Michael Bublé in der Schleyerhalle Stuttgart Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Michael Bublé versteht es, zu feiern. Er lässt die Flammen empor schießen, am Montagabend in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle, er lässt die Herzen herabregnen als Konfetti, er schreitet lässig durch die Menge, macht sich die Hits vergangener Zeiten zu eigen und ist um keinen Scherz verlegen: Swing-Nostalgie als große Pop-Show.

Die schweren Vorhänge auf der Bühne in der Schleyerhalle stehen in Flammen, als sich dort ein kleiner Spalt öffnet und der Sänger, elegant mit schwarzer Fliege, schwarzem Jackett, aus der projizierten Feuersbrunst heraus ins Scheinwerferlicht tritt. Michael Bublé singt „Fever“, einen Song, den jeder zumindest von Elvis Presley kennt. Neu arrangierte Stücke gut gewählter Klassiker – das ist noch immer das Erfolgsrezept des 39-jährigen Kanadiers. Die Stücke, die er ausgräbt, sind stets clever in Szene gesetzt, er trägt sie vor mit echtem Schmelz und einer rauen Stimme, die auch weich sein kann.

Von gestern ist Michael Bublé dabei durchaus nicht – den balladesken Teil seiner Show bringt er schnell hinter sich, all die hübschen Streicherinnen, die er sich für diese Lieder auf die Bühne geholt hat, begleiten ihn in eine flottere Zukunft, in der er sich von Daft Punk den Hit „Get Lucky“ ausleiht. Dass Romantik und schmutziger Sex sich nicht ausschließen – Bublé weiß es genau und erzählt davon. Schräger Humor und eine gute Portion Frechheit gehören zum jungenhaften Charme, mit dem der Sänger sein Publikum umstrickt. Bublé hat Fans, die ihm folgen, die besser wissen als er selbst, in welcher deutschen Stadt sein nächstes Konzert sein wird. Er entdeckt sie in der ersten Reihe, sie halten ein Plakat in die Höhe – Bublé spricht mit ihnen, verspricht ihnen: Wenn er sie in Frankfurt wieder im Publikum findet, wird er ihnen den Flug zur nächsten Show spendieren. Das Paar ist außer sich, und Bublé, unverschämt sympathisch, zuckt die Schultern: „Don’t cry“, sagt er. „The truth is I am so rich I can use money as toilet paper“ – weinen sollen sie nicht, denn einem Bublé macht das gar nichts aus, der hat Geld genug.

Michael Bublé wird von einer exzellenten Band begleitet, zu der sieben Bläser gehören. Er singt auch Sinatra, zu dem er respektvollen Abstand hält, und Otis Redding, aus dessen „Try A Little Tenderness“ er eine konsequent sanfte Swing-Nummer macht. Auch „Feelin’ Good“ und sein eigener Hit „Home“ fehlen nicht.

Naturally 7, die sieben Sänger aus New York, die perfekt alle Instrumente einer Soul-Band imitieren, spielten für Bublé die Vorband, sie sind nun wieder da, als der Star durch die Menge geht, auf eine runde Bühne zu, mitten im Saal. Dort singen sie mit ihm die Bee Gees und die Beatles: „To Love Somebody“ und „All You Need Is Love“. Immer noch und immer wieder geht es um die Liebe, die enttäuschte, die romantische, die brennende. „Beautiful Day“ heißt Bublés letztes Lied vor der Zugabe. Dabei steht er wieder auf der großen Bühne, vor einer Kulisse aus blauem Himmel, bunten Drachen und Ballons: Wer den Witz hat, muss den Kitsch nicht fürchten. Noch einmal schlagen echte Flammen deckenwärts – Michael Bublé hat das Jackett gewechselt, seine Zugabe beginnt mit „Cry Me A River“ – seine Fans, die Frauen zuvorderst, sind längst außer sich.