hätte Michael Bublé kaum engagieren können. Die Männer aus New York begeistern am Sonntagabend mit ihren A-cappella-Darbietungen die 7000 Besucher in der Porsche-Arena. Naturgetreu imitieren die sieben Vokalartisten Instrumente, singen mehrstimmig über Hip-Hop- und Soul-Rhythmen. Ihr Glanzstück: die Beatles-Nummer "While My Guitar Gently Weeps".

Dann betritt Michael Bublé die Bühne. Als Frauenschwarm und Schwiegermuttertraum in Personalunion. Ein vielstimmiger Jubelschrei begrüßt den kanadischen Crooner. Der antwortet - vom bombastischen Sound einer Big Band unterlegt - mit einem Fluss von Tränen: "Cry Me A River". In seinem adretten Maßanzug sieht der 35-Jährige ein wenig aus wie Oliver Bierhoff. Aber was für eine Stimme ertönt da, wenn er loslegt! Frisch, ungekünstelt, vibratolos und absolut intonationssicher füllt sie die effektvoll ausgeleuchtete und bestens beschallte Arena. Bublé genießt es offensichtlich, im Mittelpunkt zu stehen und die positive Energie der Menschen in sich aufzunehmen. Die verwandelt er in gute Laune und erzählt dem Publikum lustige, alberne und manchmal nicht ganz jugendfreie Geschichten.

Türöffner und Horizonterweiterer

Bei "All Of Me", dem Standard aus dem großen amerikanischen Songbook, lässt sich Bublés kraftvolle Stimme vom elastischen Swing des 13-köpfigen Jazzorchesters beflügeln und holt das Liebeslied - genauso wie kurz darauf die Weill-Komposition "Mack The Knife" - aus den 1930er Jahren in die Gegenwart. Für viele junge Fans im Publikum ist das die erste Begegnung mit Jazz. Der smarte Sänger fungiert als ein musikalischer Türöffner und Horizonterweiterer.

"Geil!", entfährt es einem 13-Jährigen, als sein derzeitiges Lieblingslied "Everything" erklingt, das er auf You Tube schon so oft mitgesungen hat. Seine Eltern freuen sich und fallen in den Chor ein. Um nicht im Schnulzenschmalz zu versinken, frischt Bublé mit rasanten Nummern aus Jazz, Soul und Pop das Repertoire auf. Umso mehr gehen dazwischen Balladen wie "Crazy Love" oder "You Don't Know Me" zu Herzen. Bublé hat bestimmt keine so markante Stimme wie Van Morrison oder Ray Charles, aber seine glänzend arrangierten Interpretationen sind gefühlvoll und klar. Die "New York Times" bescheinigt dem Fischersohn, er "tropfe förmlich vor Starqualitäten". Manche sehen in Bublé gar einen neuen Sinatra.

Bewundernswert ist es allemal, wie er generationenübergreifend Menschen mit seiner melodienseligen Musik - zuletzt mit einer Michael-Jackson-Show-Einlage, einer ausgelassenen "Twist And Shout"-Fassung, mit Riesenbällen und Konfettiregen - unterhält und begeistert.